Im Strafverfahren gegen Roman Storm, einen der Entwickler des Ethereum-Mixers Tornado Cash, hat die New Yorker Jury ein gemischtes Urteil gefällt. Storm wurde für den Betrieb eines nicht lizenzierten Geldübermittlungsdienstes schuldig gesprochen. Beim schwerwiegenden Vorwurf der Sanktionsumgehung sprach die Jury ihn jedoch frei. In Bezug auf den Vorwurf der Geldwäsche konnten sich die Geschworenen nicht einigen; hier bleibt das Ergebnis offen.
Nach dem Urteil plädierte die Staatsanwaltschaft für Storms umgehende Inhaftierung und verwies auf angebliche Fluchtgefahr, unter anderem wegen Auslandskontakten und einem Krypto-Vermögen im Gegenwert von mehreren Millionen US-Dollar. Die Verteidigung entgegnete, Storms Lebensumstände und die Kautionsleistung sprächen klar gegen ein solches Risiko. Das Gericht folgte der Einschätzung der Verteidigung und verzichtete auf eine sofortige Inhaftierung.
Für den einzigen Schuldspruch – Betrieb eines nicht lizenzierten Geldtransfers – drohen Storm bis zu fünf Jahre Haft. Ob es zu einer Neuauflage des Verfahrens in Bezug auf die Geldwäschevorwürfe kommt, ist derzeit offen. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft bezüglich dieses Punktes nachsetzen wird, weil die Jury nicht zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen ist. Dieser Umstand verschafft ihr gute Voraussetzungen, den Anklagepunkt in einem neuen Verfahren prüfen zu lassen. Es bedarf also nicht einmal einer Berufung durch die Staatsanwaltschaft.
Das sieht jedoch bei dem einzigen Schuldspruch gegen Storm ganz anders aus. Die Verteidigung könnte versuchen, das Urteil anzufechten und einen Freispruch zu erwirken, nachdem das Strafmaß durch Richterin Failla verkündet wurde. Vor der Verkündung wird es jedoch zuvor Anhörungen geben, weshalb es noch einige Wochen dauern wird, bis dieser Teil des Verfahrens zu einem Abschluss kommt. Bezüglich des Freispruchs wäre eine Berufung durch die Staatsanwaltschaft eher unüblich, weil hier nur Erfolgsaussichten bei groben Verfahrensfehlern bestehen.
Die juristische Schlacht ist für Roman Storm also längst nicht zu Ende geschlagen, wie die Richterin selbst anmerkte. Der Fall von Tornado Cash wird international aufmerksam beobachtet. Erneut hat eine blockchainbasierte Technologie, in diesem Fall ein Mixer, ein juristisches Spannungsfeld kreiert. Dabei geht es nicht nur um die Klärung der Frage, ob die Technologie selbst einen neutralen Zweck verfolgt, sondern auch, inwieweit ihre Entwickler einschreiten müssen und in der Verantwortung stehen. Aktivisten und einige Branchenverbände sehen in den Anschuldigungen gegen Storm einen Versuch, quelloffene Software zu verbieten, indem ihre Schöpfer unter Strafe gestellt werden.
Weil die US-Behörden, darunter das OFAC, noch während des laufenden Verfahrens einen anderen Kurs eingeschlagen haben, reflektiert das Urteil der Jury wenigstens teilweise den Stand der Dinge. Denn eine Anklage wegen Umgehung von Sanktionen wäre aktuell gar nicht mehr unter den gleichen Umständen möglich. Damit ist das Urteil aus Sicht von Befürwortern von Protokollen wie Tornado Cash nicht unbedingt als eine Niederlage zu bewerten. Neben dem Einfluss auf das Strafmaß und eine mögliche Berufung wird es nicht nur für Storm, sondern für die gesamte Branche wichtig sein, wie der ungeklärte Anklagepunkt in einem weiteren Verfahren bewertet wird. Erst dann gibt es ein abschließendes Bild und einen Ausblick, worauf sich Softwareentwickler, die in diesem Umfeld tätig sind, in Zukunft einstellen müssen.