An den Finanzmärkten herrscht trotz der gewaltigen Rally, die seit Herbst 2023 die Kurse nach oben treibt, immer noch die Sorge, dass die Quittung für die brutale Zinserhöhungsphase in 2022 und die immer noch hohe Inflation noch fällig werden muss – in Form einer ausgewachsenen Rezession.
Diese Sorge ist aus mehreren Gründen nicht ganz unberechtigt. Während Zinserhöhungen an den Finanzmärkten in der Regel sofort eingepreist werden – so auch im Jahr 2022 in Form des heftigen Bärenmarktes sowohl im Krypto-Sektor als auch an den traditionellen Finanzmärkten – finden die Auswirkungen der hohen Zinsen ihren Weg erst mit einiger Verzögerung in die Realwirtschaft. Die hohen Zinsen machen sowohl den Unternehmen als auch den Privatkonsumenten zu schaffen, da die Kosten für Rohstoffe, Finanzierungen wirtschaftlicher Aktivitäten, Darlehen für Häuser, aber auch Kreditkartenschulden in die Höhe geschossen sind.
So schlecht sieht es nicht aus…
Dennoch zeigen sich sowohl die Unternehmen als auch der US-Privatkonsument auch mehrere Monate nach der Zinserhöhungsphase noch erstaunlich robust. Die Unternehmen haben die hohen Preise an die Kunden weitergegeben, die Löhne sind angepasst worden und die Regierung gibt weiterhin fleißig Unmengen an Geld aus (welches sie sich über die Aufnahme von immer neuen Schulden leihen muss), um neue Jobs zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln.
Hinzu kommen einige neue Treiber, die die Finanzmärkte aufgrund einer Menge Zukunftsfantasie bereits jetzt befeuern und die Realwirtschaft in den nächsten Jahren ebenfalls weiter antreiben könnten. Spätestens seit ChatGPT letztes Jahr auf die Welt losgelassen wurde, ist Künstliche Intelligenz nicht mehr nur ein ferner SciFi-Traum, sondern eine Technologie, die einen realistischen Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann. Die sich rasant entwickelnden neuen „Large Language Models“ versprechen einen gigantischen Produktivitäts-Boost durch einen Bürokratie-Abbau und eine Effizienzsteigerung in diversen wirtschaftlichen Bereichen. In einigen Teilen tun sie das bereits jetzt.
Ein weiterer wichtiger Faktor speziell für die Finanzmärkte ist die verfügbare Liquidität. Die Märkte stehen schon lange unter dem enormen Einfluss der geldpolitischen Entwicklungen, die von den Zentralbanken dieser Welt gesteuert werden und sind abhängig von der künstlichen Liquidität, die von den Zentralbanken immer wieder entfesselt wird, um den Schuldenhunger der Welt zu bedienen. Wir befinden uns bereits im nächsten großen Liquiditätszyklus der Zentralbanken, da China die geldpolitischen Schleusen in diesem Jahr geöffnet hat, um die schwächelnde Wirtschaft aufzufangen, Europa eine ähnliche Krisenbewältigung durchführen muss und die US-Notenbank Federal Reserve gezwungen sein wird, den insolventen US-Bankensektor und die Refinanzierung der US-Regierung durch neue Liquidität aufzufangen.
Die neue Liquidität wird Asset-Preise in die Höhe treiben, da sie zunächst in die Finanzmärkte fließt und den Nennwert weiter verzerrt, mit dem der Wert von Aktien, Immobilien, Rohstoffen und auch Krypto-Assets bemessen wird – Dollar, Euro, Yuan und Co.
Beginnt für den Krypto-Sektor nun die Phase der Mainstream-Adaption?
Der dritte große Faktor könnte jedoch der Krypto-Sektor selbst sein. Die oben genannten Dynamiken legen das Fundament dafür, dass weiteres spekulatives Geld in den Sektor fließen kann. Die nun in den USA zugelassenen ETFs und die bald in Hongkong startenden Pendants öffnen zudem die Schleusen für institutionelle Anleger in den Krypto-Sektor und ermöglichen den Zufluss von Kapitalmengen, die vorher in diesem Ausmaß keinen Zugang zu dieser neuen Assetklasse hatten.
Doch der Krypto-Sektor selbst befindet sich ebenfalls in einer Transitionsphase, denn langsam, aber sicher bewegt er sich aus der rein spekulativen Phase hinaus, in der lediglich experimentelle Konzepte auf den verschiedenen Blockchain-Ökosystemen umgesetzt wurden und geht in eine Phase über, in der echte Anwendungen für die reale Wirtschaft interessant werden. Die offensichtlichste findet bei Bitcoin statt: Die anhaltende Inflation und das zunehmend fragiler werdende traditionelle Finanz- und Geldsystem machen die Nachfrage nach einer Alternative immer dringender. Immer mehr Marktteilnehmern werden diese Gefahren klar, daher rückt Bitcoin als Vehikel zur Absicherung des Kapitals in den Fokus. Nun, da die Wallstreet über die ETFs mitspielt, rühren die großen ETF-Anbieter die Werbetrommel für die Vorzüge von Bitcoin und beschleunigen diese „Awareness“ über die Probleme im derzeitigen System und die Vorteile von Bitcoin.
Im Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin bauen sich jedoch auch erste echte Usecases auf, die bald im Mainstream Anwendung finden könnten. Die prominentesten Anwendungsfelder liegen hier im Bereich Gaming, Real World Assets und in einer Infrastruktur-Schnittstelle für den Wirtschaftsbereich Künstliche Intelligenz. Allen drei Bereichen habe ich in früheren Kolumnen eine detaillierte Analyse gewidmet, die Sie bei Interesse in den entsprechenden Verlinkungen finden.
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Der Krypto-Sektor könnte vor seiner eigenen „Dotcom“-Blase stehen
Der Krypto-Sektor hat zwar bereits drei extreme Preiszyklen hinter sich, doch angesichts dieser beschriebenen Markt-Dynamiken könnte es sein, dass der Krypto-Sektor seinen „Dotcom“-Moment erst noch vor sich hat, da nun die Phase der Mainstream-Adaption beginnt. Es ist erstaunlich, wie viele Parallelen derzeit zur Phase der 1990er bestehen, in der die Internet-Economy in ihre Dotcom-Blase übergegangen ist. Der Makro-Analyst und ehemalige Goldman Sachs Manager Raoul Pal hat diese Ähnlichkeiten jüngst in einer Tweet-Serie deutlich gemacht.
Ähnlich wie jetzt auch wurde am Markt damals eine Zinswende erwartet und als notwendig für den Fortbestand der Rally angesehen, da ansonsten eine Rezession drohte. Doch diese kam nicht und auch die Zinsen wurden nur minimal gesenkt, da stattdessen der Siegeszug der Internet-Wirtschaft begonnen hatte und am Ende des Jahrzehnts in die Dotcom-Blase gemündet ist. Und dies, obwohl die Zinsen an den Anleihemärkten wieder gestiegen sind und der Dollar stark war – eigentlich Kontraindikatoren für steigende Asset-Preise. Auch in dieser Zeit wurde der Aufschwung begleitet von einer deutlichen Ausweitung der Geldmenge, die als Futter für diese Rally hergehalten hatte.
Natürlich kann man die Vergangenheit nicht als Indikator dafür hernehmen, was in der Zukunft passiert, doch die Parallelen sind erstaunlich und der Krypto-Sektor hat in Sachen Adaption und Marktdynamik sehr viele Ähnlichkeiten zum Internet-Sektor, da das eine im Grunde aus dem anderen hervorgegangen ist und beide miteinander verbunden sind.
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