Recht

Geschah der FTX-Hack im Auftrag der Bahamas?


Nachtrag vom 22.11.2022: Eine nachträgliche Blockchain-Analyse von Chainalysis legt nahe, dass der Hack nicht im Auftrag der Regierung der Bahamas stattfand. Es lassen sich demnach zwei Geldströme beobachten, wovon einer den Behörden zuzuordnen ist und ein zweiter dem Hacker. Eine Analyse vom Wettbewerber Elliptic kam ebenfalls zu dem Schluss. Allerdings gilt es nach aktuellem Stand immer noch als sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Hacker um einen Insider handeln könnte.

  • Der FTX-Hacker ist indirekt durch Gerichtsakten bekannt geworden.
  • Es soll sich dabei mutmaßlich um den Ex-CEO Sam Bankman-Fried handeln.
  • Dieser handelte laut den Anschuldigungen auf Anweisung der Behörden der Bahamas.

Als wäre das FTX-Beben nicht schon Attraktion genug, sind nun neue Details zum spektakulären Börsenhack am 12. November aufgetaucht. Und tatsächlich haben sich hierbei die Gerüchte bestätigt, dass es sich bei dem Angriff um einen Insider gehandelt haben muss. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Sam Bankman-Fried selbst, wenn man den Anschuldigungen von FTX glauben mag. 

Doch dieser handelte dabei mutmaßlich nicht auf eigene Rechnung, sondern erfüllte die Forderungen der Regulierungsbehörden der Bahamas, welche nach der Pleite und Insolvenzanmeldung von FTX, Anspruch auf Teile der Konkursmasse erheben. Dies würde auch die Aussagen des Ex-CEOs über US-Regulatoren am vergangenen Mittwoch erklären. In einem Interview erklärte Bankman-Fried, dass der Antrag auf Gläubigerschutz einer seiner größten Fehler gewesen sei.

Laut einer offiziellen Erklärung hat die Securities Commission der Bahamas am 12. November alle digitalen Assets der FTX Digital Markets Ltd. in Verwahrung genommen. Das Datum ist deckungsgleich mit dem des Hacks und den anschließenden Transaktionen.

Gründe für den Hack

Doch warum sollten die Bahamas einen solchen Schritt unternehmen? Hierfür lieferte FTX selbst die Antwort, die beim Insolvenzverfahren in den USA vor Gericht die Angabe machten, dass der Inselstaat wohl seine Priorität auf das eigene Insolvenzverfahren legt und das in den USA nicht anerkennt.

FTX hatte in den USA ein Insolvenzverfahren nach Chapter 15 für die FTX Digital Markets Ltd. im Eilverfahren beantragt. Dabei handelt es sich um ein Insolvenzverfahren für Firmen mit Sitz im Ausland, welche enge geschäftliche Bindungen zu den USA pflegen und deshalb dort Gläubigerschutz in Anspruch nehmen wollen.

Sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, die FTX unter neuer Führung in dem Insolvenzantrag erhebt, dann ist tatsächlich ein beispielloser Schritt in der Geschichte der Kryptowährungen getan worden. Aufgrund der Verzweigungen von FTX und den 134 angeschlossenen Unternehmen dürfte es hier noch eine Menge Klärungsbedarf geben. Außerdem fehlt nun ein substanzieller Teil der Masse des Unternehmensgeflechts.

Gab es einen Deal?

Doch mehrheitlich wird nun nach der Motivation von Sam Bankman-Fried gefragt. Immerhin hatten viele den ehemaligen CEO von FTX nach einem sehr kryptischen schriftlichen Interview über Gut und Böse schon für verrückt erklärt.

Hierin beschimpfte er auch die US-Behörden wüst, was sicherlich einen direkten Bezug zu den Ereignissen am vergangenen Wochenende hat. Vor allem auf Twitter kommen inzwischen Stimmen auf, dass das ehemalige Kryptowunderkind einen Deal mit den Behörden der Bahamas gemacht hat und so nicht in die USA ausgeliefert werden muss.

Allerdings handelt es sich dabei um reine Spekulation. Bankman-Fried war nämlich entgegen aller Gerüchte auf seinem millionenschweren Anwesen verblieben, anstatt wie viele vermuteten nach Kolumbien oder gar Argentinien zu fliehen.

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