Die Warnzeichen mehren sich, dass das US-Finanzsystem in eine Liquiditätskrise hineingeraten wird. Die US-Schuldenkrise bleibt dabei der größte Druckfaktor: Finanzminister Scott Bessent muss allein bis Jahresende etwa 1,5 Billionen Dollar an neuen Schulden aufnehmen. Die Fed tut dem Finanzministerium dabei bisher keinen Gefallen und lässt die Zinsen auf einem hohen Niveau von 4,25 – 4,5 Prozent verharren. Zu hoch, um in langfristigen Schulden gebunden zu werden, daher rollt das Finanzministerium einen Großteil der Schulden mit kurzlaufenden T-Bills weiter, verstärkt das Problem so jedoch langfristig, da die Schuldenberge sich umso schneller häufen.
Das größte langfristige Problem für die USA stellt die Nachfrageseite dar, da es an den globalen Finanzmärkten nicht mehr genügend Käufer gibt, die langlaufende Anleihen bereitwillig zu einem niedrigeren Zins kaufen möchten. Auch die Zinsen kurzlaufender Anleihen werden anziehen, sollte sich das Angebot weiter erhöhen. Es muss eine Lösung auf der Nachfrageseite her, kurzfristig, solange die Fed nicht bereit ist die Zinsen deutlich zu senken – und langfristig, um die weiterwachsende Schuldenlast überhaupt noch bedienen zu können.
Ein wichtiger Geldtopf ist nun komplett ausgeschöpft
Eine große Nachfragequelle seit 2022 kam in Form von Kapital aus der Reverse Repo Facility (RRP) der Federal Reserve. Die RRP ist ein Mechanismus, bei dem Banken und Geldmarktfonds überschüssiges Bargeld kurzfristig und risikolos bei der Fed parken können und dafür Zinsen erhalten. Ein großer Teil der während der Corona-Krise freigesetzten Liquidität ist in diesen Topf geflossen.

Nach einem Höchststand von 2,5 Billionen Dollar (2022) sind die Bestände inzwischen praktisch auf null gefallen. Durch die Zinserhöhungen der Fed seit 2022 und die Verlagerung der Schuldenaufnahme ans kurzfristige Zinsende durch das US-Finanzministerium ist das Kapital in T-Bills geflossen, weil deren Zins leicht höher ist als der RRP-Zins. Diese Nachfragequelle ist nun jedoch komplett erschöpft.
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Diese Möglichkeiten gibt es nun
Die USA haben mehrere Optionen, um die Schuldenkrise nicht durch ein Austrocknen der Staatsfinanzen eskalieren zu lassen:
SLR-Änderung und Abschaffung des Zinses auf Bankreserven
Eine Maßnahme, die bereits auf den Weg gebracht wurde, ist eine Änderung der Risikokapitalvorschriften für Banken, die sogenannte Supplementary Leverage Ratio. Diese limitiert derzeit das Volumen an Anleihen, das Banken in ihr Balancesheet aufnehmen können, ohne dafür weitere Liquidität als Deckung zurücklegen zu müssen. Eine Lockerung oder komplette Abschaffung dieser Regelung könnte die Nachfrage durch Geschäftsbanken nach Anleihen ankurbeln, da diese generell ein hohes Interesse daran haben, Anleihen zu halten. Anleihen geben den Banken eine risikolose Ertragsmöglichkeit, vor allem unter den aktuellen Zinsniveaus. Gleichzeitig wird die Fed im Zweifel Anleihen im Tausch gegen neue Liquidität aufnehmen, sollte es zu einem Krisenszenario kommen. Die Mini-Bankenkrise 2023 ist dafür der jüngste Präzedenzfall.
Einen wirklich großen Impuls könnte jedoch eine Abschaffung des Zinses auf Zentralbankreserven der Geschäftsbanken geben. Derzeit zahlt die Fed den Banken Zinsen auf Bankreserven. Dies dient dazu, den Zinssatz an den Finanzmärkten besser zu steuern und die überschüssige Liquidität, die in Krisenzeiten freigesetzt wurde, effizienter zu steuern.

Nun wird diese Liquidität jedoch dringend für die Refinanzierung der Regierung benötigt. Eine Abschaffung des Zinses könnte Kapital in Höhe von über drei Billionen Dollar freisetzen, welches derzeit vom Markt isoliert in einem Fed-Topf schlummert.
Neubewertung der Goldreserven
Eine weitere Option wäre die Neubewertung der US-Goldreserven. Derzeit bewertet die Fed ihre Goldbestände (ca. 8.133 Tonnen) zum historischen Preis von etwa 42,22 Dollar pro Unze, was einen Gesamtwert von rund 13,7 Milliarden Dollar ergibt. Eine Anpassung an den aktuellen Marktpreis (ca. 3.300 Dollar pro Unze) würde den Wert auf etwa 800 Milliarden Dollar steigern. Dieses Kapital könnte direkt zur Refinanzierung genutzt werden, indem die Fed den Buchgewinn monetarisiert und dem Finanzministerium zur Verfügung stellt. Angesichts der Ausmaße, die die US-Schuldenkrise mittlerweile angenommen hat, wäre diese Maßnahme jedoch eher ein Tropfen auf den heißen Stein.
