Bitcoin erlebt derzeit einen Höhenflug. Anders als im letzten großen Bullrun ist die aktuelle Rally jedoch nicht von spekulativen Anlegern und der Corona-bedingten, künstlichen Geldflut getrieben, sondern von institutioneller Seite. Es besteht eine wachsende Sorge darüber, wie die Schuldenkrise der USA ausgehen wird. Bitcoin gewinnt an Attraktivität als Absicherungsinstrument gegen eine erwartete neue Geldflut, die scheinbar als einzige Lösung für das Problem herhalten kann.
Die Fed bleibt die letzte Hürde
Zentralbanken weltweit befinden sich im Zinssenkungsmodus, der Dollar wertet seit Jahresbeginn massiv ab und hat wichtige charttechnische Unterstützungen eingebüßt und die Bitcoin-Adaption auf institutioneller Ebene schreitet immer schneller voran. Ein wichtiger Baustein vergangener Rallys fehlt jedoch noch: die Federal Reserve. Die US-Notenbank hält bisher eisern an ihrer geldpolitischen Straffung fest, indem sie ihr Balancesheet abbaut und die Zinsen auf einem hohen Niveau verharren lässt.
Das bringt die US-Regierung unter Zugzwang, denn das US-Haushaltsdefizit ist trotz der Bemühungen von Elon Musk und seinem DOGE-Department weit davon entfernt zu schrumpfen. Im Gegenteil, das jüngst verabschiedete „Big Beautiful Bill“, ein neues Gesetzespaket aus Deregulierungen und Steuersenkungen, gibt der Regierung den Spielraum für weitere Schuldenaufnahme und eine Ausweitung des Defizits. Trump will die USA mittels wirtschaftlichen Aufschwungs aus der Schuldenkrise herauswachsen lassen. Doch zur Überbrückung dieses kühnen Plans bedarf es einer Aufrechterhaltung des Schuldenrads und der Ausgabe neuer Staatsanleihen.
Trump übt seit geraumer Zeit massiven Druck auf den Notenbank-Chef Gerome Powell aus und verlangt massive Zinssenkungen. Das ist aus politischer Sicht verständlich, denn die USA müssen in den nächsten 12 Monaten die gigantische Summe von 9 Billionen Dollar an Schulden refinanzieren. Trump hat kein Interesse daran, diese Schulden langfristig mit einem hohen Zinssatz zu binden – ebenso wenig wie die Vorgängerregierung, die die Schuldenaufnahme ab 2023 massiv an das kurzfristige Ende der Zinskurve über die Ausgabe von T-Bills – kurzlaufende Staatsanleihen – verlagert hat.
Die Regierung kann nicht einknicken – die Fed schon
In einem Interview mit Fox News vor einigen Wochen antwortete Trump auf die Frage, wie er mit den anstehenden Refinanzierungen umgehen werde, mit der Aussage, dass die Regierung diese über kurzlaufende Schuldpapiere refinanzieren werde, weil „wir eine dumme Person bei der Federal Reserve sitzen haben“.
Die US-Notenbanker unter der Führung von Powell sträuben sich bisher, weitere Zinssenkungen vorzunehmen, da die US-Wirtschaft weiterhin robust läuft und die Inflationseffekte durch die chaotische Zollpolitik Trumps noch nicht klar ersichtlich sind. Die US-Regierung kann den Schuldenberg unter den aktuellen Zinsbedingungen jedoch nicht mehr lange unter Kontrolle halten. Eine langfristige Bindung der Schulden unter den aktuellen Zinssätzen würde die USA auf viele Jahre finanziell unter Druck setzen und die Schuldenspirale verstärken, solange das Defizit vorhanden bleibt. Zudem wird es für das Finanzministerium ohnehin schwerer, langfristige US-Staatspapiere an den Mann zu bringen, da das Vertrauen in das US-Konstrukt an den globalen Märkten langsam, aber sicher Schaden nimmt. Es besteht immer weniger Kaufbereitschaft für langlaufende Staatsanleihen.
