Kraken weitet sein Angebot an tokenisierten US-Aktien und ETFs auf die Europäische Union aus. Berechtigte Anleger können die On-chain-Abbilder populärer US-Werte direkt in der Kraken-App handeln. Zum Start laufen die Tokens als SPL-Assets auf Solana. Gleichzeitig wurde die Unterstützung für die BNB Chain angekündigt. Insgesamt stehen rund 60 Aktien- und ETF-Tokens zur Verfügung. Auf der Börse selbst sind die Papiere werktags rund um die Uhr handelbar. Zudem ist nach dem Auszahlen in die Selbstverwahrung der Handel on-chain auch außerhalb der Börsenzeiten möglich.
Kraken positioniert den Schritt als Abbau klassischer Reibungen für EU-Anleger. Man betont den Zugang zu US-Märkten ohne Zwischenschritte über traditionelle Broker, schnellere Abwicklung, weniger Währungsumtausch-Hürden und Interoperabilität mit DeFi-Protokollen. Hinter den xStocks steht der Schweizer Tokenisierungs-Spezialist Backed. Emittiert werden die Produkte über die Zweckgesellschaft Backed Assets (JE) Limited mit Sitz in Jersey. Dividenden werden nicht in bar ausgeschüttet, sondern automatisch in zusätzliche Tokenanteile reinvestiert. Zugleich stellt Kraken klar, dass xStocks keine Aktionärsrechte vermitteln.
Wie die Tokenisierung hier funktioniert – und was sie nicht ist
Technisch handelt es sich um tracker-basierte, 1:1 durch gehaltene Underlyings besicherte Produkte. Für jeden ausgegebenen Token hält der Emittent die entsprechende Aktie bzw. den ETF in Verwahrung, die Token bilden den Kurs der Basiswerte ab. Rechtlich sind es strukturierte Produkte des Emittenten – nicht Anteile am Unternehmen selbst. Entsprechend gewähren sie keine Stimmrechte, und Corporate Actions werden plattformseitig abgebildet. Diese Konstruktion ist branchenüblich und spiegelt die Mehrheit der derzeit in Europa angebotenen „tokenisierten Aktien“.
Für Anleger bedeutet das: ökonomische Preisexponierung ja, aber keine gesellschaftsrechtliche Stellung. Dividenden fließen – wenn vorgesehen – als Token-Gutschrift, nicht aus dem Emittenten der Aktie. Das verringert Hürden im Zugang, ändert aber nichts daran, dass man rechtlich eine Forderung gegenüber dem Emittenten hält, nicht ein Stimmrecht gegenüber Apple, Nvidia & Co.
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Tokenisierte Wertpapiere zwischen Trend und Regulierung
Der EU-Rollout fällt in eine Phase, in der die Tokenisierung realer Vermögenswerte deutlich Fahrt aufnimmt – von Krypto-Börsen bis hin zu TradFi-Akteuren. Medienberichte belegen, dass neben Kraken auch andere große Plattformen an entsprechenden Angeboten arbeiten oder diese bereits eingeführt haben; gleichzeitig denkt sogar die Nasdaq über die Integration tokenisierter Wertpapiere nach.
Regulatorisch gilt in Europa: Sobald ein Krypto-Asset die Merkmale eines Finanzinstruments erfüllt, greift MiFID II – und nicht MiCA. Die ESMA hat im Frühjahr 2025 Leitlinien vorgelegt, die die Abgrenzung konkretisieren. Genau diese Leitplanken sind für Produkte relevant, die Aktien-Exposure abbilden, ohne Aktionärsrechte zu übertragen.
Vor diesem Hintergrund warnt die ESMA aktuell vor „Anleger-Missverständnissen“ bei tokenisierten Aktien. Der 24/7-Handelszugang und die leichte Teilbarkeit können Erwartungen wecken, die mit den tatsächlichen Rechten nicht übereinstimmen. Auch die World Federation of Exchanges mahnt mehr Aufsicht an, weil Off-Venue-Tokenmärkte Preisfindung und Marktintegrität belasten könnten.
Welche Chancen bieten sich für EU-Anleger?
Kurzfristig liegt der Mehrwert in Geschwindigkeit und Zugänglichkeit. Wer außerhalb der US-Börsenzeiten reagieren will, findet mit xStocks werktags einen nahezu durchgängigen Handelsplatz – samt der Möglichkeit, Positionen in die eigene Wallet zu ziehen und in DeFi-Bausteine einzubinden. Für viele europäische Privatanleger entfallen Hürden wie aufwendige Broker-Onboardings, FX-Konvertierungen und langsamere Abwicklungsketten. Dass Kraken die Tokens auf einer performanten Chain wie Solana startet und eine zweite Chain in Aussicht stellt, erleichtert zudem günstige, schnelle Transfers.
Kritiker monieren die offenen Flanken
Kritik entzündet sich an vier Punkten. Erstens an den Rechten. Denn wie bereits angesprochen gewähren tokenisierte Aktien in der Regel keine Stimmrechte und keine direkten Emittenten-Dividenden, sondern bilden Cashflows vertraglich nach. Das muss Anlegern klar sein – und wird von Aufsehern explizit adressiert.
Zweitens steht das Emittenten- und Verwahr-Risiko in der Kritik. Die Forderung richtet sich gegen die SPV des Herausgebers. Fällt diese aus, ist unklar, wie reibungslos eine Abwicklung verläuft. Prospekte und Risikohinweise der Emittenten und Plattformen sind daher Pflichtlektüre.
Drittens an der Marktstruktur, denn weil die Underlyings an regulierten Börsen mit festen Handelszeiten notieren, können sich bei Off-Hours-Trading Preisaufschläge oder -abschläge ergeben. Die Liquidität ist oft dünner als im Originalmarkt. Laut Medienberichten wurden entsprechende Abweichungen bereits dokumentiert.
Der vierte Punkt berührt die Regulierung und die Kommunikation. Die ESMA mahnt, dass Anbieter ihre MiCA-Lizenz nicht als Gütesiegel für Produkte vermarkten dürfen, die faktisch unter MiFID-Regime fallen – Transparenz über Reichweite und Grenzen des Anlegerschutzes sind für die Markthüter zentral.
Trotz der Kritik bleibt Krakens EU-Start mit xStocks für Krypto-affine Anleger ein substanzieller Schritt, der einen günstigen On-chain-Zugang zu US-Aktien mit DeFi-Anschluss verschafft. Der Nutzen ist real – doch er kommt mit einem anderen Rechte- und Risikoprofil als klassische Aktien. Wer die Unterschiede versteht, gewinnt Handlungsspielräume; wer sie ignoriert, riskiert Fehlentscheidungen.