Interview

Kryptowährungen, Sparpläne und Portfolios – Im Gespräch mit Alexander Valtingojer

Interview Coinpanion

In Österreich stand man den Kryptowährungen schon immer etwas aufgeschlossener gegenüber. Ein Unternehmen hat sich auf den Weg gemacht in einem Geschäftsfeld zu überzeugen, was nicht immer als ganz unproblematisch gilt.

Automatisierter Handel und Verwaltung von Portfolios braucht Kompetenz, denn nur so kann Vertrauen entstehen. Dieses Vertrauen wurde Coinpanion zum Neustart von Seite der Investoren entgegengebracht. Man sicherte sich ein stolzes Pre-Seed Investment in Höhe von 330.000 Euro. Nun ist der nächste Schritt an der Reihe und man nähert sich der Beta.

Können Krypto-Sparpläne ein überzeugendes Investment sein? Warum hat DeFi die Nase am Ende doch nicht vorn?


Coinpanion hat einen Neustart gewagt, was hat sich bei euch seitdem verändert?

Wir haben Coinpanion ursprünglich als eine Copy-Trading Plattform gestartet. Es hat sich aber relativ schnell herausgestellt, dass wir damit das eigentliche Problem nicht wirklich lösen können. Viele unserer Kunden war der Ansatz zu intransparent – und das zurecht. Bei einer Copy-Trading-Plattform stellen sich immer dieselben Fragen: Wer handelt überhaupt mein Geld? Inwiefern versteht die Person, was sie macht? Was ist, wenn diese Person im Urlaub fährt oder mal einen schlechten Tag hat? Passt das Risiko der Strategie überhaupt zu mir? Und bildet das kopierte Portfolio überhaupt die gesamte Strategie meines Traders ab?

Um dieses Problem zu lösen und Menschen wirklich eine Möglichkeit zu bieten, ohne Vorkenntnisse bestmöglich von Kryptowährungen zu profitieren, haben wir uns entschlossen, einen professionellen Ansatz zu gehen und selbst das Management zu übernehmen.

Dabei steht bei uns Sicherheit und Transparenz an oberster Stelle. Wir wollen, dass unsere Kunden sicher sein können, dass ihr Geld in guten Händen ist und sie verstehen, in was sie überhaupt investieren. Dazu haben wir eine interaktive Plattform entwickelt und fokussieren uns besonders auf die Usability im täglichen Gebrauch.

Wenn man sich den Markt anschaut, dann ist DeFi das dominante Thema geworden. Kann jedwede Form von automatisiertem Trading mit Yield Farming und Co mithalten?

DeFi und insbesondere Yield Farming sind eine relative neue Erscheinung, die zuletzt nicht nur positiv betrachtet wurde. DeFi und insbesondere Yield Farming birgt einige Risiken, die den meisten Menschen noch nicht mal bewusst sind. Zum aktuellen Stand der Dinge handelt es sich also eindeutig um ein Nischenprodukt, dass noch nicht für die große Masse bestimmt ist.

Sollte sich das mittel- bis langfristig ändern, so werden sich auch die möglichen Zinsen anpassen. Wir bei Coinpanion konzentrieren uns auf die Assetklasse an sich und wollen Unerfahren die Möglichkeit bietet, sich bestmöglich und einfach am Markt zu beteiligen. In unserem aktuellen Portfoliomix befinden sich aber auch einige DeFi-Protokolle.

Klassische Sparpläne erscheinen meistens sinnlos, zumindest, wenn man es dabei auf Zinsen abgesehen hat. Was soll eure Sparpläne so besonders machen?

Das würde ich so nicht unterschreiben. Meiner Meinung nach sind Sparpläne für Privatanleger auf jeden Fall sinnvoll. Einerseits ist es verdammt schwer, den Markt zu timen. Mit einem monatlichen Sparplan profitiert man vom Dollar Cost Average Effekt und holt sich mit verhältnismäßig wenig Risiko die Marktperformance.

Anderseits geht es bei einem Sparplan auch darum, eine Gewohnheit zu entwickeln und sich langfristig ein Vermögen aufzubauen. Den meisten Menschen steht nicht einmalig ein großer, aber jeden Monat ein kleiner Betrag zur Verfügung. Mithilfe eines Sparplans stellt man sicher, dass sich langfristig darauf ein größerer Betrag entwickelt. Zusätzlich wollen wir in Zukunft sogar Rundungssparen bzw. Rundungsinvestieren ermöglichen. Das heißt, dass tägliche Ausgaben aufgerundet werden und der Überschuss direkt investiert wird. Damit kann man ohne es wirklich zu merken noch mehr sparen.

Der Markt für Algo-Trading ist heiß umkämpft, wie wollt ihr mit eurem Produkt überzeugen? Was soll die Anlagestrategien von Coinpanion erfolgreich machen?

Wir sehen uns nicht als ein weiterer Algorithmic Trading Anbieter, sondern als ein umfassender Portfolioverwalter. Vielen Investoren fehlt das Know-how, ihr Portfolio über Bitcoin hinaus zu diversifizieren und dieses dann auch richtig zu verwalten. Wir helfen unseren Kunden dabei, die richtige Auswahl zu treffen und so einfach wie möglich von der neuen Assetklasse zu profitieren.

Es gibt eine Private Beta, was wird dort zu sehen sein und wie können sich Interessenten zum Test anmelden?

Am 20. Juli 2020 haben wir unsere geschlossene Beta gestartet, die es einer auserwählten Gruppe von Investoren bereits ermöglicht, in das Coinpanion Portfolio zu investieren. Dadurch gelang es uns bereits sechsstellige Einlagen zu verzeichnen. Die Open Beta ist für Ende 2020 geplant, genaue Informationen folgen noch. Zu Beginn wird lediglich ein von uns aktiv gemanagte Portfolio samt Web App und Mobile Angeboten. Es werden Euro und Krypto-Einzahlungen entgegengenommen.

Zum Schluss ein wenig Regulatorik. Ihr sitzt in Österreich, das Land gilt als sehr offen gegenüber Kryptowährungen. Wird euer Kundenkreis Einschränkungen oder Ausschlüssen unterliegen? Welchen regulatorischen Anforderungen müsst ihr genügen, um mit Coinpanion durchzustarten?

In Zuge der 5. Geldwäscherichtlinie wurden Geschäfte in der EU weitgehend reguliert. Darunter fallen vor allem KYC-Bestimmungen und die laufende Überwachung der Kundenbeziehung. Da wir aktuell keine Kundengelder – weder Euro noch Kryptowährungen – selbst halten, sind wir nicht verpflichtet, diese Bestimmungen direkt umzusetzen.

Dafür haben wir eine Partnerschaft mit einer EU regulierten Krypto-Börse geschlossen, die sich um die Umsetzung der Richtlinien kümmert. Hierzu haben wir eine Schnittstelle umgesetzt, die das Onboarding über Coinpanion und der Börse die Einhaltung der Bestimmung ermöglicht.

Um die Usability zu verbessern und künftige weitere Features anbieten zu können, befinden wir uns gerade selbst im Registrierungsprozess bei der Finanzmarktaufsicht. Dieser sollte in einem Monat abgeschlossen sein. Für unsere Kunden ändert sich dadurch nichts. Mittelfristig streben wir eine Konzessionierung als Zahlungsinstitut sowie Wertpapierfirma an. Die Gründe dafür können wir jetzt aber noch nicht bekannt geben.

Wir bedanken uns herzlich bei Alexander Valtingojer für das Interview.

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