Bitcoin steht derzeit ganz im Bann der US-Wahl. Nachdem der Kurs in den letzten Wochen deutliche Fortschritte verzeichnen konnte, gab es in den letzten Tagen eine kräftigere Korrektur, die den Kurs kurz vor dem Allzeithoch wieder nach unten gezogen und bis unter die Marke von 69.000 Dollar zurückgeholt hat.
Mit dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend seit März und dem Überschreiten wichtiger charttechnischer Indikatoren bleibt das Chartbild strukturell bullisch, doch der Ausgang der US-Wahl wird nun kurzfristig über das weitere Momentum der Preis-Entwicklung entscheiden. Nachdem der Kurs in den letzten Wochen vom „Trump-Trade“ profitiert hatte, konnte nun ein De-Risking beobachtet werden, da die Umfrage-Werte und Wettmarkt-Prognosen von einem wahrscheinlichen Trump-Sieg wieder zurück zu einem sehr engen Ergebnis gewechselt sind.
Mögliche Effekte durch die Wahlergebnisse
Ein Trump-Sieg gilt für viele Marktbeobachter als bullischer für die Finanzmärkte als ein Harris-Sieg, da Trump für Deregulierung und Steuersenkungen plädiert, während Harris mit Steuererhöhungen für Unternehmen und Reiche wirbt. Auch seine krypto-freundlichere Haltung hat speziell den Bitcoin-Kurs zuletzt angetrieben. Sollte Trump gewinnen, ist ein Ende des De-Riskings und eine Wiederbelebung der Rally ein plausibles Szenario, während ein Harris-Sieg zu einer ausgedehnteren Korrektur für Bitcoin führen könnte.
Das dritte und pessimistischste Szenario wäre ein uneindeutiges Wahlergebnis, welches zu weiteren Komplikationen führen könnte. Viele Marktbeobachter fürchten, dass die Ergebnisse der US-Präsidentschafts- und Kongresswahlen am 5. November möglicherweise erst nach Tagen oder Wochen bekannt werden, was die Unsicherheit an den Märkten erhöht. Im schlimmsten Fall könnte es zu zivilen Unruhen kommen, die aufgrund der weiter aufgeheizten Stimmung im Land die Stürmung des Capitols nach der letzten Wahlniederlage Trumps noch übertreffen könnten.
Das wird nach der Wahl wichtig
Langfristig macht es in Sachen Geld- und Fiskalpolitik wahrscheinlich keinen großen Unterschied, wer das Rennen ums Weiße Haus gewinnen wird, da beide Kandidaten kein Interesse daran haben, das Haushaltsdefizit zu verringern. Im Gegenteil, bei beiden wird erwartet, dass zusätzliche Ausgaben die Schuldenlast der USA noch vergrößern werden. Das stellt weitere geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der dadurch entstehenden Probleme in Aussicht, die die Geldmenge und damit perspektivisch die Inflation ausweiten werden. Das wiederum ist bullisch für Assets wie Bitcoin, die dadurch im Wert weiter steigen.
Kurzfristig rückt direkt nach der Wahl die nächste Zinsentscheidung der Federal Reserve in den Fokus. Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank, wird am Donnerstag eine Pressekonferenz abhalten. Ein 25-Basispunkte-Zinsschnitt wird allgemein erwartet, jedoch könnten Unsicherheiten nach der Wahl im Zweifel sogar zu aggressiveren Zinssenkungen führen. Ein verzögertes Wahlergebnis könnte der Fed ermöglichen, die Zinsen stärker zu senken, ohne politisch beeinflusst zu wirken.
Sollten nach der Wahl Kongress und Präsidentenamt von verschiedenen Parteien geführt werden, kann die Fed ihren bisherigen Fahrplan wahrscheinlich weiterführen, doch im Falle einer einheitlichen Kontrolle durch die Demokraten müsste die Fed auch potenzielle Auswirkungen von Steuererhöhungen berücksichtigen. Eine „red wave“ hingegen könnte die Fed dazu veranlassen, aufgrund der Unsicherheit bezüglich der Haushaltspolitik langsamer vorzugehen.
Unabhängig von den USA spielt auch China für den globalen Liquiditätszyklus und damit für die Bitcoin-Preisentwicklung eine große Rolle. Und hier wird in dieser Woche ebenfalls eine wichtige Ankündigung erwartet. China erwägt die Genehmigung zusätzlicher Schulden im Wert von über 10 Billionen Yuan (ca. 1,4 Billionen Dollar) in den kommenden Jahren, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Sollte Donald Trump die US-Wahl gewinnen, könnte China das Konjunkturpaket weiter aufstocken, um potenziell verschärften wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Trump droht mit hohen Zöllen auf chinesische Importe. Das geplante Paket entspricht über 8 % des chinesischen BIP und signalisiert Chinas Absicht, die wirtschaftliche Stimulierung zu erhöhen.
Denken Sie langfristig!
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