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Kryptowährungen: Steuern beeinflussen Investment-Strategie

Bitcoin Münze wird in die Spardose geworfen
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Derzeit macht der Blick auf die Kurse im Krypto-Sektor wieder Freude, denn der nächste langfristige Aufwärtstrend, der Anfang des Jahres gestartet ist, nimmt Fahrt auf. Sowohl Bitcoin als auch diverse Altcoins zeigen sich performanceseitig von ihrer bullischen Seite. Besonders wer sich bereits im Bärenmarkt gut aufgestellt hat, könnte bereits jetzt mit dem Gedanken spielen, bei einigen Positionen Gewinne mitzunehmen. Dementsprechend wird nun ein Thema relevant, welches die meisten Krypto-Anleger unterschätzen oder im Zweifel gar nicht auf dem Schirm haben: Steuern.

Krypto und Steuern in Deutschland – so ist die Lage

In Deutschland werden Kryptowährungen als private Wirtschaftsgüter behandelt. Dies bedeutet, dass Gewinne aus dem Handel von Kryptowährungen, wenn sie innerhalb eines Jahres realisiert werden, steuerpflichtig sind und zum persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden müssen. Dabei gilt anders als beispielsweise beim Handel mit Aktien: Die Dokumentationspflicht liegt komplett in den Händen der Anleger. Interessanterweise sind Gewinne aus Kryptowährungen, die länger als ein Jahr gehalten werden, steuerfrei. Diese Regelung bietet einen Anreiz für langfristige Investitionen und sollte bei der Planung der Anlagestrategie unbedingt berücksichtigt werden. Im Umkehrschluss heißt das jedoch auch, dass kurzfristige Trades – beispielsweise im laufe des Jahres 2023 eingegangene Positionen – steuerlich relevant werden. Das gilt sowohl für den Umtausch einer Kryptowährung in Euro als auch für den Umtausch von Krypto zu Krypto.

Sollte man also Gewinne bei kurzfristigen Trades – bspw. bei einer Altcoin-Position – mitnehmen, dann sollte ein Teil dieses Gewinns für die fällige Steuerpflicht einbehalten und in Euro umgewandelt werden, vor allem, wenn man plant, die Gewinne in andere Altcoin-Positionen zu reinvestieren. Es gibt diverse Horrorgeschichten von Investoren im Krypto-Sektor, die dieser Taktik gefolgt sind und den steuerlichen Aspekt dabei ignoriert haben. Das Endergebnis war im schlimmsten Fall, dass die reinvestierten Gewinne vollständig verloren gegangen sind, da die neue Wette nicht aufgegangen ist. Ein Umstand, der im hochspekulativen Altcoin-Sektor alltäglich ist, auch in einem Bullenmarkt. Unter dem Strich geht bei diesem Szenario der Gewinn verloren und die Steuerpflicht aus der Gewinnmitnahme fällt als zusätzliche Belastung an. Wenn man als Investor den steuerlichen Aspekt vernachlässigt, kann einen das schnell in Teufelsküche bringen.

So integriert man steuerpflichtige Trades sinnvoll in die Anlage-Strategie

Wer vergangene Kolumnen von mir bereits gelesen hat, der weiß, dass ich ein Anhänger des Modells der zyklischen Preisbewegungen für Bitcoin und den restlichen Krypto-Sektor bin. Diese Zyklen werden durch verschiedene Faktoren bestimmt, die größten sind dabei das Bitcoin-Halving und die Liquiditätszyklen der Zentralbanken weltweit. Die sich daraus ergebenden, mehrjährigen Krypto-Markt-Zyklen erschaffen gute Rahmenbedingungen, um Investments in den Sektor zu timen – und das in einer Art, die die Steuerpflicht aufgrund der Regelung mit der einjährigen Haltefrist umgeht.

Zunächst erscheint es mir sinnvoll, die Herangehensweise bei Bitcoin und Altcoins zu unterscheiden, da die Anlage-Philosophie sich hier sehr unterschiedlich gestaltet. Ein Investment in Bitcoin ist eine Wette darauf, dass staatliche Geldsysteme zunehmend instabiler werden und die Kryptowährung als stabilere Alternative zunehmend mehr an Attraktivität gewinnt. Ausgehend davon erscheint es mir, trotz der Volatilität auch in der mehrjährigen Perspektive, nicht sinnvoll, einmal investiertes staatliches Geld wieder zurückzutauschen. Hier mag die Herangehensweise bei jedem unterschiedlich sein, doch die angesprochenen Zyklen geben trotzdem einen guten Rahmen vor, da sie sich über weit mehr als ein Jahr erstrecken. Wer ungefähr im Bärenmarkt seine Bitcoin-Positionen eingeht und zu irgendeinem Zeitpunkt im Bullenmarkt verkauft, der dürfte weit über die einjährige Haltefrist hinaus und damit auch von der Steuerpflicht befreit sein.

