Kommentar

Miamis Bürgermeister wirbt mit Atomstrom um Bitcoin-Miner

Miami Bitcoin Atomstrom
Bildquelle: Markus Distelrath, pixabay.com

Francis Suarez ist seit 2017 der amtierende Bürgermeister von Miami, dem Ort, an dem auch die viel beachtete Bitcoin 2021 abgehalten wurde. Suarez hat in jüngerer Vergangenheit wiederholt für seine Stadt als neuen Wirtschaftsstandort für die Bitcoin-Industrie geworben. Spätestens seit sich die Börse FTX die Namensrechte am Stadion der Miami Heats sicherte, ist klar, dass nicht nur Bitcoin, sondern Kryptowährungen insgesamt ein Teil der Identität von Miami geworden sind.

In einem Interview mit CNBC machte Suarez im Juni einen Vorschlag an die Bitcoin-Miner. Sie mussten ihre Zelte in China abbrechen und suchen nach einer neuen Heimat, wenn sie ihr Geschäft nicht aufgeben wollen. Suarez möchte, dass sie nach Miami kommen und machte ihnen ein unverbindliches Angebot. Denn Miami verfügt über günstige und saubere Energie, die aus Atomkraftwerken stammt.

Griff in die Trickkiste

Atomstrom ist besonders günstig, wenn man die Folgekosten durch den radioaktiven Müll nicht mit einbezieht. Auch bei der Sauberkeit darf man nicht zu genau hinschauen. Denn der strahlende Abfall ist ein regelrechter Stimmungskiller und kann je nach Radioaktivität einige Jahrtausende brauchen, bis er nicht mehr gefährlich ist. Schlussendlich ist da noch der Aspekt der Sicherheit. Hin und wieder haben Atomkraftwerke auch mal ein Leck oder gehen komplett baden, wenn eine Katastrophe passiert.

Dass ein US-Politiker Atomstrom befürwortet, ist eigentlich nichts Ungewöhnliches und war bereits in der Vergangenheit an anderer Stelle zu beobachten. Auch in Deutschland gibt es immer noch Stimmen, die sich dafür aussprechen und eine vermeintliche Kontroverse darüber führen wollen, ob man dem sauberen, sicheren und günstigen Atomstrom nicht am Ende Unrecht getan hat, indem man hierzulande beschloss, alle Kraftwerke abzuschalten.

Wenig hilfreich für Bitcoin

Die aktuelle Umweltdebatte ist ein wiederholter Angriff auf Bitcoin, der nicht nur am Energieverbrauch des Netzwerks anknüpft. Er koppelt an dem moralischen Anspruch an, den Planeten so zu hinterlassen, dass er bewohnbar bleibt. In dieser Frage ist längst eine Entscheidung gefällt worden, wenn auch nur als Lippenbekenntnis.

Die führenden Nationen dieser Welt wollen sämtliche Umweltverschmutzung eindämmen und wer dieses Programm nicht mittragen will, dessen Meinung gilt als unhaltbar. Ob vereinbarte Klimaziele eingehalten werden können oder überhaupt erreichbar sind, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

In Bezug auf Bitcoin ist dieser Gesamtzusammenhang wichtig, weil es dadurch extrem leicht wird, diese Technologie als Klimasünder an den Pranger zu stellen und damit umso schwieriger, sie öffentlich zu verteidigen. Doch das ist noch kein großes Problem, denn solange das Netzwerk mit klimafreundlicher Energie betrieben wird, kann man für Bitcoin die gleichen Argumente vorbringen wie für andere Technologien, die für sich den Status als grünes Ausnahmeprodukt geltend machen.

Denken wir dabei beispielsweise einmal an den wachsenden Ausbau von Mobilfunknetzen, ihren Energieverbrauch und den der Smartphones sowie die seltenen Erden, die man zur Produktion benötigt. Schaut man genau hin, dann sieht man, dass nur wenige Konzerne so bemüht waren, für ein grünes Image zu sorgen wie jene im Mobilfunksektor. Einzig die Hersteller von Elektroautos gaukeln noch stärker vor, dass Raubbau an Mensch und Natur der Nachhaltigkeit und nicht den Umsatzzielen dient.

Was für sie klappen kann, das wird für Bitcoin ganz sicher funktionieren. Es sei denn, man bewirbt in diesem Zusammenhang Atomstrom als Energielieferanten.  

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