- Jack Dorsey äußerte sich sehr kritisch über Web3 und die damit verbundenen Zukunftsvisionen.
- Infolgedessen eskalierte die Auseinandersetzung auf Twitter und nun hängt der Segen zwischen der Krypto-Prominenz schief.
- Dabei ist Lagerbildung in der Krypto-Industrie jedoch kein neues Phänomen.
Jack Dorsey skizzierte das Web3 als eine zentralisierte Technologie, deren große Vision sich am Ende als Luftschloss entpuppt. Er warnte via Twitter vor der Gier großer Investmentfirmen, deren Profitstreben am Ende dafür sorgen könnte, dass auch das Web3 den Interessen von Großkonzernen dient und nicht für eine dezentrale und demokratische Infrastruktur des Web sorgen wird.
Eigentlich ein guter Ansatzpunkt, denn die Interessen der Investoren dürften an irgendeiner Stelle sicherlich mit denen der Nutzer kollidieren und ein Spannungsfeld erzeugen. Doch daraus wurde nicht etwa ein differenzierter Austausch über die Grenzen des Machbaren oder fundamentale Ansichten, sondern einer der Momente, der nach einer extra großen Portion Popcorn verlangt.
Neben schillernden Memes und dem ein oder anderen Schlagabtausch blockierte sich die Prominenz gegenseitig auf Twitter. Das wirkt zwar ein wenig wie im Kindergarten, ist aber geradezu typisch für die Lagerbildung in der Krypto- und Blockchain-Industrie. Quelloffene Software erlaubt konkurrierende Ideen und die können schneller aneinandergeraten als so manch einem vielleicht lieb ist.
Bitcoin vs. Web3
Das besondere dabei ist, dass Dorsey sich nicht nur gegen das Web3 stellt, sondern eine konkrete Gegenthese zu der tokenisierten Infrastruktur aufstellt. Seiner Meinung nach gibt es nur eine einzige Technologie, die am Ende als Schutzschild gegen das Establishment dienen kann und als wahrhaft dezentral gilt, nämlich Bitcoin.
Mit Square, welches erst kürzlich zu „Block“ umfirmierte, betreibt Dorsey ein Unternehmen, welches sich ausdrücklich Bitcoin verschrieben hat. Am Ende muss er sich aber auch die Frage gefallen lassen, inwiefern das nicht sein eigenes Urteilsvermögen hemmt und mit seinen persönlichen Interessen im Konflikt steht.
Ob ein Web3, welches frei von Interessen großer Unternehmen prinzipiell möglich ist oder mit Bitcoin koexistieren kann, scheint Dorsey weniger zu bekümmern als die Frage, wie er seine Gegner möglichst flächendeckend angreifen und in eine Ecke stellen kann. Und das hatte Konsequenzen.
Die große Blockade
So wurde Dorsey beispielsweise von Marc Andreessen blockiert, einer der Gründer des Venture Capitals „a16z“. Offensichtlich durfte sich sein Unternehmen besonders von der Kritik Dorseys angesprochen fühlen und das stieß anscheinend übel auf.
Im Gegenzug distanzierte sich Dorsey gegenüber einer Reihe von wichtigen Persönlichkeiten der Krypto-Industrie, indem er ihnen nicht mehr auf Twitter folgt. Darunter den CEO von Coinbase, Brian Armstrong und auch Tyler Winklevoss. Dieser hatte gestern darauf hingewiesen, dass Dorsey seinen ersten Tweet als NFT verkauft hatte. Eine Technologie, die mit dem Web3 assoziiert wird.
Ob dadurch die Grabenbildung verstärkt wird, bleibt noch abzuwarten. Vor Weihnachten hängt der Segen zwischen der Krypto-Prominenz jedenfalls schief. Jack Dorsey dürfte das aber wahrscheinlich kaum bekümmern, denn an seinem Bekenntnis zu Bitcoin dürfte der Disput ohnehin nichts ändern.