- Miner müssen bei fallenden Kursen ihre Produktionskosten im Auge behalten.
- Ist ihre Geschäftsstrategie unausgewogen, dann droht ihnen der Bankrott.
- Die möglichen Effekte einer solchen Miner-Kapitulation werden kontrovers diskutiert.
Die Miner-Kapitulation ist ein wiederkehrendes Narrativ, weil sie besonders während bearisher Marktphasen eine Rolle spielen kann. Mit dem Begriff ist der Vorstellung verbunden, dass Miner schlicht das Handtuch werfen müssen, weil der Bitcoin-Kurs so tief fällt, dass sie ihre Produktionskosten nicht mehr decken können.
Tatsächlich ist es schwer, exakt zu ermitteln, wie es um die Miner bestellt ist, weil genaue Standorte, Equipment und Produktionskosten in der Regel ein wohlgehütetes Geschäftsgeheimnis darstellen. Dennoch lassen sich Aussagen ableiten, wie es um die Mining-Industrie bestellt ist, weil bestimmte Eckdaten durchaus transparent in Erfahrung zu bringen sind. Dazu gehören u. a. die Stromkosten in den beliebtesten Regionen, aber auch die Kosten für die Hardware und schlussendlich die globale Rechenleistung, die sich auslesen lässt.
Zum Teil veröffentlichen größere Unternehmen auch selber Daten und damit verbundene Erwartungen, wie sich der Markt gestalten wird. Auf Grundlage dieser Daten zeigt sich, dass es unlängst wesentlich teurer geworden ist, Bitcoin zu produzieren als zu kaufen.
Für Bitcoin spielt das keine Rolle
Die gute Nachricht ist, dass es für das Bitcoin-Netzwerk keine Rolle spielen wird, ob bestimmte Unternehmen tatsächlich ihr Geschäft aufgeben müssen. Das liegt in erster Linie an der sogenannten Difficulty, welche sinkt, wenn weniger Rechenleistung vorhanden ist und genauso steigt, wenn mehr Leistung verfügbar wird.
Die Difficulty wird im Schnitt etwa alle zwei Wochen neu berechnet. Das Netzwerk bleibt sicher und die Rate, mit der „frische“ BTC in Umlauf gebracht und Blöcke produziert werden, bleibt gleich. Bitcoin kann also ganz hervorragend damit umgehen, wenn Individuen oder Unternehmen schlechte Entscheidungen treffen und sich das Mining für sie nicht mehr lohnt.
In Hinblick auf die Miner-Kapitulation spielt die Difficulty ebenfalls eine Rolle, weil man sie als Maßstab verwenden kann, wie viele Miner abschalten mussten. Bildet sie nach einem Tief einen Boden aus, dann kann man die Datenlage so interpretieren, dass die Kapitulation als abgeschlossen gilt.
Für den Markt gilt das nicht zwingend
Aus Perspektive des Marktes sieht die Sache freilich anders aus, denn hier spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle. So ist die Ausgangslage extrem wichtig und diese ist im Augenblick sehr schlecht. Denn mit den aktuell fallenden Kursen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Miner betroffen sein könnten.
Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Größe der jeweiligen Miner. Handelt es sich um Unternehmen, die lange Jahre am Markt aktiv sind und über ausreichend Mittel verfügen, dann erweisen sie sich erfahrungsgemäß als resilient. Kleinere Unternehmen, die nur geringe Reserven haben und keine zusätzlichen Mittel einwerben können, werden zwangsläufig aufgeben müssen.
Strittig bleibt jedoch, ob der Verkaufsdruck der weniger relevanten Player zusätzliche Auswirkungen auf den Markt haben kann. Schließlich scheinen die Risiken durch ein mögliches Scheitern von Celsius und den Nachwehen der Pleite von 3AC viel bedrohlicher. Auch eine oft prophezeite „Todesspirale“, in der die Miner nach und nach immer mehr verkaufen müssen, hat sich in der Vergangenheit nie eingestellt.
Damit ist die Ansteckungsgefahr innerhalb des Marktes durch die möglichen Pleiten von Lending-Plattformen und Fonds am Ende ein wesentlich schwerwiegenderes Problem als ein zyklisch auftretender Abverkauf durch kleinere Miner. Dennoch sollten sich Anleger vorsehen, weil grade in einem so unsteten Marktumfeld selbst der kleinste Tropfen das Fass zum überlaufen bringen kann.
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