Kompakt:
- Viele deutsche Banken sind dazu übergegangen, Negativzinsen zu erheben.
- Auch die Inflation greift den Sparern jedes Jahr still in die Tasche.
- Dabei bietet Decentralized Finance Möglichkeiten, sein Geld zu parken.
Negativzinsen und Kontoführungsgebühren, das sind die beiden Schreckgespenster, mit denen sich deutschen Bankkunden auseinandersetzen müssen. Gratiskonten gehören der Vergangenheit an. Unlängst verlangen auch viele Onlinebanken entweder eine monatliche Gebühr oder rechnen bestimmte Dienstleistungen ab.
Neben dem Abschied vom Gratiskonto müssen wohlhabende Sparer um ihre Groschen fürchten. Denn je nach Bank fallen ab 25.000 Euro 0,5 % Strafzins pro Jahr an. Einige Institute haben das Limit auf 100.000 Euro hochgesetzt. Im Ergebnis müssen Sparer ihr Geld entweder über mehrere Konten bei verschiedenen Banken streuen oder bezahlen.
Doch selbst wenn sie ihre Einlagen aufteilen, dann können sie durch das Sparen keine Zinsen erwirtschaften und müssen neben Kontoführungsgebühren jedes Jahr einen Verlust durch die Inflation verbuchen. Scheinbar eine ausweglose Situation, wenn man sein Geld nicht in Wertpapieren anlegen, sondern ruhen lassen will oder es vielleicht sogar muss. Doch mit Decentralized Finance – kurz DeFi – stehen einige interessante Möglichkeiten zur Verfügung, um der Falle zu entgehen. Wir möchten zwei Möglichkeiten beispielhaft aufgreifen und auch die Risiken diskutieren.
Die Risiken im Überblick
Obwohl weltweit Millionen von Menschen bereits von DeFi aktiv profitieren, darf man die Risiken nicht aus dem Blick verlieren. Denn anders als beim Sparen gibt es keinen Anlegerschutz, wie er in den EU-Ländern üblich ist. Die folgenden Risiken werden generalisiert betrachtet und können je nach individueller Situation abweichen. Risiken entstehen u. a. durch:
- Smart Contracts: Diese können fehlerhaft sein, was zu einem Totalverlust führen kann.
- Kursschwankungen: Krypto-Assets unterliegen Kursschwankungen, was immer zu Verlusten führen kann, die bis zum Totalverlust reichen können.
- Schwankende Gebühren: Transaktionen auf Ethereum können sehr teuer sein. Das schmälert die Rendite und kann auch zu Verlusten führen.
- Exploits: Kriminelle versuchen immer wieder Lücken in Smart Contracts zu finden oder einzelne Nutzer zu bestehlen. Dadurch kann es zu einem Totalverlust kommen.
- Fehler durch den Anwender: Falscheingaben oder Unkenntnis des jeweiligen Anwenders können in bestimmten Fällen zum Verlust oder Totalverlust führen.
- Schwankende Rendite: Die Renditen im DeFi-Space sind Schwankungen unterworfen. Das kann bei ungünstigem Verlauf zu Verlusten führen. Beispielsweise, wenn der Gewinn durch eine sinkende Rendite geringer ausfällt als die Netzwerkgebühren.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit der einzelnen Risiken lässt sich schwer bemessen. Einige davon lassen sich zumindest reduzieren, wenn man bestimmte Best Practice im Umgang mit DeFi beachtet.
USD-Stablecoins auf Solana – Gebühren minimieren
Wer sein Geld parken möchte, der dürfte in den meisten Fällen daran interessiert sein, Währungsschwankungen zu minimieren. Schließlich liegt der Fokus in erster Linie auf dem Schutz des Kapitals. Stablecoins sind zwar nicht frei von Risiken, genießen aber innerhalb des DeFi-Space die geringsten Kursschwankungen.
