Kommentar

Bitcoin gelingt die Erholung, doch die Zeichen stehen auf Sturm


Bitcoin notiert wieder oberhalb von 60.000 US-Dollar und Szene jubelt. Einmal mehr hat es die Mutter aller Kryptowährungen geschafft und schwingt sich nach einem scheinbar katastrophalen Zusammenbruch zurück in den Sattel. Solche Kurskorrekturen sind nicht untypisch und in vergangenen Bullenmärkten kam es zu Korrekturen zwischen 20 % und 45 %, abhängig vom jeweiligen Handelsplatz.

Viele Veteranen dürften also blind nachgekauft haben, weil sie, nicht ganz zu Unrecht, auf eine schleunige Erholung spekuliert haben. Dabei zeigt der jüngste Kurseinbruch jedoch, wie abhängig die Entwicklung von der Börse und Wirtschaftsnachrichten geworden sind. Themen wie der Yen-Carry-Trade, die Arbeitslosenzahlen in den USA und die Politik der Fed bestimmen das Geschehen. Dieser Umstand ist nicht unbedingt neu, sondern schon länger bekannt.

Das Novum sind die unsteten Zeiten in denen wir Leben und die Tatsache, dass das Schicksal der westlichen Nationen auf einen möglichen Wendepunkt zusteuert.

Die Amerikaner haben die Qual der Wahl

Donald Trump gilt bei vielen in der Szene als Favorit, weil er sich offen für Bitcoin und Crypto ausgesprochen hat. Außerdem will er Gary Gensler als SEC-Chef ablösen und Ross Ulbricht freilassen. Derweil kommen von der demokratischen Kandidatin und amtierenden Vizepräsidentin keine Wahlversprechen in diese Richtung.

Doch diese Facette des Wahlkampfs ist nur Rauschen. Die wichtigen Entscheidungen liegen in der Weichenstellung der NATO und ihres Engagements in der Ukraine. Trump will den Krieg binnen 24 Stunden beenden, was gemeinhin so gedeutet wird, dass er den Ukrainern schlicht die Unterstützung streicht und Verhandlungen erzwingt. Kritiker monieren, dass dies fatale Auswirkungen hätte, denn dann könnte Russland womöglich Bedingungen diktieren, die für Europa nachteilig wären. Die USA könnten also unter Trump die EU empfindlich schwächen und erneut die gemeinsame Sicherheitspolitik infrage stellen.

Während seiner ersten Amtszeit forderte er von den europäischen Partnern die Einhaltung des 2-Prozent-Ziels bei den Rüstungsausgaben und wiederholte das auch während des Wahlkampfs. Mittlerweile haben die Europäer verstanden, dass sie sich daran halten sollten und geben mehr für die Rüstung aus.

Die Sicherheitspolitik ist jedoch nur eine Baustelle, bei der Trump eine ganz andere Route einschlagen könnte als sein Vorgänger.

Stabilität ist für den Kryptomarkt wichtig

Der Grund, warum dieses Beispiel relevant ist, liegt nicht alleine in der Aktualität und der Bedeutung, die der Ukraine-Krieg für den Westen hat. Es unterstreicht, dass Trump ein destabilisierender Faktor ist. Der Kryptomarkt scheint bislang genauso allergisch auf solche Faktoren zu reagieren, wie Tech-Aktien und andere US-Wertpapiere.

Damit stehen die Zeichen auf Sturm, denn das Thema Crypto droht je nach Ausgang der Wahl vom Regen in die Traufe zu kommen. Gewinnt Harris, dann gibt es keine Geschenke für die Industrie und mit der SEC eine strenge Regulierung. Macht Trump das Rennen, dann verteilt er vielleicht ein paar Bonbons an Unterstützer, reißt aber mitunter das Fundament ein, auf dem der Westen gemeinsam baut. Das könnte wiederum bittere Auswirkungen auf den Kryptomarkt haben, der neuerdings sogar darauf reagiert, wenn in Japan der sprichwörtliche Sack Reis umkippt.

Der Weg von einem Allzeithoch zum nächsten war stets holprig. Angesichts der anstehenden Wahlen, den Kriegen in Nahost und der Ukraine sowie den Problemen, denen die Zentralbanken begegnen, könnte er noch holpriger werden. Ein weiteres Signal, welches bislang wenig Beachtung fand, ist die Tatsache, dass Gold in den letzten Tagen und Wochen sehr stabil blieb. Eine Eigenschaft, die sich viele von Bitcoin wünschen, aber in Krisenzeiten wahrscheinlich nicht bekommen werden.

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