Bitcoin-Kurier | News zu Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen
Märkte

Kryptowährungen im Stresstest: Was der US-Shutdown für Bitcoin und Altcoins bedeutet

US-Flagge neben der chinesischen
Bildquelle: © stock.adobe.com

Staatliche Stillstände in den USA sind kein exotisches Randereignis, sondern wiederkehrende Stressmomente für sämtliche Märkte. Sie entstehen, wenn der Kongress keine Mittel bewilligt, was unmittelbare Folgen für Datenflüsse, Regulatorik und Risikoappetit hat. Historisch betrachtet gab es mehrere längere Shutdowns. Besonders prägend war der Shutdown im Oktober 2013, der 16 Tage andauerte sowie der Shutdown zwischen Dezember 2018 bis Januar 2019, der mit 35 Tagen zu Buche schlug. Beide dienen als Referenzpunkte für den Kryptomarkt, denn die Haushaltskrisen, die sich nach 2019 abspielten, mündeten nicht in einem vollständigen Shutdown. Stattdessen wurde der US-Haushalt mit sogenannten Continuing Resolutions am Leben gehalten, bis eine Lösung gefunden werden konnte. Die aktuelle Situation unterscheidet sich also grundlegend von den Krisen, die der Kryptomarkt seit dem Bullenmarkt 2020/2021 erlebt hat.

So wirkte sich ein echter Shutdown bislang aus

Der Shutdown im Jahr 2013 fiel in eine Phase, in der Bitcoin ohnehin stark gefragt war. Zeitgleich sorgte die FBI-Schließung von Silk Road am 2. Oktober des gleichen Jahres für extreme Volatilität, denn der Kurs fiel zunächst deutlich, erholte sich aber rasch. Im Monatsverlauf legte BTC per Saldo kräftig zu. Der Oktober 2013 war seinerzeit Teil des Weges Richtung Jahreshoch. Der Makro-Trend überwog also und der Shutdown fungierte eher als Katalysator für die Safe-Haven-Erzählung.

Ganz anders sah es während der 35 Tage zwischen 22. Dezember 2018 und 25. Januar 2019 aus. Denn dieser Shutdown fiel in einen späten Bärenmarkt. Bitcoin gab in dieser Spanne leicht nach und größere Richtungsimpulse blieben aus. Risikobudget und Liquidität waren in der damaligen Situation also entscheidend, denn in Bärenmärkten dominieren Cash-Präferenzen. Politische Risikospitzen verstärken eher die Defensive, statt neue Zuflüsse auszulösen.

Anzeige

Starte jetzt mit OKX und sichere dir als Neukunde 20 € in BTC als Bonus! Voraussetzung: Innerhalb von 14 Tagen nach Anmeldung einen Trade mit mindestens 200 € Volumen tätigen. Teilnahmebedingungen gelten.

👉 Hier klicken, anmelden und mit dem Rabattcode BITCOINKURIER20 lebenslang 20 % Gebühren sparen!


Warum lahmt der Markt ? Ein Erklärungsversuch

Unter der Oberfläche wirkt derzeit ein Dreiklang, der Liquidität bindet und den Risikoappetit der Anleger dämpft. Erstens fehlen verlässliche Anker, denn mit jedem verschobenen Arbeitsmarkt-, Inflations- oder Treasury-Release verliert der Markt seinen Taktgeber. Modelle lassen sich schwerer kalibrieren, Narrative gewinnen Übergewicht und werden bei der kleinsten Gegenmeldung wieder kassiert.

Zweitens steckt die Regulierung im Leerlauf. Wenn SEC und CFTC auf Notbetrieb schalten, stauen sich Prüfungen und Genehmigungen. Das hat unmittelbaren Folgen für jene Segmente, die auf neue Produkte, Listungen oder De-Risking durch klare Bescheide angewiesen sind. Während Bitcoin als „fertiges“ Narrativ weiter Kapital bindet, trocknet die Pipeline für Altcoins aus. Sichtbar wird das an den laufenden Spot-ETF-Verfahren. Für Solana (NYSE Arca/Grayscale), XRP (Cboe/Franklin) und Litecoin (Nasdaq/Canary) liegen formale 19b-4-Börsenanträge vor, teils flankiert von S-1-Registrierungen. Diese Dossiers waren 2025 ein Treibstoff für mehrere Rotationen. Denn die Aussicht auf regulierte Vehikel, die zusätzliches institutionelles Kapital erschließen, hat die Kurse beflügelt. Gleichzeitig erhöht die behördliche Pause die Enttäuschungsanfälligkeit. Jeder Aufschub verschiebt Zuflüsse und schürt Unsicherheit über Timelines. Unterm Strich bleibt Bitcoin von ETF-Narrativen strukturell gestützt, während Altcoins stärker unter der Kombination aus Regulierungsstau, Produktverzögerungen und selektiver Risikobereitschaft leiden.

Drittens verschiebt sich der Zufluss. ETF-Mittel können BTC stützen, ohne den Rest des Marktes mitzuziehen. Gleichzeitig erhöht jede Verzögerung bei erwarteten Zulassungen die Enttäuschungsanfälligkeit einzelner Coins. Die Folge ist ein zäher Seitwärtslauf mit erhöhtem Rauschen. Genug Unsicherheit für vorsichtige Kassenhaltung und zu wenig Klarheit für breite Trendaufnahme. Der Markt lahmt nicht, weil es an Geschichten fehlt, sondern weil es an belastbaren Daten, verlässlichen Timelines und synchronisiertem Risikohunger mangelt.

