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Großbritannien sitzt auf 61.000 Bitcoin: Machen die Briten den gleichen Fehler wie die Deutschen?


Großbritannien hat ebenfalls eine große Menge Bitcoin angehäuft, wie die Daten der Analyse-Plattform Arkham belegen. Aktuell rechnet man 61.245 BTC dem Vereinigten Königreich zu, was die Mittel sächsischer Behörden also noch mal deutlich übersteigt. Diese hatten rund 50.000 BTC aus dem Movie-2k-Verfahren zügig aufgelöst und gerieten deshalb in die Kritik.

Laut eigener Darstellung musste man aber so handeln, weil Bitcoin zu starken Kursschwankungen unterliegt. Deshalb fand eine Notveräußerung statt, bei der man gesetzlich dazu angehalten war, zügig zu handeln und nicht auf eine Wertsteigerung zu spekulieren. Warum man die Notveräußerung erst Monate später in die Wege leitete, kommentierte man jedoch nicht. Schließlich hatte man den Betrag bereits Mitte Januar eingezogen und die Wertschwankungen bis zum Beginn der Veräußerung am 19. Juni in Kauf genommen.

Der Rat vieler Experten, Bitcoin in die Staatskasse zu legen, wurde ignoriert. Zwar ist es nicht die Aufgabe der Staatsanwaltschaft dafür zu sorgen, aber die Spitzenpolitik hätte sicherlich einen Weg finden können, wie man die Notveräußerung für diesen Zweck hätte nutzen können.

Nun hat man den Erlös vorläufig in Verwahrung genommen, aber es ist absehbar, dass sich das Land Sachsen nach Abschluss des Verfahrens womöglich über eine Finanzspritze freuen darf. Obwohl zum endgültigen Verbleib der 2,6 Milliarden Euro noch nichts entschieden ist, bereitet diese Perspektive ausgerechnet einer britischen Lobbyorganisation große Sorgen.

Bitcoin Policy UK wirbt für nationale Bitcoin-Reserve

Scheinbar befürchtet Bitcoin Policy UK, dass die neue Labour-Regierung den gleichen Fehler machen könnte wie Deutschland. Großbritannien verfügt nach den USA und China über den drittgrößten staatlichen Bitcoin-Schatz. Auch im Vereinigten Königreich stammen die Mittel überwiegend aus Ermittlungsverfahren und wurden durch den Staat eingezogen. In einem Positionspapier macht die Organisation konkrete Vorschläge, wie man mit den staatlichen Bitcoin-Beständen umgehen sollte:

„Das Vereinigte Königreich hat sich bereits eine vorteilhafte Position als drittgrößter Nationalstaat-Halter von Bitcoin gesichert, hinter nur den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China. Die britische Regierung sollte nun überlegen, wie sie als Vorreiter einen langfristigen Ansatz entwickeln kann, sowohl durch die Beibehaltung dieser strategisch wichtigen Reserve eines transparenten, zensurresistenten und hochliquiden Vermögenswerts als Schatzamtsreserve als auch durch die Umsetzung anderer Richtlinien, um die Position des Vereinigten Königreichs als globaler Führer in einer aufstrebenden Industrie, die mit dieser neuen Anlageklasse verbunden ist, zu festigen.“

In den USA hat Donald Trump am Wochenende angekündigt im Falle einer Wiederwahl einen ganz ähnlichen Weg gehen zu wollen. Er will dafür sorgen, dass mehr als 200.000 Bitcoin, welche durch US-Behörden eingezogen worden sind, als staatliche Reserve genutzt werden. El Salvador hat bereits 2021 mit dem Aufbau einer Reserve begonnen. Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, der Oman oder Bhutan investieren massiv in Bitcoin-Mining. Der Tenor von Bitcoin Policy UK ist, dass Großbritannien abgehängt wird, wenn man sich nicht beeilt andere Voraussetzungen für die Bitcoin-Industrie zu schaffen.

Bitcoin-Mining sollte ausgebaut werden

Neben einer Bitcoin-Reserve wünscht man sich, dass Bitcoin-Unternehmen in Großbritannien frei agieren können. Dazu fordert man für die Unternehmen einen verbesserten Zugang zu Bankkonten und ein freundliches regulatorisches Umfeld. Zwar hatte die britische Regierung unter Rishi Sunak Krypto-Reformen umgesetzt, aber das genaue Gegenteil von dem erreicht, was man schaffen wollte. Statt aus dem Vereinigten Königreich ein Krypto-Hub zu formen, wanderte die heimische Industrie ab.

Zudem regt man an, Machbarkeitsstudien durchzuführen, um Möglichkeiten zu prüfen, wie das Bitcoin-Mining zum Erreichen der Umweltziele beitragen kann. So heißt es in dem Papier weiter:

Die Regierung sollte (i) eine Überprüfung der Deponien und Biogas-/Methanquellen in britischen Landwirtschaftsbetrieben durchführen, um das gesamte Methanminderungspotenzial beim Ausbau der Mining-Industrie im Vereinigten Königreich zu bestimmen, und (ii) Machbarkeitsstudien durchführen, die den Einsatz von Mining als flexiblen Lastnachfragereaktionskäufer und als Käufer von abgeregelter Windenergie untersuchen, wobei relevante Planungs- und Mischnutzungsfragen berücksichtigt werden.

Ob man sich damit Gehör bei der Spitzenpolitik verschaffen kann, bleibt abzuwarten. In der internationalen Politik zeigt sich, dass im konservativen bis rechten Spektrum größeres Interesse an Bitcoin besteht, während das Thema im linken Spektrum auf Ablehnung stößt. Die Labour-Partei scheint sich in dieses Schema nahtlos einzufügen, denn in der Vergangenheit positionierte sie sich eher gegen Bitcoin. Es wäre also eine Überraschung, wenn es Bitcoin Policy UK gelingen würde, ausgerechnet eine Regierung unter Labour von der transformativen Kraft von Bitcoin zu überzeugen.

Bitcoin Policy UK wurde von verschiedenen Fachleuten aus den Bereichen Finanzmärkte, Recht, Technologie, Steuern, Bitcoin-Mining sowie Medien und Wissenschaft ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehören unter anderem Krista Edmunds und Jordan Walker.

Die Lobbyorganisation verfolgt das Ziel, das Potenzial von Bitcoin für die britische Wirtschaft zu erschließen, indem sie eine Vielzahl von Interessengruppen wie politische Entscheidungsträger, Umweltschützer, Unternehmen, Energieproduzenten und Bitcoin-Experten zusammenbringt. Im Ergebnis möchte man durch die Förderung von Bitcoin Arbeitsplätze schaffen und neue Industriestandorte erschließen.

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