Kompakt:
- Die SEC strengt ein Verfahren gegen Ripple an.
- Daraufhin brach der XRP-Kurs massiv ein.
- Nun streicht eine der ältesten Börsen XRP für US-Kunden.
Kurz nachdem klar war, dass die SEC gegen Ripple ins Feld ziehen würde, kamen erste Gerüchte auf, dass diverse Krypto-Börsen XRP streichen könnten. Tatsächlich gab es kleinere Exchanges, die genau in der Form auf die Meldung reagierten. Eine Nummer größer war das Vorgehen von Bitwise, denn der von dem Unternehmen betriebene Indexfond stieß sämtliche XRP ab und es kam zur Streichung.
Nun sieht es noch finsterer aus, denn Bitstamp kündigte gestern an, dass man Einzahlungen und den Handel ab dem 8. Januar 2021 für US-Kunden aussetzen wird. Diese können dann XRP nur noch auf der Börse halten oder abheben. Damit reagiert die Börse auf die regulatorische Unsicherheit, die durch die Klage entsteht. Bitstamp wurde im Jahr 2011 gegründet und ist damit eine der ältesten Exchanges. Das Handelsvolumen für XRP betrug in den letzten 24 Stunden etwas mehr als 160 Millionen US-Dollar. Damit hat der Handelsplatz eine deutliche Signifikanz für XRP und den Gesamtmarkt.
Sollte die SEC die Klage gewinnen, dann stehen die Chancen tatsächlich nicht schlecht, dass XRP am Ende als Wertpapier eingestuft wird und nicht etwa als Kryptowährung. Der Rückzug von Bitstamp, Bitwise, Beaxy und diversen Market-Makern geschieht wahrscheinlich weniger aus Vorsicht als aus weiser Voraussicht.
Wenn die SEC klagt, dann gewinnt sie auch
Niemand kann den Ausgang des noch anstehenden Verfahrens vorwegnehmen. Allerdings hat die SEC eine beeindruckende Bilanz, die für ein erfolgreiches Vorgehen spricht. Sie lässt sich zwar häufig Zeit, bis sie überhaupt einschreitet, dann aber siegt sie in der Regel vor Gericht, weil die beklagten Fälle in der Regel dann „wasserdicht“ sind.
Zuletzt musste Telegram daran glauben und musste ein milliardenschweres ICO abblasen, welches kurz vor der Vollendung stand. Die SEC schritt praktisch in letzter Sekunde ein und verhinderte mit einer Klage die Ausschüttung der Token an die Investoren.
Danach musste nicht nur eine Rückabwicklung erfolgen und Strafen gezahlt werden. Auch die Pläne, eine Kryptowährung auf Basis des Messengerdienstes zu starten, mussten beerdigt werden.
Ripple zeigt sich siegessicher
In einem Blogbeitrag zeigt sich das Unternehmen seiner Sache sehr sicher. Demnach liegt die SEC falsch und stuft XRP falsch ein. Auch das Verhältnis zwischen Ripple als Unternehmen und XRP als Kryptowährung ist demnach vollkommen falsch ausgelegt worden.
Man zeigt sich sicher, dass ein neutrales Gericht die Angelegenheit verstehen wird und zu Gunsten von Ripple entscheidet. Ferner sieht man sich nicht nur auf der richtigen Seite des Gesetzes, sondern gibt sogar vor, dass die Geschichte Ripple am Ende recht geben wird.
Auch die Klage versteht man als Angriff auf die ganze Krypto-Industrie und weniger auf das eigene Geschäftsmodell und das Verhalten der Gründer und Manager. Das Ripple ggf. Schwierigkeiten bekommen wird, weil der sogenannte Howey-Test vorsieht, dass nur eines aus einer Reihe von Kriterien erfüllt sein muss, damit eine Einstufung als Wertpapier erfolgt, scheint sie dabei nicht zu schrecken. Dem könnte man natürlich entgegenhalten, dass der Howey-Test vollkommen veraltet ist und einem digitalen Asset wie XRP nicht gerecht wird.
Der springende Punkt ist aber, dass dies voraussichtlich nicht vor Gericht geklärt werden wird, sondern die SEC pragmatisch die Aspekte abklopft, auf die es ankommt. Wenn das Gericht entsprechende Kriterien erfüllt sieht, dann dürften Ripples Pläne, nach Japan umzuziehen, vermutlich eine festere Form annehmen.
Wird Coinbase folgen?
Die wohl wichtigste Frage, die bisher unbeantwortet bleibt, ist, ob Coinbase sich ebenfalls von XRP verabschieden wird. Das US-Unternehmen plant einen Börsengang und könnte daher darauf angewiesen sein, sich gut mit der SEC zu stellen.
Doch selbst wenn kein IPO in naher Zukunft anstünde, dann wäre die Börse aufgrund ihres Firmensitzes in den USA sicherlich in einer schwierigen Position. Ob Coinbase auf das Urteil wartet oder direkt zur Tat schreitet und XRP in irgendeiner Form streicht, bleibt abzuwarten. Dabei könnte das Vorgehen von Bitstamp zur Blaupause werden, obgleich die Börse ihren Sitz in Europa hat und damit anderen Ausgangsbedingungen unterliegt.