Die meisten Wallet-Apps, die auf dem Markt erhältlich sind, legen ihren Schwerpunkt auf die sichere Verwahrung von Bitcoin. Die Firma BitBucks hat sich ein neues Konzept überlegt, welches im Prinzip eine Art Ersatz für das Fehlen einer Second-Layer-Lösung ist, die von der breiten Masse angewendet werden kann.
Warum sollte man dennoch seine Private Keys besser selber kontrollieren? Und wieso ist das Lightning Network keine Konkurrenz zu einem Custodial Wallet? Das erfahren Sie in unserem Interview mit Frank Meier, dem Geschäftsführer von BitBucks.
Welche persönliche Beziehung hast Du zu Bitcoin? Wie bist Du dazu gekommen?
Bitcoin hat mich von Anfang an sehr fasziniert. Obwohl ich es relativ lange passiv beobachtet habe. Ein bleibender Eindruck war der Skandal um Mt. Gox. Im Jahr 2016 habe ich es mir auch als ein mögliches Investment näher angeschaut, aber die Rallye leider verpasst. Doch dann folgte im Jahr 2017 schließlich der Hype.
Bitcoin beinhaltet für mich so viel Phantasie, wie es zuvor das junge Internet auch hatte. Nach dem dynamischen Web, dem Social Web, kam nun das Financial Web. Und diese Entwicklung finde ich unglaublich spannend.
Und wieso hast Du dich für Bitcoin entschieden? Warum nicht auch für Altcoins?
Es hat sich relativ schnell herausgebildet, dass Bitcoin eine absolute Sonderstellung hat. Es verfügt über ein Ökosystemen, welches sehr gut ausgebaut ist. Sprich, es gibt wesentlich mehr Node-Betreiber oder Unternehmer, die darauf basierend ihr Business gründen. Hierin unterscheidet sich Bitcoin in meinen Augen eklatant von allen anderen Kryptowährungen.
Bitcoin besitzt eine wahnsinnige Größe im Vergleich zu vielen anderen Kryptowährungen. Wenn wir uns zum Beispiel Cardano oder Eos anschauen, dann befinden die sich aktuell noch im Stadium eines Konzepts. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der überlegenen Marktkapitalisierung von Bitcoin wieder.
Also ist die Stabilität entscheidend?
Ja, die Menge an Menschen die sich damit beschäftigen und die drauf bauen ist wesentlich größer als bei jedem anderen Coin. Auch bei der Dezentralisierung nimmt Bitcoin – in meinen Augen – eine absolute Sonderstellung ein.
Ihr bietet einen Wallet an. Wobei es, wenn ich das richtig verstehe, eher ein Zahlungsnetzwerk darstellt, welches Bitcoin integriert.
Die BitBucks Wallet ist im Prinzip eine Zahlungsplattform, die auf Bitcoin basiert. Wir haben eine Ebene draufgesetzt, die dafür sorgen soll, dass man Bitcoin auch für Zahlungen effektiv nutzen kann. Rein vom technischen Aspekt sind wir ein „Custodial Wallet“, das zwischen den Benutzern instantane Transfers abwickeln kann.
In der Community sind aber viele Mitglieder sehr skeptisch eingestellt. Dort gilt immer noch: „Not your keys, not your coins„. Du hast eben Mt. Gox angesprochen. Die Geschichte hat gezeigt, der Satz stimmt.
Wie wollt ihr Sicherheit bieten? Welchen Vorteil hat Euer Service gegenüber einer normalen Transaktion?
Ich bin mit dem Motto „Not your keys, not your coins“ zu 100% einverstanden und das versuchen wir auch auf der Website überall deutlich klarzumachen. Wir wollen nicht die kompletten „Funds“ der Kunden in unserer Wallet haben.
Wir sagen ganz klar: Behalte deinen Wallet, du bist deine eigene Bank, du passt drauf auf!
Aber vergleich BitBucks doch mal mit Transaktionen am Geldautomaten, wenn du Geld abhebst. Damit du die nächste Woche einfach irgendwo mit Bargeld bezahlen kannst. Damit zahlst du deine Brötchen und einen Kaffee oder ein Bier.
Genau hier kommen wir mit unserem Produkt ins Spiel. Hier muss man mal ganz klar darauf schauen, was man eigentlich in der Praxis möchte. Will man instant bezahlen – auch kleinere Summen – da muss man bestimmte Einschränkungen schlicht in Kauf nehmen.