Daher kann es sich lohnen, Liquidität in einem Pool bereitzustellen und dabei darauf zu achten, dass man ausschließlich Stablecoins verwendet. So erhält man beispielsweise auf dem Aggregator SolFarm etwas mehr als 29 % APY pro Jahr (Stand 21.09.2021), wenn man auf dem Saber-Protokoll Liquidität für die Paarung USDC/USDT bereitstellt und die LP-Token in SolFarm einzahlt.
Im Ergebnis hält man dann tokenisierte US-Dollar im Portfolio, die unglaublich hoch verzinst werden. Dadurch hat man aber immer noch Währungsschwankungen zwischen dem Euro und dem Dollar. Die Gebühren und die Transaktionsgeschwindigkeit auf Solana sind jedoch interessant, weil sie sehr gering ausfallen. Es gilt allerdings zu beachten, dass die Gebühr, um die LP-Token wieder abzuziehen, wesentlich höher ist als bei anderen Pools.
Euro-Stablecoins auf Ethereum
Da DeFi ein internationaler Markt ist, sind auf dem Euro basierende Stablecoins eher ein Nischenprodukt, doch auf Ethereum erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Eine Möglichkeit, Euros auf der Ethereum-Blockchain zu parken, findet sich bei Curve. Um genau zu sein, sind es sogar mehrere, doch die Paarung EURT/sEUR erlaubt die LP-Token in Kombination mit Yearn Finance zu verwenden.
Genau wie bei SolFarm handelt es sich bei Yearn um einen Aggregator. Zahlt man die LP-Token aus dem EURT Pool in Yearn ein, dann erwirtschaftet man aktuell 23,87 % APY pro Jahr (Stand 21.09.2021). Also hält man am Ende tokenisierte Euros, die ebenfalls eine ordentliche Verzinsung erfahren.
Die teilweise hohen Gebühren auf Ethereum machen allerdings Sorgen, denn je nachdem welche Summe man über welchen Zeitraum einzahlt, kann es sein, dass die Gewinne durch die Gebühren aufgefressen werden. Hier lohnt es sich also genau zu kalkulieren und ggf. einen günstigen Zeitpunkt für die Ein- und Auszahlung abzupassen. Der Vorteil ist jedoch, dass die Kursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar vollständig eliminiert werden. Es gilt allerdings zu beachten, dass auch solche Krypto-Assets minimalen Kursschwankungen unterliegen. So entsprach beispielsweise 1 EURT zum Redaktionsschluss 0,9986 Euro, das synthetische Asset sEUR jedoch zur gleichen Zeit exakt 1 Euro.
Die Steuer nicht vergessen
Anders als beim Sparguthaben unterliegen die Gewinne, die man mit DeFi erzielt, nicht der Kapitalertragssteuer, sondern in der Regel dem persönlichen Einkommenssteuersatz. Privatpersonen sollten also einkalkulieren, dass sie Steuern begleichen müssen und ggf. Kapitalrückstellungen bilden, um diese später zu zahlen.
Da die Situation für die Sparer jedoch sehr schlecht aussieht, dürften die anfallenden Steuern auf erzielte Gewinne am Ende erträglicher sein als ein garantierter Verlust durch Strafzinsen, Inflation und Bankgebühren.
Fazit: Riskant, aber lohnenswert
Wer sein Geld kurz- bis mittelfristig parken möchte, kann mit DeFi-Protokollen durchaus eine Möglichkeit finden, sich der aktuellen Situation zu entziehen. Allerdings lassen sich Kursschwankungen nur minimieren, nicht eliminieren. Gleichzeitig geht man eine Vielzahl von Risiken ein.
Neben den vorgestellten Beispielen gibt es noch eine Vielzahl von Möglichkeiten, beispielsweise durch Lending-Plattformen oder andere Pools eine Rendite zu erzielen. Wer die Technologie versteht und bedienen kann sowie umsichtig plant, hat Chancen, von DeFi zu profitieren. Eine Chance bekommen Sparer von den Banken jedenfalls nicht.
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