Kompakt:
- Ein Bug hat einen Exploit ermöglicht, der die totale Geldmenge von Ravencoin erhöht hat.
- Ursprünglich sollte diese mit 21 Milliarden RVN begrenzt sein. Schätzungen zufolge liegt sie jetzt 5 Prozent höher.
- Der Angreifer hat die zusätzlich erzeugten RVN bereits auf dem Markt verkauft.
Eine Grundidee von Kryptowährungen ist die festgelegte Geldmenge, die einen bestimmten Punkt nicht überschreiten wird. Jeder kann diesen Prozess prinzipiell transparent überprüfen und ein zusätzliches „nachdrucken“ ist nicht möglich. Befürworter von Kryptowährungen sehen darin einen der größten Vorteile gegenüber unserem herkömmlichen Geld.
Doch bei Ravencoin kam es nun zu einem Gau, denn durch einen Bug in der Software konnten bisher Unbekannte Angreifer zusätzliche RVN erschaffen. Damit erhöhte sich nicht nur die totale Geldmenge, sondern auch die Menge an RVN, die jetzt im Umlauf sind. Bisher sieht es so aus, als ob die Angreifer alle erschaffenen Coins auf dem freien Markt verkauft haben.
Nun stellt sich die Frage, wie man dem Projekt wieder vertrauen kann oder soll. Dabei gibt es nur wenige Lösungen für das Problem.
Ravencoin liefert einen Patch
Das größte Problem ist den Angriff auf das Netzwerk zu unterbinden. Das geht leider nur, wenn alle Pools und Miner ein entsprechendes Update einspielen.
Ansonsten riskiert man, dass der Angriff fortgesetzt wird und immer mehr RVN entstehen, die eigentlich nicht vorgesehen sind. Eine andere Frage ist, wie man die erhöhte Geldmenge reduzieren will. Ein Rollback der Blockchain hält man für schlecht möglich.
Dann nämlich müsste man auch die entsprechenden Trades auf den Börsen negieren. Der Imageschaden wäre in diesem Fall noch größer.
Halving soll vorgezogen werden
Um die finale Menge an RVN am Ende doch zu erhalten, wird sehr wahrscheinlich eine Änderung durchgeführt werden, die bewirkt, dass weniger RVN entstehen. Obgleich es kein Rollback ist, soll das nächste Halving vorgezogen werden.
Damit würde die Rate nachhaltig manipuliert werden, die neue RVN entstehen lässt. Durch diese Maßnahme ließe sich also zumindest die Gesamtmenge wieder in den Griff bekommen.
Einzige Alternative wäre die erhöhte Menge in Kauf zu nehmen und darauf zu setzen, dass sich ein ähnlicher Fehler nicht wiederholt.
Keine Transaktionen
Bisher raten die Entwickler dazu an, die eigenen RVN nicht zu bewegen, bis die Situation komplett geklärt ist. Bisher scheint es keine Panikverkäufe zu geben. Der Preis dümpelte in den letzten Wochen mit geringem Volumen vor sich hin.
Sollte sich die Nachricht unter den Hodlern oder Spekulanten jedoch verbreiten, dann könnte es einen Kursrutsch geben. Schließlich ist das Vertrauen in die Sicherheit von Ravencoin nun erschüttert.
Derweil gelten alle Wallets und Assets als sicher. Es besteht also kein Risiko, dass die eigenen RVN geklaut werden könnten.
Das darf nicht passieren
Ravencoin galt vielen in der Krypto-Szene als vielversprechendes Projekt. Wurde es doch aus der Taufe gehoben, als Token und ICOs längst eine größere Bedeutung hatten, als Proof of Work Kryptos.
Mit der jüngsten Attacke erleidet das Projekt einen herben Rückschlag, von dem es sich vielleicht nicht mehr erholt. Wer letztlich mit Bitcoin konkurrieren will, der muss seine Hausaufgaben machen.
Nun müssen sich Anleger immer wieder Fragen, ob ihr Vertrauen in die fundamentalen Aspekte der Kryptowährung gerechtfertigt ist. Hier hilft es wenig, auf die Verantwortung aller Beteiligten hinzuweisen, den Code auch zu überprüfen. Schließlich ist dazu nur ein kleiner Teil der ganzen Menschheit im Stande.
Dies offenbart ein allgemeines Problem, welches schon länger bekannt ist. Die breite Öffentlichkeit ist auf das Vertrauen in die Entwickler angewiesen.