In einer wegweisenden Rede beim Crypto Task Force Roundtable in Washington hat der neue Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC umfassende Reformen für den Umgang der Behörde mit Krypto-Assets angekündigt. Im Zentrum seiner Keynote stand die Tokenisierung von Wertpapieren – also der Übergang von traditionellen, zentral geführten Datenbanken hin zu blockchain-basierten Buchungssystemen.
Atkins gilt als marktwirtschaftlich orientierter Pragmatiker mit einem ausgeprägt reformerischen Ansatz. Bereits in früheren Funktionen – unter anderem als SEC-Kommissar unter Präsident George W. Bush – sprach er sich für maßvolle Regulierung und unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen aus. In seiner aktuellen Rolle als Vorsitzender der SEC unter Präsident Trump, verfolgt er das Ziel, den US-Finanzplatz als globalen Vorreiter in der Krypto-Regulierung zu etablieren. Atkins steht für eine klare, technologieoffene Regulierung, die Innovation nicht ausbremst, sondern durch Rechtssicherheit und transparente Regeln aktiv fördert.
In seiner Keynote zog er einen Vergleich zur Entwicklung der Musikbranche. Wie MP3 und digitale Formate einst die Verbreitung und Nutzung von Audio revolutionierten, ermögliche die Blockchain-Technologie neue Formen der Emission, des Besitzes und Handels von Wertpapieren. On-Chain-Securities könnten künftig automatisiert Dividenden ausschütten, illiquide Vermögenswerte handelbar machen und die Kapitalmärkte insgesamt effizienter gestalten.
Die USA als „Krypto-Hauptstadt der Welt“
Im Einklang mit der Krypto-freundlichen Haltung der aktuellen US-Regierung unter Präsident Donald Trump will die SEC laut Atkins eine vernünftige und innovationsfreundliche Regulierung schaffen. Dabei soll die Behörde nicht länger durch ad-hoc-Strafverfolgung agieren, sondern klare Regeln definieren. Atkins unterstich drei Bereiche, in denen man sich besonders engagieren will.
So kritisiert Atkins etwa, dass bisher nur vier Projekte Krypto-Wertpapiere regulär registriert hätten. Die aktuellen Formulare, etwa das bekannte Formblatt S-1, sind demnach ungeeignet für die Besonderheiten von Blockchain-Projekten. Die SEC wolle daher prüfen, ob neue Registrierungsausnahmen oder Safe Harbors notwendig sind, um Innovation zu ermöglichen, ohne Anleger zu gefährden.
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Neben der Regulierung von Wertpapieren sieht der neue SEC-Chef auch Nachholbedarf bei der Verwahrung. Dabei wurde kürzlich ein zentrales Hindernis beseitigt. Die umstrittene Staff Accounting Bulletin 121 wurde zurückgezogen. Nun will Atkins dafür sorgen, dass auch Self-Custody-Lösungen für Fonds und Finanzberater unter bestimmten Bedingungen möglich werden. Zudem stellt er das bisherige Konstrukt der „Special Purpose Broker-Dealer“ infrage – nur zwei solcher Anbieter sind bislang überhaupt zugelassen.
Zu guter Letzt sprach er sich für eine Modernisierung des Regelwerks für Alternative Trading Systems (ATS) aus und stellt in Aussicht, dass künftig auch „Super Apps“, also Plattformen, die Wertpapier- und Krypto-Handel kombinieren, regulatorisch unterstützt werden könnten. Auch paarweiser Handel zwischen Securities und Non-Securities sei aus seiner Sicht nicht verboten und sollte stärker genutzt werden dürfen.
Von Repression zu Kooperation
Auch seinen Vorgänger kritisierte Atkins mit deutlichen Worten. Die SEC habe Krypto zunächst ignoriert und später ausschließlich durch Strafmaßnahmen reguliert. Dabei habe es sich gerächt, dass die Behörde zu Beginn den Kopf in den Sand gesteckt hat, was das restriktive Vorgehen im späteren Verlauf bedingte. Dem will er in Zukunft mit einer sogenannten Fit-for-purpose-Regulierung begegnen, daher klare rechtliche Rahmenbedingungen und ein Ende der regulatorischen Willkür. Statt durch Rechtsunsicherheit Unternehmen ins Ausland zu treiben, wolle die SEC Innovation im Inland ermöglichen.
Atkins hob zudem die neue Crypto Task Force innerhalb der SEC hervor, die von den ebenfalls krypto-freundlichen Kommissaren Hester Peirce und Mark Uyeda mitgegründet wurde. Ziel sei eine enge, ressortübergreifende Zusammenarbeit und damit ein Bruch mit der bisherigen Silo-Mentalität innerhalb der Behörde.
Mit seiner Rede markierte Atkins also einen paradigmatischen Wandel in der Haltung der US-Börsenaufsicht gegenüber der Kryptoindustrie. Sollte die SEC diesen Kurs halten, dürfte die Tokenisierung traditioneller Finanzinstrumente erheblich an Fahrt gewinnen.
