Bitcoin-Kurier | News zu Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen
Märkte

Stablecoins, US-Schulden und Krypto: Wie Washington den Dollar digitalisiert

US-Flagge Dollar
Bildquelle: © stock.adobe.com

Es gab im Krypto-Sektor schon viele große Geschichten, die ganze Marktphasen geprägt haben: DeFi, NFTs, das Metaverse oder Bitcoin-Ordinals. Solche Narrative sind wichtig, weil sie die Kursfantasie der Anleger entfachen und Kapital in den Markt ziehen. In diesem Krypto-Zyklus ist das dominierende Thema bisher klar die Bitcoin-Adaption durch die Wall Street. Die Einführung von Spot-Bitcoin-ETFs und die größer werdende Welle von Bitcoin-Treasury-Unternehmen haben eine völlig neue Nachfragequelle eröffnet.

Doch während Bitcoin dadurch im Rampenlicht steht, fehlt dem Rest des Krypto-Sektors bislang ein vergleichbar starkes Narrativ. Altcoins werden eher links liegen gelassen. Dabei braut sich im Hintergrund ein gewaltiges Thema zusammen, das die wenigsten Investoren wirklich auf dem Schirm haben – und das nicht nur als „Story“ ohne Fundament, sondern als echter makroökonomischer Treiber wirken kann. Gemeint ist die politische Unterstützung des US-Dollar-Stablecoin-Marktes durch die US-Regierung.

Die US-Schuldenkrise verlangt nach einer Antwort

Der Ausgangspunkt liegt im Kernproblem der amerikanischen Staatsfinanzen. Die US-Schulden haben längst die Marke von 37 Billionen Dollar überschritten – und steigen weiter. Alleine in den letzten zwei Monaten hat das US-Finanzministerium über eine Billionen Dollar an neuen Schulden aufgenommen. Um das Staatshaushaltsdefizit zu finanzieren, muss das Finanzministerium Monat für Monat enorme Mengen neuer Staatsanleihen an den Markt bringen. Gleichzeitig sind einige traditionelle Nachfragequellen versiegt. Einst verlässliche ausländische Käufer wie China, Japan und der europäische Markt investieren kein neues Kapital mehr in US-Treasuries.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Reverse-Repo-Facility (RRP) der Fed, die während der Pandemie noch als Ventil für überschüssige Liquidität diente. Dort waren zeitweise mehr als 2,5 Billionen Dollar geparkt. Heute ist dieser Bestand praktisch auf null gefallen, weil Kapital in höher verzinste T-Bills abgewandert ist. Damit ist eine wichtige Nachfragequelle versiegt und das Finanzministerium muss neue Investoren finden, die in großem Stil Treasuries kaufen.

Anzeige

Starte jetzt mit OKX und sichere dir als Neukunde bis zu 40 USDC für deine ersten Trades! Ob Spot- oder Bot-Handel – dein Volumen zählt. Zusätzlich wartet ab 1.000 Teilnehmern ein geteilter 10.000 USDC Preispool. Aktion gültig vom 16.08.–30.09.2025, Teilnahmebedingungen gelten.

👉 Hier klicken, anmelden und mit dem Rabattcode BITCOINKURIER20 lebenslang 20 % Gebühren sparen!


Stablecoins als Lösung

Genau hier kommt der Stablecoin-Markt ins Spiel. Stablecoins sind digitale Token, die den Dollar 1:1 auf der Blockchain abbilden. Die größten Emittenten wie Tether oder Circle hinterlegen für jeden ausgegebenen Token reale Reserven – überwiegend Bargeld und kurzfristige US-Staatsanleihen.

Das bedeutet: Immer wenn neue Stablecoins entstehen, steigt die Nachfrage nach T-Bills. Schon heute hält allein Tether über 120 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen und zählt damit zu den größten nichtstaatlichen Käufern der Welt. Mit dem Wachstum des Stablecoin-Marktes wird dieser Effekt noch stärker – ein struktureller Bid für die Finanzierung der US-Schulden.

Der GENIUS Act als Fundament für eine neue Nachfragequelle

Den entscheidenden politischen Rahmen hat die US-Regierung im Sommer 2025 gesetzt. Mit dem GENIUS Act hat Präsident Donald Trump das erste bundesweite Stablecoin-Gesetz unterzeichnet. Es schafft Klarheit, indem es Stablecoins als eigene Kategorie definiert, eine strenge 1:1-Deckung mit liquiden Assets wie Cash oder T-Bills vorschreibt und Transparenzpflichten durch monatliche Berichte und jährliche Audits verankert.

Zinszahlungen an Endnutzer sind ausdrücklich verboten, um Stablecoins nicht in direkte Konkurrenz zu Bankeinlagen zu bringen. Gleichzeitig werden Verbraucherrechte gestärkt: Im Insolvenzfall haben Stablecoin-Inhaber Vorrang auf die Reserven. Damit sind Stablecoins regulatorisch aufgewertet und in das Herz des US-Finanzsystems integriert worden – und werden automatisch zu einem wichtigen Käufer von Treasuries.

