Recht

OpenSea erhält Wells Notice: Die SEC geht gegen NFTs vor


Non-Fungible Token sind seit dem Crash des Gesamtmarktes Ende 2022 aus der Mode gekommen. Ikonische Sammlungen wie die Bored Apes sind drastisch im Preis gefallen und haben sich, im Gegensatz zu Bitcoin und Ethereum, nicht von diesem Einbruch erholt. Doch das mangelnde Interesse ist nicht das einzige Problem, was den Markt plagt.

Letztes Jahr ließ die SEC bereits durchblicken, dass sie unter bestimmten Umständen davon ausgeht, dass es sich bei NFTs um Wertpapierangebote handelt. Zwar regte sich innerhalb der Kommission deutlicher Widerstand, der auch in die Öffentlichkeit getragen wurde, aber der Fall von Impact Theory endete mit einer Geldstrafe für das Unternehmen. Jetzt scheint man die nächste Klage vorzubereiten, denn ausgerechnet der weltweit größte NFT-Marktplatz erhielt eine Wells Notice.

Obwohl OpenSea damit in erster Linie die Gelegenheit gegeben wird, sich zu bestimmten Vorwürfen zu äußern, ist dies der erste Schritt zur Vorbereitung einer Klage wegen Verstößen gegen das Wertpapierrecht. Zwar gab OpenSea den Inhalt des Schreibens nicht komplett bekannt, aber zwischen den Zeilen wird deutlich, worum es der US-Wertpapieraufsicht geht.

OpenSea hätte sich wahrscheinlich registrieren müssen

Den Auftakt zu einer möglichen Klage gegen SEC bildet aber nicht der Marktplatz, sondern die NFT-Kollektionen selbst. Einige davon scheint die SEC als Wertpapiere zu betrachten und das bedeutet, dass OpenSea sich schuldig macht, weil der Marktplatz diese NFTs anbietet. So zumindest die Rechtsauffassung der Wertpapieraufsicht.

Sofern man dieser Darstellung folgt, ergeben sich daraus umfassende Konsequenzen für den Anbieter, denn man verstößt somit gegen den Securities Act von 1933 und den Securities Exchange Act von 1934. Am Ende dürfte es darauf hinauslaufen, dass die SEC eine ganze Reihe von Vorwürfen erhebt, wenn es tatsächlich zu einem Verfahren kommt. OpenSea könnte als nicht registrierter Broker oder Exchange betrachtet werden. Zudem könnte man unterstellen, dass es sich um eine nicht registrierte Clearingstelle handelt. Diese Vorwürfe finden sich auch in anderen Klagen, obgleich es noch einige andere denkbare Fallkonstellationen und Verstöße gibt, die man dem Unternehmen anlasten könnte.

Noch ist es zwar zu keiner Klage gekommen, aber es sieht nicht gut aus für OpenSea. Die SEC hat Binance, Coinbase, Consensys und Uniswap verklagt, um nur ein paar der größten Namen zu nennen. Der juristische Feldzug geht weiter und für OpenSea kann das weitreichende Konsequenzen haben, denn unter welchen Umständen man NFTs als Wertpapiere betrachten soll, ist selbst Experten immer noch schleierhaft. Diese Unsicherheit bedroht am Ende nicht nur OpenSea, sondern den gesamten NFT-Markt.

Der NFT-Markt könnte austrocknen

OpenSea beeilte sich über Social Media und auf der eigenen Webseite Stellung zu der Wells Notice zu beziehen. Man bezeichnet das Vorgehen der SEC als Schlag gegen Künstler und Kreativschaffende, denen man die Möglichkeit nimmt, an ihren Inhalten zu verdienen. Mit 5 Millionen US-Dollar will OpenSea alle Betroffenen unterstützen, die für ihre digitalen Sammlerstücke verklagt werden.

Doch das ist nicht das größte Problem für den Anbieter, denn nachdem das Handelsvolumen weggebröckelt ist, bedroht die SEC jetzt einen weiteren Teil seiner Lebensgrundlage. Wer traut sich jetzt noch in das Thema zu investieren und neue Kollektionen zu kreieren? Am Ende kann OpenSea nur verdienen, wenn der Strom an kreativen Köpfen nicht abreißt und genau der droht zu versiegen. Schwindendes Interesse bei den Spekulanten ist also nur eine fehlerhafte Komponente im Geschäftsmodell der Plattform, die an den Transaktionen seiner Nutzer mitverdient.

Sollte die SEC ernst machen und sich nicht nur OpenSea, sondern diverse Entwicklerstudios vorknöpfen, dann droht der Markt auszutrocknen. Denn ein Revival der NFTs ist mit einer streitlustigen Wertpapieraufsicht eher unwahrscheinlich. Sollte es zu einer Klage und einem Verfahren kommen, dann muss OpenSea wahrscheinlich eine noch längere Durststrecke überstehen. Wie man anhand des Verfahrens gegen Ripple sieht, können Jahre ins Land gehen, bis es zu einem Abschluss kommt. Wobei man hier einschränkend anmerken muss, dass der SEC noch bis Oktober Zeit bleibt, um das Urteil im Fall von Ripple anzufechten.

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