Kompakt:
- Heute Morgen wurde mit der Sicherstellung des größten deutschen Automatennetz begonnen.
- Dem Betreiber wurde sein Geschäft bereits im März untersagt.
- Eine Umfirmierung scheint ihm bei der Neueröffnung keinen Schutz geboten zu haben.
Es ist ein bitterer Schlag gegen die Bitcoin-Adoption in Deutschland. Der Shitcoins Club betreibt das größte Automatennetz in Deutschland und zunehmend auch in Europa. Im März hatte die Behörde den Betrieb bereits untersagt.
Allerdings kam es zu einer Neueröffnung und damit erneut zu der Frage nach der Erlaubnis für das Geschäft. Das Handelsblatt versuchte in einem Bericht zu recherchieren, wie es dem Betreiber gelungen ist, sein Geschäft wieder aufzunehmen.
Ein Blick auf das Türschild verrät, dass es sich nicht um den gleichen Betreiber handelt. Zwar firmieren die Automaten noch unter dem Namen Shitcoins Club, aber der Inhaber ist nicht mehr die KKT UG. Anstelle dessen trat die „Virtual Planet OÜ“ mit Sitz in Estland, wo wohl auch eine entsprechende Genehmigung für Finanzdienstleistungen vorliegt. Auch das Management hat gewechselt, nicht mehr Herr Adam Gramowski, sondern Frau Dominika Lewandowska ist mit der Geschäftsführung beauftragt.
Nun werden die Automaten sichergestellt und die Ladenlokale amtlich versiegelt. Eine erste bestätigte Schließung liegt in Köln bereits vor, das amtliche Siegel trägt das heutige Datum, ebenso wie eine amtliche Bekanntmachung im Schaufenster. Der Schaden für das Unternehmen dürfte in die Millionen gehen, denn es fehlt nun der Umsatz, das Gerät und das Bargeld in den Automaten.
Der Inhaberwechsel war also ein erfolgloser Versuch sich zu entziehen. Die Firma wurde laut Register im März gegründet. Es ist naheliegend, dass dies eine unmittelbare Reaktion auf das Verbot der BaFin noch im gleichen Monat war.
Krypto-Industrie zerfleischt sich selbst
Damit ist klar, dass ein Geschäft mit Bitcoin-Automaten in Deutschland Seltenheitswert besitzt. Ausgerechnet die Behörde, welche maßlos beim Wirecard-Skandal versagt hat, nimmt nun die Aufgabe wahr, ein vollkommen legitimes Geschäft zu zerstören.
Während Gebrauchtwagen, Edelmetalle und andere Wertgegenstände problemlos bis zu einer gewissen Obergrenze anonym mit Bargeld angeschafft oder veräußert werden können, genießen deutsche Bürger diese Möglichkeit nicht in Bezug auf Bitcoin.
Besonders bedauerlich sind in diesem Zusammenhang Äußerungen, die in dem vielbeachteten Bericht des Handelsblatts durch Vertreter der deutschen Krypto-Industrie gemacht wurden. So hält Christoph Iwaniez die Automaten nur für eine kleine Kerngruppe interessant, die ihre Privatsphäre schützen möchte. Die zweite Gruppe hat demnach dubiose Absichten.
Iwaniez ist der CFO von Bitwala, die mit ihrem Angebot ein Bankenprodukt mit Kryptowährungen verbinden.
Auch Professor Philipp Sandner kommt zu dem Schluss, dass Geldwäsche mit Bitcoin-Automaten durchaus möglich ist. Die wirklich wichtige Frage wird in dem Bericht weder gestellt, noch beantwortet.
Warum ist die wesentlich größere Bedrohung durch Geldwäsche in anderen Wirtschaftszweigen hinnehmbar, aber bei Bitcoin wird sie plötzlich zum Problem?
BaFin wurde wahrscheinlich gedrängt
Der Bericht, welcher auf den 24. Juli datiert ist, könnte eine entscheidende Rolle für das Durchgreifen der BaFin gespielt haben. Schließlich muss die Behörde nach dem Totalversagen im Fall von Wirecard ihren Wert beweisen.
Das die Berichterstattung durch das Handelsblatt hier eine Reaktion provoziert haben mag, ist mehr als naheliegend. Umso bitterer, dass ausgerechnet zwei vielbeachtete Vertreter der Branche hier indirekt Schützenhilfe geleistet haben und die Automaten anscheinend als Risiko und nicht als Chance verstehen.
Während das Automantennetz des Shitcoins Club Europa zunehmend erobert und zum Marktführer avanciert, bleibt Deutschland in diesem Sektor ein schwarzes Loch.