Wie der Markt wachsen kann

Der Stablecoinmarkt wächst und noch ist das Gesamtvolumen an Anleihekäufen im Vergleich zum Gesamtmarkt zwar relativ gering, das Nachfragepotenzial ist jedoch riesig. Durch die neue gesetzliche Regelung hat die US-Regierung mit dem Stablecoinmarkt einen direkt beeinflussbaren Hebel, um die Nachfrage nach Anleihen massiv anzukurbeln. Zwei bisher unerschlossene Märkte stehen dabei besonders im Fokus.

Zum einen das Eurodollar-System: Seit den 1950er-Jahren parken Banken und Unternehmen weltweit Dollar außerhalb der USA. Schätzungen gehen von 10 bis 13 Billionen Dollar aus. Diese Gelder lagen bislang weitgehend außerhalb der direkten Kontrolle Washingtons. Doch wenn die US-Regierung signalisiert, dass diese Einlagen im Krisenfall nicht mehr automatisch durch Swap-Linien oder Rettungsmaßnahmen der Federal Reserve gestützt werden, könnten viele Akteure ihre Mittel in regulierte, durch Treasuries gedeckte Stablecoins verschieben.

Zum anderen die Schwellenländer: In vielen Staaten mit schwachen Währungen, hoher Inflation oder Kapitalkontrollen nutzen Menschen schon heute Stablecoins wie USDT oder USDC, um ihre Ersparnisse zu sichern oder Zahlungen abzuwickeln. Über Social-Media-Plattformen wie WhatsApp oder Instagram und eine Wallet-Integration in deren Apps könnten Dollar-Stablecoins künftig noch einfacher in den Alltag integriert werden – ein digitales Dollar-Konto für Milliarden Menschen. Damit würde sich die Nachfrage nach Stablecoins – und damit nach US-Staatsanleihen – vervielfachen.

Trumps Eigeninteresse als Treiber

Hinzu kommt ein sehr spezieller Anreiz: die persönlichen wirtschaftlichen Interessen der Trump-Familie. Über das Unternehmen World Liberty Financial ist sie selbst in den Stablecoin-Markt eingestiegen und hat mit USD1 einen eigenen Dollar-Token auf den Markt gebracht.

Das bedeutet: Die politische Unterstützung für Stablecoins ist nicht nur geopolitisch motiviert, um den Dollar zu stärken, sondern auch durch direkte Geschäftsinteressen mitgetrieben. Trump profitiert finanziell vom Erfolg dieser Sparte – und hat allen Grund, sie aktiv zu fördern.

Auswirkungen auf den Kryptomarkt

Für den Krypto-Sektor bedeutet all das: Der Stablecoin-Markt ist nicht länger nur ein Infrastrukturthema, sondern wird zum zentralen Wachstumsfeld.

Am meisten profitieren natürlich die großen Emittenten wie Tether und Circle, die mit regulatorischer Klarheit ihre Marktstellung festigen. Aber auch die Blockchains, auf denen Stablecoins zirkulieren – bspw. Ethereum, Tron und Solana – gewinnen durch steigende Transaktionsvolumina.

Darüber hinaus entstehen neue Chancen für DeFi-Protokolle. Mehr Stablecoin-Liquidität bedeutet höhere Einlagen, mehr Kreditvergabe und größeres Handelsvolumen. Projekte wie Aave, Uniswap oder spezialisierte Derivateplattformen wie Hyperliquid können davon massiv profitieren. Auch neue Konzepte wie Ethena, die Stablecoins mit zusätzlichen Renditemodellen verknüpfen, gewinnen durch die Ausweitung des Marktes. Und nicht zuletzt schaffen Zahlungsdienste wie ether.fi Cash, die Stablecoins per Visa-Karte im Alltag nutzbar machen, die Brücke in die reale Wirtschaft.

Ausblick

Bitcoin hat in diesem Zyklus sein Narrativ: die Wall-Street-Adaption über ETFs. Stablecoins bekommen nun ihr eigenes, mindestens ebenso starkes: die offizielle Unterstützung durch Washington. Mit dem GENIUS Act sind sie regulatorisch verankert, politisch gewollt und ökonomisch nützlich für die Finanzierung der US-Schulden.

Das macht sie zu einem fundamentalen Treiber – nicht nur für die Dollar-Dominanz, sondern auch für den Kryptomarkt insgesamt. Denn Stablecoins sind das Bindeglied zwischen traditionellen Kapitalströmen und der Blockchain-Welt. Ihr Wachstum wird nicht nur die Nachfrage nach US-Treasuries sichern, sondern auch DeFi, Zahlungsanwendungen und ganze Krypto-Ökosysteme auf ein neues Niveau heben. Diese Markt-Umstrukturierung könnte langfristig zu einer Rotation von Kapital aus der traditionellen Finanzwelt in die DeFi-Welt in gigantischem Ausmaß führen.

Denken Sie langfristig!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

In den USA braut sich eine Liquiditätskrise zusammen. Warum das den Bitcoin-Kurs langfristig weiter antreiben kann, erfahren Sie in der aktuellen Analyse auf decentralist.

Newsletter abonnieren

Don't miss out!
Invalid email address

Das könnte dich auch interessieren

Bitcoin vor dem Makro-Showdown: US-Jobdaten als Zündfunke oder Bremsklotz

Robert Steinadler

US-Schuldenkrise verschärft sich: Liquiditätskrise als Treiber für Bitcoin

Alexander Mayer

Bitcoin: Jerome Powell gibt den Märkten endlich was sie wollen

Alexander Mayer