Der GENIUS ACT
Eine Maßnahme von potenziell sehr viel weitreichenderem Einfluss ist das jüngst verabschiedete Gesetzespaket des GENIUS ACT, dass Stabelcoin-Emittenten verpflichtet, Stablecoins mit US-Staatsanleihen zu decken. Stablecoins sind Kryptowährungen, die den US-Dollar mit einer 1:1 Deckung auf der Blockchain abbilden und ihn außerhalb der traditionellen Finanzmärkte zugänglich und nutzbar machen. Finanzminister Scott Bessent hat bereits mehrmals betont, dass die Regierung den Stablecoin-Markt aktiv nutzen möchte, um die internationale Stellung des Dollars zu stärken.
Eine hohe Nachfrage nach Stablecoins besteht vor allem in Entwicklungsländern mit instabilen Währungssystemen. Die USA könnte den Stablecoin-Markt vor allem über ihre Tech-Giganten stärker in diesen Wirtschaftszonen etablieren, indem Anbieter wie Facebook oder Whatsapp Krypto-Wallets in ihre Dienste integrieren und Stablecoins für jeden User zugänglich machen. Facebook hatte bereits vor einigen Jahren mit der hauseigenen Kryptowährung DIEM einen ähnlichen Plan, wurde jedoch von der damals krypto-feindlichen US-Regierung gestoppt. Die aktuelle Regierung dürfte entsprechende Pläne jedoch eher unterstützen.
Ein sehr großer potenzieller Markt für Stablecoins besteht zudem in den Eurodollar-Märkten. Die Eurodollar-Märkte umfassen US-Dollar-Einlagen bei Banken außerhalb der USA, z. B. in Europa, Asien oder anderen Offshore-Finanzplätzen, die nicht der US-Regulierung oder Mindestreservepflichten unterliegen. Diese Märkte dienen als globaler Geld- und Kreditmarkt, auf dem Banken, Unternehmen und Regierungen US-Dollar leihen oder verleihen.
Bisher haben die USA über die Eurodollar-Märkte wesentlich weniger Kontrolle als über ihre eigenen, die Fed musste diese Märkte in Krisenzeiten jedoch ebenfalls bereits des Öfteren mit Notfall-Liquidität, bspw. über Dollar-Swaplines, retten. Ein Wegfall der Garantie, dass diese Märkte im Ernstfall mit der benötigten Dollar-Liquidität aufgefangen werden, könnte zu einer großen Rotation in den Dollar-Stablecoin-Markt führen und somit indirekt die Nachfrage nach Anleihen massiv steigern. Bei diesem Markt geht es um ein Volumen von über 10 Billionen Dollar.
Quantitative Easing
SLR-Änderungen, eine Abschaffung des Zinses auf Bankreserven und der Stablecoin-Markt liefern alle großen Spielraum dafür, die Nachfrage nach Anleihen massiv zu erhöhen. Allerdings erfordern all diese Dinge eine Menge Zeit, auch wenn sie bereits auf den Weg gebracht werden. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass kurzfristig genug neue Liquidität über diesen Weg freigesetzt werden kann, um die Situation der US-Schuldenkrise zu entschärfen.
Auch wenn Fed-Chef Powell sich bisher auf den Pressekonferenzen eisern gibt und betont, dass die Fed sich weiterhin auf ihr Doppelmandat eines stabilen Arbeitsmarkts und der Bekämpfung der Inflation konzentriert, sind das am Ende des Tages nur Worte. Die Fed wird die USA im Fall der Fälle nicht in eine systemische Krise rutschen lassen. So dürfte am Ende einmal mehr das wahrscheinlichste Ergebnis sein, dass die Fed im Zuge einer Liquiditätskrise die Zinsen massiv senkt, den Abbau ihres Balancesheets beendet und im Gegenteil wieder Anleihen und andere Wertpapiere im Tausch gegen frische Liquidität in ihr Balancesheet aufnimmt.
Was das für Bitcoin bedeutet
Aus der Bitcoin-Perspektive bedeutet diese Ausgangslage, dass weiterhin eine Menge Spielraum für den aktuellen Bullrun besteht, denn die Liquidität muss auf die eine oder andere Weise ausgeweitet werden, um die US-Schuldenkrise aufzufangen. Der kläglich gescheiterte Versuch von Elon Musks D.O.G.E früher in diesem Jahr zeigt, dass ein Abbau des Staatshaushaltsdefizits unrealistisch ist. Im Gegenteil, auch die aktuelle Regierung tut ihren Teil, den Schuldenberg weiter aufzutürmen. Zuletzt wurde die Marke von 37 Billionen Dollar geknackt. Assets wie Gold und Bitcoin saugen diese neue Liquidität in sich auf, da sie als Wertspeicher und Schutz gegen die langfristig entstehende Inflation attraktiver werden.
Denken Sie langfristig!
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