Ist damit das Lightning Network nicht eure größte Konkurrenz? Wenn es einmal richtig steht, dann könnte ich ja den sprichwörtlichen Kaffee auch ganz ohne BitBucks begleichen.
Ich sehe das Lightning Network nicht als Konkurrenz. Ihm kommt eher die Rolle als die Netzwerktechnik im Hintergrund zu. Wir würden eher versuchen es zu integrieren, wenn es denn mal fertig wird.
Hand aufs Herz. Welche andere Wallet würdest Du denn empfehlen? Wo sollten die Nutzer Bitcoin am besten verwahren?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Persönlich hat mich Electrum Wallet auf dem Desktop schnell überzeugt. Bei mobilen Lösungen würde ich anraten einfach selber zu schauen, was dem einzelnen Nutzer am besten passt.
Die Auswahl ist für Android und iOS schon sehr groß.
Aber grundsätzlich bist Du Electum Nutzer und willst einen schlanken Client, der nicht die Blockchain hinterlegt, sondern schnell und solide läuft und trotzdem eine gewisse Sicherheit bietet?
Wir betreiben natürlich unseren eigenen Full Node. Aber das kann man ja nicht jedem User empfehlen. Wenn man sich beispielsweise einen neuen Laptop kauft, selbst mit einer großen SSD, dann muss man schon überlegen, ob man darauf die ganze Blockchain speichern will.
Wobei ich es durchaus mit Sorge beobachte, dass es ein Missverhältnis zwischen Minern und Full Node Betreibern gibt. Es bräuchte ganz klar mehr Nodes im Netzwerk.
Kommen wir zurück zu eurem Service. Ihr seid ein „Custodial Wallet“. Wie unterscheidet sich das von allen anderen Wallets?
Ich behaupte in erster Linie durch die Benutzerfreundlichkeit. Alles ist wirklich super easy zu bedienen und funktioniert schnell und einfach. Transaktionen sind sehr einfach, man braucht keine langen Adressen.
Außerdem sind die Accounts mit der Telefonnummer verbunden. Sprich, wenn ich die Nummer habe, dann kann ich Bitcoin verschicken, selbst dann, wenn der Empfänger noch keinen Bitbucks Wallet hat.
Im Prinzip eine Sofortüberweisung nur mit Bitcoin.
Was würde denn passieren, wenn ich Bitcoin mit eurem Wallet an den falschen Nutzer sende und es zurückhaben will? So eine Telefonnummer kann man schnell falsch eingeben.
Wenn es die Nummer und damit den Nutzer gibt, dann würden wir versuchen mit ihm Kontakt aufzunehmen. Aber es gibt in der Praxis keine direkten Möglichkeiten zur Rückabwicklung. Wir weisen in den Nutzungsbedingungen darauf hin, dass man achtsam sein muss und gleichermaßen zurücküberweisen muss, wenn man etwas zu Unrecht erhält.
Wir würden aber in jedem Fall versuchen zu helfen.
Nutzungsbedingungen sind ein schönes Stichwort. Wie wirkt sich eigentlich die Umsetzung der FATF Empfehlungen auf euren „Custodial-Wallet-Service“ aus?
Für uns wirkt sich das ziemlich brutal aus! Mit den neuen Bedingungen müssen wir jederzeit Zuordnungen machen können. Und zwar wenn auch nur ein Cent verschickt wird. Das läuft dann über KYC.
Außerdem müssen wir eine Lizenz beantragen. Wir sind dann „Krypto-Verwahrer“ und die Verwahrung bedingt KYC. Das hat direkte Auswirkungen auf das Geschäft, denn diese Lizenz schließt es aus jemandem Kryptos zu verkaufen.
Ursprünglich wollten wir auch eine „On-Ramp-Funktion“ anbieten, um Bitcoin direkt in der App kaufen zu können. Das geht nun nicht mehr.
Wie hoch ist die Belastung durch die Lizenz?
Das ist noch nicht ganz klar. Die kleine Banklizenz liegt ca. zwischen 50.000 – 75.000 Euro und die Lizenz für die Verwahrung wahrscheinlich zwischen 25.000 – 50.000 Euro. Hinzu kommen natürlich die Kosten für den Anwalt, der das alles fachmännisch vorbereiten muss und in die Wege leitet.
Die Belastungen sind schon immens, denn wir machen keine gigantischen Umsätze.
Abschlussfrage: Wo steht der Bitcoin-Preis heute in einem Jahr?
Ich denke bei 30.000 US-Dollar.