- Celsius hat in den USA Gläubigerschutz beantragt, was den Auftakt zu einem Insolvenzverfahren bedeutet.
- Zuvor hatte das Unternehmen alle Auszahlungen für Kunden ausgesetzt und versuchte Verbindlichkeiten zu begleichen.
- Jetzt ist klar, dass die Pleite für Kleinanleger kein glückliches Ende nehmen wird.
Celsius hat vor wenigen Stunden per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass man in den USA Gläubigerschutz beantragt hat. Demnach will man das Unternehmen restrukturieren und verfügt zu diesem Zweck über rund 167 Millionen US-Dollar an Kapital.
In den letzten Wochen geriet Celsius immer wieder in die Schlagzeilen, weil man sukzessive diverse Darlehen zurückzahlte. Dabei handelte es sich primär um Positionen, die man bei DeFi-Protokollen offen hatte. Die Szene feierte diesen Schritt, weil es einmal mehr ein Beleg dafür ist, wie gut der dezentrale Finanzmarkt organisiert ist. Denn hätte Celsius nicht gehandelt, dann wären die offenen Positionen einfach automatisch liquidiert worden. Rund 1 Milliarde US-Dollar beglich man u. a. bei Aave, Compound und weiteren Protokollen.
Für die Anleger, die ihr Geld bei Celsius liegen gelassen haben, gilt der Grundsatz „code is law“ nicht. Sie werden sich in einer langen Schlange anstellen müssen, um überhaupt eine Rückzahlung zu erhalten. Die Aussichten sind angesichts der geringen Kapitalreserven eher schlecht. Dass man in der Pressemitteilung von einer Restrukturierung spricht, die sich in Zukunft als wichtiger Schritt für Anleger und Community erweisen wird, grenzt schon fast an Hohn.
Klage gegen Celsius läuft
Erst letzte Woche wurde bekannt, dass KeyFi gegen Celsius Klage in den USA erhoben hat. Die Vorwürfe haben es in sich. Nicht nur, dass KeyFi eine saftige Gewinnbeteiligung für geleistete Dienste erstreiten will. Celsius soll hohe Beträge schuldig geblieben sein, die genaue Summe richtet sich nach einem variierenden Prozentsatz gemäß den Provisonen und muss noch ausgehandelt werden.
Tatsächlich enthält die Klageschrift aber auch den Vorwurf, dass Celsius als Schneeballsystem operiert haben soll. Daher behauptet KeyFi, dass Celsius wusste, dass man Bestandskunden nur mit dem Kapital von Neukunden auszahlen konnte. Sollten sich die Behauptungen bewahrheiten, dann kann je nach Konstellation der Umstände sogar eine Straftat vorliegen, denn die beschriebene Geschäftspraxis ist in den USA und weiten Teilen der Welt verboten.
CEL-Kurs bricht um 50 Prozent ein
Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein und sorgte für einen brutalen Abverkauf in einem ohnehin geschundenen Markt. Zum Redaktionsschluss liegt der CEL-Kurs immerhin noch bei 0,55 US-Dollar, was aber sehr trügerisch ist.
Ein Comeback von Celsius ist beinahe ausgeschlossen und der Token ist ohne seine Funktion innerhalb des Unternehmens praktisch wertlos. Anleger sollten sich aber vorsehen, hier pauschal zu Leerverkäufen überzugehen. Denn in solch kritischen Phasen kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Gleichermaßen wäre der Kauf einer Spotposition ebenfalls sehr riskant und wenig sinnvoll.
Schicksalsschläge machen betroffen
Blickt man auf das Subreddit von Celsius, dann macht das Bild schwer betroffen. Immer wieder betonen User in dem Forum, dass sie ruiniert sind und nicht mehr wissen, wie sie ihre finanzielle Situation in den Griff kriegen sollen.
Ganz oben als Beitrag angepinnt eine Liste mit Telefonnummer von Selbsthilfestellen. Nicht wenige Menschen tragen sich angesichts der von ihnen als ausweglos empfundenen Situation mit Suizidgedanken.
Wir haben uns entschlossen über das Thema Suizid zu berichten. Sollte Sie selbst von Suizidgedanken betroffen sein, holen Sie sich bitte sofort Hilfe. Die anonyme Telefonseelsorge steht Ihnen für ein persönliches Gespräch rund um die Uhr zur Verfügung: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie auf der Website.
Eine Situation, welche an die Pleite von Terra erinnert, denn auch in diesem Fall brach für viele eine Welt zusammen. Angesichts dessen sind Ratschläge bezüglich eines ausgeglichenen Risikomanagements zwar inhaltlich korrekt, verpuffen aber an dem menschlichen Drama.
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