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Saylor lehnt Transparenz ab – wie viel Bitcoin steckt wirklich in Strategy?


Michael Saylor hat sich auf einer Nebenveranstaltung der Bitcoin 2025 Conference in Las Vegas erneut gegen sogenannte Proof-of-Reserves ausgesprochen – eine Transparenzmaßnahme, die viele Anleger als essenziell für Vertrauen in Bitcoin-Treasury-Unternehmen ansehen. Als Antwort auf eine Publikumsfrage erklärte der Executive Chair von MicroStrategy, dass die Offenlegung von Wallet-Adressen und Bitcoin-Reserven zu erheblichen Sicherheitsrisiken führen könne.

Saylor bezeichnete den Ansatz als eine „schlechte Idee“, die die Sicherheit von Emittenten, Verwahrstellen, Börsen und Investoren untergrabe. Auch wenn der Markt aus Skandalen wie FTX und Mt. Gox lernen müsse, sei dieser Weg seiner Meinung nach nicht zielführend.

Kein Sicherheitsexperte auf Unternehmensebene würde empfehlen, alle Wallet-Strukturen öffentlich zu machen, so Saylor. Würde man eine künstliche Intelligenz beauftragen, alle potenziellen Risiken dieser Praxis zu analysieren, „würde sie 50 Seiten an Gefahren generieren“, erklärte er weiter.

Gleichzeitig kritisierte er, dass Proof-of-Reserves nur die Vermögensseite eines Unternehmens darstelle – nicht aber, welche Verbindlichkeiten dem gegenüberstehen. Ein solcher Nachweis sei daher kein vollständiges Bild der finanziellen Stabilität eines Unternehmens. Letzteres ist tatsächlich ein valider Kritikpunkt, der in der Vergangenheit auch immer wieder aufgegriffen wurden, wenn Krypto-Börsen stolz ihre Proof-of-Reserves veröffentlichten.

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Besteht die Gefahr von „Paper Bitcoin“?

Die Forderung nach einem Nachweis ist keineswegs willkürlich. Kritiker befürchten, dass Unternehmen wie MicroStrategy ohne transparente Offenlegung ihrer Wallet-Struktur lediglich „Paper Bitcoin“ besitzen könnten – also Bitcoin, die nur auf dem Papier existieren, aber nicht durch echte, on-chain nachweisbare Bestände gedeckt sind.

Der Begriff „Paper Bitcoin“ beschreibt ein strukturelles Risiko im Kryptosektor. Dabei wird ein Vermögenswert mehrfach ausgegeben oder versprochen, ohne dass er tatsächlich in dieser Menge vorhanden ist. Solche Praktiken sind aus der traditionellen Finanzwelt bekannt. Etwa bei ungedeckten Gold-Zertifikaten, synthetischen Derivaten oder dem Fractional-reserve Banking.

Fehlt ein unabhängiger Nachweis über die tatsächliche Verwahrung der Bitcoin, entsteht ein Vertrauensproblem. Investoren, Aktionäre und der Markt insgesamt können nicht überprüfen, ob ein Unternehmen wie MicroStrategy die angegebenen 580.250 BTC auch wirklich besitzt oder ob es sich lediglich um eine buchhalterische Angabe handelt, die unter bestimmten Umständen nicht einlösbar wäre.

Gerade im Fall von MicroStrategy, das sich als Bitcoin-Vorreiter positioniert und dessen Geschäftsmodell eng mit dem Erfolg von BTC verknüpft ist, wäre ein solcher Nachweis von strategischer Bedeutung. Der Verzicht auf Proof-of-Reserves bedeutet, dass Investoren das Unternehmen beim Wort nehmen müssen – ohne Beleg.

Diese Intransparenz kann in einem Vertrauensverlust münden, insbesondere in Krisenzeiten oder bei Marktturbulenzen. Wenn sich nur ein kleiner Teil des Marktes fragt, ob die Bitcoin-Bestände wirklich verfügbar sind, könnte das bereits zu einem massiven Reputations- und Kursrisiko führen.

Weicht Strategy der Frage aus?

Auf die direkte Nachfrage von Analyst Mitchell Askew, ob MicroStrategy selbst einen Proof-of-Reserves veröffentlichen würde, wich Saylor einer klaren Antwort aus.

https://twitter.com/MitchellHODL/status/1927175496074182798

Das Unternehmen hatte zuletzt den Kauf von 4.020 BTC im Wert von rund 430 Millionen US-Dollar gemeldet. Insgesamt soll MicroStrategy damit nun 580.250 BTC halten und im laufenden Jahr bereits eine Rendite von 16,8 % erzielt haben.

Doch trotz dieser Zahlen zeigen sich Investoren skeptisch. Die Aktie des Unternehmens schloss am 26. Mai mit einem Kurs von 369,51 US-Dollar ab, was einem Tagesverlust von 7,5 % entspricht.

Vertrauen ist gut – Kontrolle bleibt umstritten

Die Debatte um Proof-of-Reserves zeigt exemplarisch die Spannungsfelder in der Kryptoindustrie. Transparenz und Sicherheit, Vertrauen und Kontrolle, Technik und Regulierung. Michael Saylor stellt sich klar gegen eine On-Chain-Offenlegung der Bitcoin-Bestände und argumentiert mit realen Sicherheitsbedenken. Dass er damit nicht allein steht, zeigt sich daran, dass viele institutionelle Akteure bislang ebenfalls auf freiwillige Transparenzmaßnahmen verzichten. Dass ein börsennotiertes Unternehmen dieser Größe betrügt, ist angesichts diverser anderer Kontrollmechanismen unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Dementsprechend wächst der Druck von außen. Investoren und Marktbeobachter fordern nach den Erfahrungen mit FTX und anderen Skandalen neue Standards der Nachvollziehbarkeit. Ein bloßes Vertrauen auf testierte Berichte erscheint vielen nicht mehr ausreichend – zumal es sich bei Bitcoin um ein Asset handelt, das sich prinzipiell leicht und unabhängig überprüfen lässt.

MicroStrategy steht damit exemplarisch für eine Branche im Übergang. Zwischen traditioneller Buchprüfung und neuen Formen kryptografisch abgesicherter Transparenz. Ob das Unternehmen künftig doch noch einen Mittelweg findet – etwa über selektive Offenlegung oder unabhängige Wallet-Audits – bleibt abzuwarten. Die Diskussion über den richtigen Umgang mit dem Thema Buchführung dürfte jedenfalls nicht so schnell verstummen.

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