Über die laufende Ausgabe kurzfristiger Staatspapiere kann das Finanzministerium die Schulden jedoch sehr wohl immer weiter rollen, da die Nachfrage nach T-Bills fast unerschöpflich ist. Aufgrund ihrer geringen Laufzeit haben sie kaum Inflationsrisiko, sind sehr liquide, so gut wie ausfallsicher und werfen derzeit einen attraktiven Zins ab. Banken, Hedgefonds und Unternehmen werden weiterhin bereit sein, ihr Kapital kurzfristig in diesen Wertpapieren zu parken.
So kann Trump die Fed in die Knie zwingen
Die laufende Ausgabe neuer T-Bills wird jedoch massive Effekte auf die Märkte haben, denn dadurch saugt das Finanzministerium immer mehr Liquidität aus dem Markt, da Banken, Fonds und andere Marktteilnehmer ihre Liquidität in T-Bills parken. Das kann irgendwann zu ernsten Problemen führen. Vor ein paar Wochen musste die Federal Reserve zum ersten Mal seit Jahren wieder an den Repo-Märkten als Tauschpartei aktiv werden, weil nicht mehr genügend kurzfristige Liquidität im Banken-System zur Verfügung stand. Ein deutliches Stress-Signal für die Märkte.
Da das Finanzministerium, nun wo durch das neue Gesetzespaket die Schuldenobergrenze um 5 Billionen Dollar angehoben wurde, wieder massiv T-Bills auf den Markt werfen wird, dürfte sich die Dynamik des Liquiditätsentzugs aus den Märkten in den nächsten Wochen und Monaten noch verschärfen. Die Fed wird zum Handeln gezwungen sein, wenn sie eine neue Liquiditätskrise am Markt verhindern möchte.
Dazu hat sie einige Werkzeuge zur Hand. Sie kann den Abbau ihres Balancesheets beenden, um den Liquiditätsentzug von dieser Seite zu stoppen und die Märkte zu entlasten. Eine Änderung der Fremdkapitalrisikovorschriften für Banken ist bereits auf dem Weg, die es Banken erlauben wird, mehr Staatsanleihen aufzunehmen, ohne Liquiditätsreserven dafür als Deckung hinterlegen zu müssen. Diese Faktoren werden angesichts des massiven Volumens an neuen Anleihen jedoch bei weitem nicht ausreichen. Die Fed wird die Zinsen senken und wahrscheinlich sogar wieder mit Quantitative Easing anfangen müssen – also der Aufnahme von Wertpapieren in ihr Balancesheet im Tausch gegen Liquidität. Im Grunde muss das US-Finanzministerium einfach so weiter machen wie bisher – die Fed wird ab einem gewissen Punkt einknicken müssen.
Was das für die Märkte bedeutet
Zum einen wird das Vertrauen in das Dollar-System weiter erschüttert, da es immer instabiler wird und ohne die künstliche Liquidität der Fed schon lange nicht mehr tragfähig ist. Auch ein „Herauswachsen“ aus der Schuldenkrise ist mehr als fraglich, da die USA dafür Wachstumsdynamiken bräuchten, wie sie China in den letzten Jahrzehnten vorgelegt hat. Die USA sind jedoch kein Entwicklungsland, sondern die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Wachstumsraten von 5 Prozent in dieser Dimension sind ein sportliches Ziel.
Zum anderen wird die notwendige Liquidität, die freigesetzt wird, Asset-Preise weiter ansteigen lassen. Das liefert ein tendenziell bullisches Setup für Aktien, besonders jedoch für Bitcoin und Gold, da beide Assets aufgrund ihrer limitierten Menge massiv von der Geldmengenausweitung profitieren. Bitcoin etabliert sich zudem immer mehr als unabhängige Alternative zum Dollar-System – zumindest in der Rolle als Wertspeicher. Angesichts dieser Dynamiken ist es gut möglich, dass wir gerade erst den Anfang eines massiven neuen Bullenmarktes erleben.
Denken Sie langfristig!
Historische Datenpunkte weisen auf ein Bitcoin-Zyklus-Top bereits in drei Monaten hin. Was dafür und was dagegen spricht, erfahren Sie in der aktuellen Analyse auf decentralist.