Ilya Lichtenstein, der für seine Rolle im spektakulären Hack der Krypto-Börse Bitfinex bekannt wurde, wurde gestern zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der 35-Jährige hatte 2016 rund 120.000 Bitcoin im Wert von über 70 Millionen US-Dollar gestohlen, die heute über 10 Milliarden Dollar wert sind. Der Fall gilt als einer der größten Krypto-Diebstähle in der Geschichte.
Laut dem US-Justizministerium beschaffte sich Lichtenstein Zugang zum Netzwerk von Bitfinex und führte über 2.000 unautorisierte Transaktionen durch, um 119.754 Bitcoin auf seine Wallet zu transferieren. Dabei nutzte er hochentwickelte Hacking-Tools und versuchte, seine Spuren zu verwischen, indem er Zugangsdaten und Protokolldateien von den Servern der Börse löschte.
Nach dem Hack soll Lichtenstein seine Ehefrau Heather Morgan eingebunden haben, um die gestohlenen Gelder zu waschen. Das Paar nutzte komplexe Verschleierungsmethoden, darunter die Nutzung von Scheinidentitäten, den Einsatz von Bitcoin-Mixern und sogenanntes Chain Hopping. Chain Hopping bezeichnet den Vorgang, Kryptowährungen zwischen verschiedenen Blockchains zu übertragen oder umzutauschen, um die Nachverfolgbarkeit der Transaktionen zu erschweren. Dabei werden z. B. Bitcoin in Ethereum, Monero oder andere Coins direkt gegeneinander gewechselt. Ein Teil der Beute wurden sogar in Goldmünzen umgetauscht.
Am 3. August 2023 bekannte sich Lichtenstein wegen Verschwörens zur Geldwäsche für schuldig. Neben der Haftstrafe wurde er zu drei Jahren Bewährung verurteilt. Lichtensteins Ehefrau, Heather Morgan, die ebenfalls geständig ist, erwartet ihr Urteil am 18. November.
Einige Fragen bleiben unbeantwortet
Die Motive der Angeklagten bleiben teilweise im Dunkeln. Zwar stellen die Behörden den Ermittlungserfolg in den Vordergrund, aber man bekommt den Eindruck, dass die Angeklagten erwischt werden wollten. So wurden etwa Teile der Gelder über Coinbase gewaschen, wobei das genutzte Kundenkonto direkt auf den Namen von Lichtenstein lief. Weil die gestohlene Summe so hoch war, mussten er aber damit rechnen, dass die Bitcoin-Transaktionen von internationalen Strafverfolgungsbehörden in Echtzeit beobachtet werden. Schließlich sind die Transaktionen auf der Blockchain transparent einsehbar. Eine Verschleierung, egal in welcher Form, kann nur bedingt schützen, wenn Behörden und Unternehmen Ressourcen aufwenden, um sie zu enttarnen.
Auch seine Ehefrau und Komplizin führte in New York einen auffälligen Lebensstil und war vermeintlich als Unternehmerin aktiv. Noch irrwitziger erscheint ihr öffentlichkeitswirksamer Auftritt als Rapperin, wobei bis heute ein ganzer YouTube-Kanal mit ihren Kunstwerken existiert.
Es erscheint widersprüchlich, dass Lichtenstein in der Lage war einen durchdachten Hack zu planen und durchzuführen, aber gleichzeitig stümperhaft bei der Geldwäsche agierte. Vielleicht war beiden aber auch bewusst, dass die Behörden früher oder später zuschlagen würden, was u. a. erklären würde, warum sie sich in dieser Form ausgelebt haben.