Bei Altcoins gestaltet sich das Timing etwas schwieriger, folgt jedoch denselben Rahmenbedingungen. Bei den meisten Altcoins macht eine Exit-Strategie aus meiner Sicht jedoch absolut Sinn, denn die vergangenen Krypto-Zyklen haben gezeigt, dass über 90 Prozent aller Krypto-Projekte scheitern und die meisten nach spätestens einem Bullrun in der Versenkung verschwinden. Während eines Bullruns verabschieden sich fundamentale Bewertungsaspekte oft komplett und der Sektor wird größtenteils durch Narrative und Hypes getragen. Sobald dieser Nährboden schwindet, schaffen es nur die allerwenigsten Projekte, sich langfristig durchzusetzen. Dementsprechend macht es Sinn, sich spätestens in der Endphase eines Bullruns von den meisten Positionen zu verabschieden. Das Timing ist hier natürlich das schwierigste Handwerk, denn das genaue Top eines Bullenmarktes zu erkennen ist schwer bis unmöglich.


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Der Einstiegszeitpunkt bei Altcoins gestaltet sich ebenfalls als schwierig, da sie Bitcoin in den Tiefen eines Bärenmarktes deutlich underperformen und oft noch weiter in den Keller rauschen, wenn Bitcoin bereits das Schlimmste hinter sich hat. Innerhalb der übergeordneten Krypto-Zyklen gibt es nur eine relativ kleine Konsolidierungsphase, in der es sich wirklich lohnt, relevante Altcoin-Positionen aufzubauen. Sollte sich der Takt vergangener Zyklen auch jetzt wiederholen, dann befinden wir uns bereits seit Anfang des Jahres, spätestens seit Sommer wieder in einer solchen Phase, da der Bärenmarkt vorbei ist und Bitcoin bereits den nächsten langfristigen Aufwärtstrend eingeleitet hat.

Doch auch wenn das Timing bei Altcoins schwerer ist als bei Bitcoin, ist es möglich, das Investment so zu gestalten, dass man seine Positionen steuerfrei veräußern kann, da sich ein Krypto-Bullrun – wenn man vergangene Zyklen als Maßstab nimmt – über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren ausspielen kann. In der heißen Phase eines Bullruns kommt es oft vor, dass Altcoins innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage extreme Performances hinlegen und diese dann schnell wieder abgeben. Wenn man auch solche Marktbewegungen mitnehmen möchte, dann muss man im Zweifel in den sauren Apfel beißen und einen Teil der realisierten Gewinne entsprechend sofort für die Steuerpflicht mit einkalkulieren.

Auswirkungen der Steuerpflicht auf eine zyklische Krypto-Investment-Strategie zusammengefasst:

  • Bitcoin eignet sich aufgrund seiner Kernthese als Geldalternative als langfristige Wette, bei der Gewinnrealisierungen zurück in staatliches Geld nicht unbedingt sinnvoll sind. Nach einem Jahr Haltefrist und unter der Berücksichtigung der Markt-Zyklen ist das jedoch recht einfach umsetzbar.
  • Altcoins haben nur ein relativ kleines Zeitfenster innerhalb der Markt-Zyklen, das sich für ein Investment mit Aussicht auf Steuerfreiheit anbietet. Hier muss man früh genug sein – vor allem die Konsolidierungsphase zwischen Bären- und Bullenmarkt bietet sich als starker Einstiegszeitpunkt an.
  • Sollte man kurzfristige Trades machen, muss man unbedingt die Steuerpflicht mit einkalkulieren, da diese auch beim Umtausch Krypto zu Krypto gilt.

Warum Steuertransparenz bei Krypto-Investments unerlässlich ist

Zum Schluss noch ein Wort zur generellen Angabe von Steuern in Bezug auf Krypto-Investments. Die digitale Natur von Kryptowährungen lässt viele Anleger glauben, sie könnten dem Radar der Finanzbehörden entkommen. Dies ist ein gefährlicher Trugschluss. Trotz der scheinbaren Anonymität, die die Blockchain-Technologie bietet, sind Krypto-Transaktionen nicht vollständig verborgen. Wallet-Adressen sind lediglich pseudonym. Zentralisierte Börsen stehen zunehmend unter dem Druck, Informationen mit Steuerbehörden zu teilen. Selbst für darauffolgende dezentrale Transaktionen gilt: Einmal in Krypto umgewandeltes Fiat-Geld hinterlässt digitale Spuren, die theoretisch verfolgt werden können, vor allem, da für die meisten der initiale Weg über zentralisierte Börsen geht.

Denken Sie langfristig!

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