Kompakt:
- In USA wurde Anklage gegen die Gründer von BitMEX erhoben.
- Ursprünglich war die Identifizierung der Kunden für Februar 2021 vorgesehen.
- Angesichts der juristischen Konsequenzen beschleunigt man die Umstellung.
Es war ein heftiger Schlag gegen eine der größten Bitcoin-Börsen, die sich auf den Handel mit Derivaten spezialisiert hat. Die CFTC erhob Anklage gegen das Unternehmen, welches die Börse betreibt und neben den Vorwürfen, die aus aufsichtsrechtlichen Gründen erhoben wurden, hat die Angelegenheit auch eine strafrechtliche Dimension.
Die drei Gründer von BitMEX und ein Manager sollen sich also auch persönlich für die Verstöße gegen das US-Bankenrecht und Anti-Geldwäschegesetze verantworten. Daraufhin traten alle von ihren Managementpositionen, sofern sie welche innehatten, zurück und gaben bekannt, dass sie auch in Zukunft keine mehr bekleiden würden.
Doch mit der Trennung und der Neuformierung des Managements ist es noch nicht getan. Denn BitMEX hatte ein verpflichtendes KYC-Verfahren für seine Kunden bis spätestens Februar 2021 angekündigt.
Nur noch mit Passkopie
Schon ab dem 5. November sollen Kunden massiven Einschränkungen unterliegen, wenn sie sich nicht an dem Verfahren beteiligen und ihre Identität nachweisen. Dann nämlich werden keine Auszahlungen aus dem Afffiliate-Programm mehr möglich sein und außerdem kann man keine neuen Positionen eröffnen.
Am 4. Dezember werden dann auch Auszahlungen gesperrt und man kommt nicht mehr ohne KYC an seine Bitcoins. Zusätzlich werden offene Positionen dann wahrscheinlich geschlossen werden und man will die genauen Bedingungen dafür noch zukünftig kommunizieren.
Die Beschleunigung der Maßnahmen steht im direkten Zusammenhangen mit dem Handeln der US-Behörden und der Justiz. Es scheint, als wolle man das Geschäft aufrechterhalten und zu diesem Zweck keine Angriffsfläche mehr bieten.
Eine Frage der Zeit: Binance, Bybit und FTX
Es ist sehr merkwürdig, dass man andere Plattformen von behördlicher Seite noch nicht angegangen ist. Der schwerste Verstoß von BitMEX liegt nämlich darin, dass man US-Kunden bedient hat, denn damit unterliegt die Plattform automatisch auch dem US-Recht. Zwar schließen andere Anbieter das Geschäft mit US-Verbrauchern aus, aber die Maßnahmen sind nicht effektiv.
Alle sind über einen VPN erreichbar und fordern zumeist nur lose Angaben zur Person, die nur dann überprüft werden, wenn die Kunden ein höheres Limit wünschen. Binance reagierte recht früh, indem man das US-Geschäft von der Mutter abspaltete. Es ist aber unklar, wie viele US-Kunden heimlich bei der internationalen Plattform von Binance blieben. Dort hat man ein Abhebungsvolumen von 2 Bitcoin pro Tag, ohne sich ausweisen zu müssen. Sofern man also nicht besonders hohe Vermögenswerte täglich bewegen möchte, reicht den meisten Kleinanlegern ein Account immer noch aus.
Es ist ein gefährliches Spiel, denn das Vorgehen der Behörden macht klar, dass man Verstöße ahnden wird und wenn nötig auch internationale Strafverfolgung gegen die Verantwortlichen einleitet.