Kommentar

Hinman-Akten wichtiger für Ethereum als für XRP


Ethereum könnte ein Wertpapier sein, denn im Wesentlichen erfüllt die zweitgrößte Kryptowährung viele Merkmale, die dafürsprechen. Zuletzt ließ SEC-Chef Gary Gensler ein Fragezeichen über Ethereum hängen, als er vom Kongress befragt wurde. Er vermied eine direkte Antwort auf die Frage, ob Ethereum ein Wertpapier sei oder nicht.

Mit der Veröffentlichung der Hinman-Akten wird klar, dass Bill Hinman im Jahr 2018 sehr wohl wusste, dass er die Grenzen des Gesetzes verlässt. Die Kommentare seiner Kollegen gehen direkt auf die Problematik ein. Seine Einschätzung, welche er in der berühmten Rede gab, würde es extrem erschweren, die Position der SEC gegenüber Ethereum jemals zu revidieren, wie es in den Akten heißt. Hinman brachte einen Faktor ein, der zwar sinnvoll ist, von dem aber alle anderen Kryptowährungen und Token bis heute nicht profitieren dürfen.

Hinman ging nämlich u. a. davon aus, dass eine hinreichende dezentrale Struktur dafür sorgen würde, dass eine Kryptowährung nicht als Wertpapier eingestuft werden kann. Für Bitcoin und Ethereum sah er dieses Kriterium erfüllt.

Ein Bonuspunkt für Ethereum

Dies schwächt die Position von Gensler, denn in einem Interview gab er zum Besten, dass alle Kryptos als Wertpapiere einzustufen sind. Die einzige Ausnahme sieht er demnach in Bitcoin. Ein Hinweis darauf, dass Gensler darüber nachdenkt, auch Ethereum zum Wertpapier zu erklären.

Vor dem Kongress machte er keine gute Figur und wich einer Antwort auf diese Frage aus. Sollte die SEC nach Veröffentlichung der Akten jemals darüber nachdenken, auch Ethereum auf die Liste zu setzen, dann wird es jetzt schwieriger, diese Position zu behaupten.

Unmöglich wäre es allerdings nicht, denn es bliebe noch die Option offen zu argumentieren, dass die Aussagen auf dem damaligen Kenntnisstand beruhten. Es wäre allerdings spannend zu beobachten, wie die SEC versuchen würde, einen Bogen zu vollkommen neuen Erkenntnissen über Ethereum zu schlagen. Damit zeigen die Akten primär, dass Ethereum in einer etwas besseren Position ist.

Der Teufel steckt im Detail

Der Markt reagierte bullish auf die gestrige Meldung und der XRP-Kurs konnte direkt zulegen. Allerdings ist Hinmans Rede keineswegs ausschließlich als Pluspunkt für Ripple auszulegen. Denn Hinman führte ebenfalls aus, dass eine hinreichende dezentrale Struktur darauf hindeuten würde, dass Investoren keinen Grund haben zu glauben, dass ein wie auch immer geartetes Unternehmen dem Token durch seine Arbeit einen Wert verleiht.

Dieser Nebensatz ist von großer Bedeutung, denn damit wird deutlich, dass Hinman durchaus den Howey-Test im Sinne hatte, als er die Rede hielt. Es gibt also eine Reihe von Fragen, welche beantwortet werden müssen. Ist Ripple Labs eine gemeinsame Unternehmung im Sinne des Howey-Tests? Hatten Investoren Grund zur Annahme, dass die Arbeit von Ripple den Wert von XRP steigern könnte und damit ein Gewinn zu erzielen wäre?

Es wird spannend sein zu beobachten, wie das Gericht entscheiden wird und diese Fragen beantwortet. Denn nach wie vor sprechen viele Anhaltspunkte dafür, dass hier ein Investmentvertrag vorliegt. Die Hinman-Akten hebeln diese offenen Punkte nämlich nicht aus. Sie verraten aber auch, dass die SEC herumeiert und keinesfalls über eine klare Linie verfügt. Die Aspekte welche berücksichtigt werden, um für oder gegen einen Token als Investmentvertrag zu argumentieren sind immer noch variabel. Ein Spielraum, der erkennen lässt, dass die USA gut daran täten sich an der EU ein Beispiel zu nehmen und per Gesetz explizit auf Kryptowährungen und andere Anwendung von Blockchain-Technologien einzugehen.

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