Kompakt:
- Die Ontario Securities Commission hat einen Bericht veröffentlicht, der die Zustände bei QuadrigaCX dokumentiert.
- Die Börse musste Insolvenz anmelden, weil der Besitzer Ende 2018 verstarb und die kryptographischen Schlüssel für das Bitcoin-Vermögen mit ins Grab nahm.
- Es handelte sich um einen Verlust von 135 Millionen US-Dollar. Das Insolvenzverfahren hat einen Umfang von 215 Millionen US-Dollar.
Der Fall von QuadrigaCX schlägt neue Wellen. Nachdem der CEO der Börse, Gerald Cotten, unter mysteriösen Umständen in Indien ums Leben kam, musste die Börse schließen. Cotten hatte die Private Keys mit ins Grab genommen.
Das übrige Management hatte somit keinen Zugriff auf das Vermögen der Kunden. Im Nachgang wurde der Fall immer skurriler. So forderten die Gläubiger die Exhumierung der Leiche Cottens, da sie Zweifel an seinem Tod hatten.
Nun setzt ein Bericht der Finanzmarktaufsicht der kanadischen Provinz Ontario der Sache noch die Krone auf.
QuadrigaCX war ein Pyramidensystem
Der Report zeigt deutlich, dass die Börse nicht zu jedem Zeitpunkt über die Mittel verfügte, die sie vorgab zu besitzen. Im Wesentlichen gab es wohl zwei Buchführungen und die Kunden wurden im Glauben gelassen, dass ihnen ein bestimmtes Guthaben zusteht.
Doch dieses Guthaben gab es häufig gar nicht, sondern es wurde fiktiv geführt. Sofern ein Kunde eine Auszahlung verlangte, so wurden seine Ansprüche aus den Einlagen anderer Kunden entweder teilweise oder vollständig bedient. Kurz vor Schließung der Börse war Quadriga dermaßen pleite, dass jede Einzahlung eines Kunden direkt dazu verwendet wurde, die Auszahlung eines anderen Kunden zu decken.
Zusätzlich versuchte Cotten wohl gegen seine Kunden zu traden. Laut dem Bericht war er dabei aber wohl weitestgehend erfolglos, erzeugte aber zu diesem Zweck falsche Accounts die er mit einem fiktiven Vermögen von insgesamt 115 Millionen US-Dollar ausstattete.
Doch das sträfliche Verhalten geht bis zu den Anfängen der Börse zurück. Im Jahr 2014 war zwischen 75 Prozent bis 100 Prozent des gemeldeten Volumens falsch. Dadurch erweckte Cotten bei den Kunden den Eindruck einen legitimen und erfolgreichen Handelsplatz zu führen.
Regulierung kann auch nützlich sein
Die Forderung den Krypto-Markt zu regulieren ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite läuft dies dem Aspekt der Freiheitlichkeit von Kryptowährungen zuwider. Auf der anderen Seite stehen Fälle wie QuadrigaCX, die sich hätten vermeiden lassen können.
Der Fall zeigt deutlich, dass Börsen und Broker wahrscheinlich einen besseren Service bieten, wenn sie unter Aufsicht stehen. Obwohl der Bericht zu der Schlussfolgerung kommt, dass Quadriga nicht stellvertretend für die ganze Branche steht, sind immer noch Fragen offen.
Ähnlich wie bei Quadriga gibt es bei vielen Börsen nach wie vor Zweifel über das tatsächliche Handelsvolumen. Dafür steht auch CoinMarketCap immer wieder in der Kritik. Außerdem werden sich bestimmte Exchanges nur schwer regulieren lassen. In einigen Fällen ist nicht mal klar, wo die Unternehmen überhaupt ihren Sitz haben.