Die aktuelle Lage im Blick

Seit dem 1. Oktober 2025 lähmt der Shutdown zunehmend die Realwirtschaft. Hunderttausende Bundesbedienstete und Auftragnehmer erhalten verspätet oder gar keinen Lohn – das drückt Konsum und Kreditqualität in besonders betroffenen Regionen der USA. Zulassungen und Inspektionen in Schlüsselbranchen stocken. Pharma- und Medtech-Studien warten auf Freigaben, Lebensmittel- und Arbeitssicherheitskontrollen werden ausgedünnt, Bau- und Infrastrukturprojekte geraten ins Hintertreffen, weil Bundesvergaben pausieren.

Für Haushalte und Unternehmen verschärft sich die Liquiditätslage, denn SBA-Kredite und Teile der FHA-/USDA-Hypothekenabwicklung verzögern sich. Auch Steuererstattungen und Auskünfte der IRS dauern länger. Der Reise- und Freizeitsektor spürt Einbußen durch geschlossene Nationalparks und reduzierte Services. Und weil zentrale Wirtschaftsdaten verspätet kommen, steigen Finanzierungskosten und Risikoprämien – Banken und Investoren preisen Unsicherheit ein, Verträge werden vertagt, Budgets eingefroren. Der Stillstand frisst sich über Löhne, Kredite, Genehmigungen und Beschaffung in die reale Aktivität und dämpft damit am Ende auch die Risikobereitschaft am Kryptomarkt.

Zwischen dem 10. und dem 11. Oktober kam es zudem zum heftigsten Krypto-Abverkauf der jüngeren Geschichte. Nach der überraschenden Ankündigung neuer 100-%-Zölle auf China rutschte Bitcoin innerhalb von Stunden zweistellig ab; insgesamt wurden rund 19 Mrd. US-Dollar an gehebelten Positionen liquidiert, bevor sich die Kurse teils fingen. Dieses Ereignis war der unmittelbare Auslöser – der Shutdown wirkte hier eher als Volatilitätsverstärker, aber nicht als Initialzündung.

Wie kann man sich am besten positionieren?

Anleger sollten in dieser Phase den Blick vom Event auf das Regime richten. Der Zollschock hat den Crash ausgelöst, der Shutdown verstärkt die Ausschläge. Beides zusammen wirkt in einem übergeordneten Bullenmarkt wie ein Verstärker, nicht wie ein Richtungswechsel. Entsprechend bleibt Bitcoin strukturell robuster, denn die ETF-Zuflüsse und das „digitales Gold“-Narrativ tragen, während die behördliche Pause vor allem Altcoin-Projekte trifft, die auf neue Produkte, Listungen oder klare Bescheide angewiesen sind. Wer Positionen steuert, fährt besser mit einer nüchternen Gewichtung. Bitcoin als zentraler Kryptowert, Altcoin-Exposures nur dort, wo konkrete Katalysatoren zeitlich absehbar sind und mit klarer Exit-Disziplin.

Die historischen Parallelen helfen, ohne in falsche Sicherheit zu wiegen. Der Shutdown 2013 taugt als Blaupause für das Beschleunigungsprinzip. Politische Unsicherheit kann einen laufenden Bullenmarkt anheizen, sie begründet ihn aber nicht. Der Shutdown zwischen 2018 und 2019 trägt dagegen kaum. Denn damals traf der längste Shutdown auf einen späten Bärenmarkt, heute steht ein ganz anderes Liquiditäts- und Infrastrukturgefüge dahinter. Wer 1:1 übertragen will, greift daneben. Maßgeblich ist die aktuelle Marktarchitektur und diese ist geprägt von knapper, sprunghafter Liquidität, Nachrichten-getriebenen Spikes und schnellen Reversals.

Operativ heißt das, Hebel konsequent herunterzufahren und Einstiege wie Ausstiege zu staffeln. Der Einbruch am vergangenen Freitag hat gezeigt, wie schnell Zwangsliquidationen in dünnen Orderbüchern Kettenreaktionen auslösen. Teilgewinnmitnahmen schlagen All-in/All-out, Puffer schlagen Hoffnung. Laufende ETF-Verfahren bleiben ein Thema doch laufende Updates sind nicht gleichzusetzen mit zeitnahen Bewilligungen. Verzögerungen sind in diesem Umfeld das Basisszenario. Wer Genehmigungen vorwegnimmt, handelt Erwartungen, keine Tatsachen.

Weil die Datendürre anhält, verlagert sich das Makro-Monitoring zudem auf Ersatzsignale: Zinsstruktur und Credit-Spreads, Dollarstärke und die Dominanz von Bitcoin als Liquidity-Proxy. Zoll- und Geopolitikschocks haben Priorität in der Preisbildung; der Shutdown erklärt die Amplitude, selten die Richtung. Liquidität auf der Seitenlinie ist kein Makel, sondern Munition für schrittweise Zukäufe, sobald Volumen und Marktbreite die Gegenbewegung bestätigen.

Unterm Strich bleibt die Lage klarer, als sie wirkt: Der Funke kommt aus der Handelspolitik, das Unterholz liefert Washington. Wer seine Kernposition in Bitcoin hält, Altcoin-Engagements an echte Katalysatoren bindet, Leverage meidet und Entscheidungen vor dem nächsten Schlagzeilenwechsel trifft, dürfte für die kommenden Wochen besser aufgestellt sein als viele andere Marktteilnehmer.

Newsletter abonnieren

Don't miss out!
Invalid email address

Das könnte dich auch interessieren

Bitcoin taumelt, aber fällt nicht: Die Lehre aus dem Trump-Crash

Robert Steinadler

Zwischen Hype und Absturz: Wie weit Bitcoin im nächsten Bärenmarkt fallen kann

Alexander Mayer

Die Zinsstrukturkurve: Warum ihr Signal versagt – und was das für Bitcoin bedeutet

Alexander Mayer