Recht

Sam Bankman-Fried geht in Berufung: Kann er dem Knast entkommen? 


Sam Bankman-Fried wurde im März zu einer Haftstrafe von insgesamt 25 Jahren ohne Bewährung verurteilt, nachdem ihn eine Jury im Herbst 2023 für schuldig befand. Das Strafmaß wurde von der Szene mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits war der Gerechtigkeit Genüge getan worden, andererseits wäre eine viel härtere Haftstrafe für Bankman-Fried im Topf gewesen. Theoretisch hätte ihn das Gericht über 100 Jahre ins Gefängnis schicken können. 

Weil das Strafmaß jedoch an dem New Yorker Gericht über ein Punktesystem festgelegt wird, welches u. a. etwaige Vorstrafen und die schwere der Delikte berücksichtigt, war ein solcher Urteilsspruch nüchtern betrachtet nicht zu erwarten gewesen. Dennoch hätte der Richter noch ein oder zwei zusätzliche Jahrzehnte drauflegen können und somit den Ermessensspielraum nicht voll ausgeschöpft. Auch die Staatsanwaltschaft hatte zwischen 40 und 50 Jahre Haft gefordert. 

Doch das scheint den Verurteilten nicht weiter zu bekümmern. Stattdessen legten seine Anwälte diese Woche Berufung gegen das Urteil ein. 

So argumentiert sein Anwalt

Bankman-Frieds Anwälte haben Berufung gegen seine Verurteilung eingelegt und primär den zuständigen Richter kritisiert. In der 102-seitigen Berufung fordert sein Anwalt eine neue Verhandlung und argumentiert, dass der zuständige Richter Lewis Kaplan die Verteidigung seines Mandanten unfair eingeschränkt habe, indem er dessen Möglichkeit, Beweise vorzulegen, begrenzte. 

Weiterhin behauptet die Verteidigung, der Richter habe Bankman-Fried von Beginn an als schuldig betrachtet. So interpretiert man etwa das Verbot der Verteidigung, vor Gericht darzulegen, dass FTX-Nutzer möglicherweise ihr Geld im Insolvenzverfahren zurückerhalten könnten, als massive Einschränkung. Ebenfalls kritisiert man, dass Bankman-Fried daran gehindert wurde, zu erklären, dass er in seinen Geschäftsentscheidungen auf rechtliche Beratung vertraut haben soll. Außerdem wird die Rolle der Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell in Frage gestellt, die FTX zunächst rechtlich beraten und später Informationen an die Staatsanwaltschaft weitergegeben haben soll. 

Sollte der Berufung stattgegeben werden, dann könnte Bankman-Fried ein neues Verfahren erhalten, bei dem die Karten neu gemischt werden. Ob ihn diese Punkte jedoch retten würden, ist mehr als fraglich. Denn es geht nicht nur um Beweise oder Aspekte, die man nicht berücksichtigt hat, sondern auch um Zeugenaussagen seiner ehemaligen Weggefährten, die ihn schwer belasteten. Darunter die Managerin und ehemalige Geliebte Caroline Ellison, die im Vorfeld der Verhandlungen einen Deal mit der Staatsanwaltschaft für sich aushandelte. Ellison hatte nämlich Kenntnis von der finanziellen Verstrickung zwischen Alameda Research und der Börse FTX sowie der Tatsache, dass sich Alameda an Kundeneinlagen der Börse bediente.  

Insofern dürfte es für Bankman-Fried schwer werden seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und mildernde Umstände sind angesichts der festgestellten Fakten bezüglich des großangelegten Betrugs eigentlich nicht zu erwarten. Zudem spricht auch die Statistik gegen ihn, denn nur in rund 10 % der Fälle wird einer Berufung stattgegeben. Man bekommt daher den Eindruck, dass Bankman-Fried nichts unversucht lassen möchte, aus seiner Situation das Beste zu machen. Dabei ist die Ausgangslage, in der er sich aktuell befindet, gar nicht so schlecht. 

SBF muss wahrscheinlich nur 12 Jahre absitzen

Bankman-Fried kann zwar nicht auf Bewährung hoffen, dennoch ist er aufgrund der Art und Schwere seiner Delikte ein Häftling, der sich für eine Haftverkürzung qualifiziert. Diese wird jährlich betrachtet und bei guter Führung kann er seine Haftstrafe jedes Jahr um ein paar Monate kürzen. Zusätzlich zu guter Führung kann er sich auch noch für verschiedene Programme anmelden, die seine Haftstrafe ebenfalls pro Jahr einige Wochen kürzen könnten. Rechnerisch könnte er bis zu 15 Jahren Haft auf diesem Weg einsparen. 

Aus diesem Grund kritisierten einige Prozessbeobachter das Ergebnis bereits kurz nach der Urteilsverkündung. Auch seine Haftanstalt zählt zu den besseren Unterkünften und bietet ihm daher einige Annehmlichkeiten, die andere US-Gefängnisse nicht anzubieten haben.  

Ob man ihm besonders harte Haftbedingungen wünschen sollte, sei einmal dahingestellt. Tatsache ist, dass er einen Betrug für 8 Milliarden US-Dollar begangen hat und vergleichsweise glimpflich davongekommen ist. Seine Eltern, die während des Verfahrens in den Fokus der Öffentlichkeit rückten, sind wohlhabende Akademiker und gelten als bestens vernetzt. Eine langjährige Haftstrafe ist wahrlich kein Spaziergang, aber es ist absehbar, dass Bankman-Fried seine Entlassung erleben wird und danach als Mann in seinen besten Jahren einen sanften Start in ein neues Leben bekommt.  

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