Anklage in New York
Nachdem die Generalstaatsanwältin von New York, Letitia James, Klage gegen Bitfinex und Tether erhoben hat (wir berichteten), kommen nun mehr Details an die Öffentlichkeit. Nun haben die Anwälte der Unternehmen bestätigt, dass der Stablecoin keine volle Deckung besitzt.
So sollen nur 74% der Währung tatsächlich durch US-Dollar abgesichert sein. Dies würde theoretisch bedeuten, dass nicht alle Kunden ausbezahlt werden könnten, wenn sie alle gleichzeitig ihr Geld einfordern würden.
Jedoch könnte eine Reserve von 74% in der Praxis ausreichen, weil es unwahrscheinlich ist, dass alle Kunden gleichzeitig ihre Tether einlösen möchten.
Der Streit weitet sich aus
Es ist absehbar, dass bald ein Gericht darüber entscheiden muss, ob die Vorgehensweise von Tether tragbar ist. Denn das eigentliche Versprechen lautet, dass für jeden ausgegebenen Tether auch 1 US-Dollar hinterlegt wird.
Unter Umständen könnte das Unternehmen darauf festgelegt werden, diese Maxime auch einhalten zu müssen. Unabhängig davon, ob eine Teilreserve in der Praxis ausreichend ist.
Beide Unternehmen wehren sich gegen die Anschuldigungen. So sei Bitfinex zu keinem Zeitpunkt insolvent gewesen und Tether jederzeit in der Lage USDT gegen US-Dollar einzulösen.
Ironie des Schicksals
Obwohl Kryptowährungen schon immer den Ansatz verfolgt haben, dass die eigentliche Geldmenge nicht manipuliert werden darf, schweift Tether davon ab. Man verweist in der Erklärung darauf, dass auch Banken niemals die vollen Kundeneinlagen zur Verfügung haben.
Das ist im Prinzip auch richtig, nur dürfte diese Haltung nicht den Erwartungen der meisten Krypto-Enthusiasten entsprechen. Ob sie vor Gericht bestand haben könnte, bleibt abzuwarten.
Nur der Euro ist der Euro
Zwar müssen sich Kunden gegenüber Börsen, die auch Euro oder US-Dollar auszahlen, umfassend identifizieren. Dies hat aber auch den Vorteil, dass man tatsächlich sein Geld bekommt und nicht das Versprechen auf Geld.
Es stehen neben Tether auch andere Stablecoins zur Verfügung, aber angesichts des Rechtstreits bleibt offen, ob sich auch dort Abgründe auftun könnten.
Das Einzige, was wahrscheinlich absolut sicher ist, sind Bitcoin auf dem eigenen Private Key.
Eine erste Stellungnahme durch die Anwälte der Unternehmen ist jetzt verfügbar. Kritiker dürfte das Ergebnis nicht überraschen.