Kompakt:
- Die Chefin der EZB veröffentlichte einen kritischen Artikel in der Zeitschrift L’ENA hors les murs.
- Darin warb Lagarde erneut für den digitalen Euro.
- Gleichzeitig warnte sie vor Bitcoin, aber auch verstärkt vor Stablecoins.
Bitcoin ist zu riskant und zu volatil. Das behauptet zumindest die Chefin der EZB und geht in einem gestern veröffentlichten Artikel auch besonders hart mit den Stablecoins ins Gericht. Hier sieht Lagarde nämlich eine Gefahr für die Souveränität der Währungspolitik und dem staatlichen Monopol in diesem Bereich die Weichen stellen zu dürfen. Dies könnte zumindest ein Szenario sein, wenn Stablecoins Verbreitung finden würden.
Bitcoin birgt Lagards Ansicht nach zwar nicht eine so große Gefahr wie etwa Libra oder andere Stablecoins, aber BTC stellt kein funktionelles Geld dar. Insgesamt ist ihr Bitcoin zu volatil, besitzt nicht genügend Liquidität und ist zu spekulativ. Kritikpunkte, die nicht neu sind, gleichermaßen aber auch noch nicht vollständig und in jeder Hinsicht entkräftet werden konnten.
Der Anreiz, diese Punkte zu wiederholen, dürfte wohl für die EZB-Chefin darin liegen, dass sie den geplanten digitalen Euro somit als alternativlos verkaufen kann. Denn hinter ihm würde im Gegensatz zu Bitcoin eine Institution stehen, die den Wert und die Stabilität garantieren kann. Das auch in dieser Hinsicht ein Protokoll schlicht die gleiche Funktion erfüllen könnte, scheint Lagarde nicht zu bekümmern.
Bitcoin und der neue Euro können koexistieren
Das die EZB den Euro über Distributed-Ledger-Technologien auf die eine oder die andere Art digitalisieren muss, scheint festzustehen. China gibt unlängst den Ton an und alle Staaten, die sich dem Fortschritt nicht anpassen, laufen Gefahr, schlicht überrollt zu werden.
Das haben die Finanzminister der EU und auch die EZB-Chefin verstanden. Das Bitcoin eine andere Funktion erfüllen will und kann, findet aber anscheinend immer noch keinen großen Anklang. Das ist auch verständlich, denn im Gegensatz zu Stablecoins macht Bitcoin dem Euro keine Konkurrenz, sondern schlägt einen wesentlich radikaleren Wandel vor.
Das hat den Vorteil, dass Bitcoin zumindest noch nicht so brandgefährlich für die EZB und die Politik ist, wie etwa Libra. Denn nur wenn genügend Bürger auf BTC schwenken würden, dann hätte dies spürbare Auswirkungen. Hier haben Stablecoins tatsächlich die Nase vorn, denn sie erfüllen einen Zweck, den der Euro als Buch- oder Bargeld noch nicht erfüllen kann und an dem ein großer Bedarf besteht.
Damit könnte eine Situation entstehen, in der Bitcoin der Plan B für diejenigen bleibt, die sich vor dem Scheitern von Fiat schützen wollen, ohne das dies direkt die Währungshüter oder die Politik auf den Plan ruft.