Es sollte ein Memecoin-Projekt werden, welches kleinen Unternehmen in Argentinien einen Schub verpassen sollte. So wurde $LIBRA zumindest auf der offiziellen Webseite beworben. Als dann auch noch der argentinische Präsident Javier Milei eine Empfehlung über X aussprach, schien die Sensation perfekt.
Doch binnen Stunden erfolgte die Ernüchterung, als $LIBRA über 85 % an Wert verlor. Schnell wurde klar, dass die Macher hinter dem Memecoin über große Mengen des Tokens verfügen und ihn am Markt abstoßen. Die Folge: Über 4 Milliarden US-Dollar Schaden und rund 100 Millionen Dollar Gewinn für die Hintermänner.
Danach überschlugen sich die Ereignisse, denn Milei löschte seinen Beitrag und steht jetzt wegen des Vorfalls unter Korruptionsverdacht. Die Opposition vermutet, dass der argentinische Präsident vielleicht selbst mitverdient hat. Milei ordnete eine Untersuchung an, die von der Antikorruptionsbehörde durchgeführt werden soll. Zudem gab sein Büro mehr Details zu den Hintergründen bekannt und bekräftige erneut, dass Milei nicht an der Entwicklung beteiligt war. Zudem bestätigte man zwei Treffen mit den Hintermännern. In einer Mitteilung heißt es dazu konkret:
„Das Büro des Präsidenten informiert, dass Präsident Javier Milei am 19. Oktober ein Treffen mit den Vertretern von KIP Protocol in Argentinien abgehalten hat. Dabei wurde ihm die Absicht des Unternehmens erläutert, ein Projekt namens „Viva la Libertad“ zu entwickeln, um private Unternehmungen in der Republik Argentinien mithilfe von Blockchain-Technologie zu finanzieren.
An diesem Treffen, das ordnungsgemäß im Register für öffentliche Anhörungen vermerkt wurde, nahmen der Präsident der Nation, der Vertreter des Unternehmens KIP Protocol, Julian Peh, der Mitbegründer des Tech Forum, Mauricio Novelli, sowie der Regierungssprecher Manuel Adorni teil.
In diesem Zusammenhang fand am 30. Januar 2025 ein weiteres Treffen in der Casa Rosada statt, bei dem Präsident Milei auf Hayden Mark Davis traf. Laut den Vertretern von KIP Protocol soll Davis die technologische Infrastruktur für das Projekt bereitstellen. Herr Davis hatte und hat keinerlei bestehende Verbindungen zur argentinischen Regierung und wurde von den Vertretern von KIP Protocol als einer ihrer Partner in dem Projekt vorgestellt.“
Offizielle Mitteilung des argentinischen Präsidenten, frei übersetzt
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Wer ist für $LIBRA verantwortlich?
Nicht nur Milei zog seine Unterstützung für das Projekt zurück. Auch das Unternehmen KIP Protocol will nichts mehr damit zu schaffen haben, obgleich eine Beteiligung von KIP auf der Hand liegt. Laut einem offiziellen Statement von KIP soll die Verantwortung bei dem Unternehmen Kelsier Ventures liegen, welches von Hayden Davis in seiner Rolle als CEO repräsentiert wird. Auch Familienmitglieder von Davis, darunter sein Bruder und sein Vater, sollen Führungspositionen in dem Unternehmen innehaben.
Davis, der auch an dem zweiten Treffen mit Milei teilnahm, sprach von Wiedergutmachung. Demnach sollen alle SOL-Token, die mit dem Launch verdient wurden, wieder in die Liquiditätspools eingespeist werden. Die Market-Making-Gebühren sollen wiederum an eine Stiftung mit Sitz in Argentinien gehen, welche das Förderprogramm für Kleinunternehmen wie ursprünglich geplant weiterführen soll. Auffällig ist, dass Davis keine konkreten Summen in seinem Statement nannte, sondern stattdessen von Beträgen sprach, die er wiedererlangen will. Kritiker vermuten dahinter eine Verzögerungstaktik, die es dem Unternehmen erlauben soll, Zeit zu gewinnen. Davis kündigte an, binnen 48 Stunden handeln zu wollen, wovon zum Zeitpunkt der Erstellung des vorliegenden Artikels bereits 15 Stunden verstrichen sind.
Noch wichtiger ist hingegen, dass Kelsier Ventures die Schuld bei Javier Milei sieht. Durch den Rückzieher Mileis soll der Kurs eingebrochen sein. Tatsächlich hatte $LIBRA jedoch bereits drei Stunden vor der Löschung des Social-Media-Beitrags von Milei 80 % seines Wertes verloren. Der Abverkauf fand also zu einem Zeitpunkt statt, als Milei noch nicht reagiert hatte oder reagieren konnte. Zudem stellt sich Davis in der Botschaft als Berater Mileis vor, dessen Büro eine solche Verbindung jedoch abgestritten hat.
Es ist mehr als fraglich, dass der Plan von Kelsier die Situation heilen kann und den angerichteten Schaden wieder gutmacht. Aktuell notiert $LIBRA bei 0,40 US-Dollar und hat sich damit seit der Ankündigung von Davis gegenüber seinem Allzeittief mehr als verdoppelt. Ein Effekt, über den sich viele Anleger nicht freuen können. Sie sehen die führenden Köpfe von KIP und Kelsier in der Verantwortung, und einige Stimmen werfen ihnen Betrug vor.
Ob sich Verdachtsmomente gegen KIP, Kelsier Ventures und die verantwortlichen Personen erhärten oder die im Netz kursierenden Anschuldigungen beweisen lassen, bleibt abzuwarten. In der aktuellen Situation weisen alle Beteiligten die Verantwortung von sich, was sie in ein noch schlechteres Licht rückt.