Recht

Insolvenzverfahren: Celsius greift Anlegern in die Tasche

Alex Mashinsky
Mashinsky während des Web Summit 2021 in Lissabon. Bildquelle: © Piaras Ó Mídheach/Web Summit via Flickr.com (CC BY 2.0)

  • Celsius zieht im laufenden Insolvenzverfahren sämtliche Register.
  • Man beruft sich darauf, dass die Kunden ihre Kryptowährungen an das Unternehmen bedingungslos verliehen haben.
  • Zusätzlich will man prüfen lassen, ob man Gelder zurückverlangen kann, die 90 Tage vor dem Insolvenzverfahren abgehoben worden sind.

Es ist eine bittere Pille, aber der Schritt kam beinahe mit Ansage. In den USA wurde das Insolvenzverfahren von Celsius und den dazugehörigen Tochterfirmen eröffnet. Im Zuge der Anhörung griff Celsius bzw. dessen Anwälte zu einem Mittel, welches Anleger stark benachteiligt.

Man argumentiert, dass der Löwenanteil der Kunden die Einlagen bzw. Kryptowährungen ohne Bedingungen an Celsius verliehen hätte. Daraus folgt, dass alle Anleger automatisch Gläubiger werden und somit keinen besonderen Schutz genießen. Dieser würde nämlich dann greifen, wenn man davon ausgehen würde, dass man stattdessen das Vermögen für die Anleger verwaltete bzw. verwahrte. Konkret davon betroffen sind alle Anleger, die in „Earn“ investierten. Tatsächlich enthielten die Geschäftsbedingungen des Unternehmens einen Passus, der diese Darstellung unterstützt.

Bei „Earn“ handelte es sich um eine vor allen Dingen bei Kleinanlegern beliebte Option, um bis zu 19 % jährliche Rendite zu erzielen. Dazu mussten Anleger lediglich ihre Krypto-Assets an Celsius transferieren und erhielten danach eine wöchentliche Auszahlung auf ihr Kundenkonto. Nach bisherigem Stand sieht es danach aus, dass fast 77 % aller Kunden die Option nutzten und damit jetzt um ihr Geld fürchten müssen.

Was ist der Plan von Celsius?

Celsius hat ein dickes Loch in der Tasche, welches rund 1,2 Milliarden US-Dollar groß ist. Bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens gab man an, noch 167 Millionen US-Dollar für den laufenden Betrieb vorzuhalten.

Der Grundgedanke ist, dass man den Betrieb aufrechterhalten will, um den Verlust wieder einzuholen. Hier spielt insbesondere eine Mining-Farm in Texas eine wichtige Rolle. Diese ist wohl noch nicht fertiggestellt, könnte aber substanzielle Einnahmen versprechen. Rund 14,2 BTC will man mit der Anlage aktuell pro Tag verdienen, was pro Jahr also 5183 Bitcoin wären. Für das Jahr 2022 rechnete man mit rund 10.000 BTC Einnahmen, was aber schwierig werden dürfte, so lange die Anlage nicht komplett fertig ist.

Celsius schuldet seinen Anlegern noch Krypto-Assets im Gegenwert von rund 4,7 Milliarden US-Dollar. Die digitalen Assets, welche man noch hält, sind jedoch nur noch 1,7 Milliarden US-Dollar wert. Alleine der Blick auf diesen Teilbereich verrät, wie schlecht es um das Unternehmen bestellt ist. Berücksichtigt man noch zusätzlich, dass auch eine Mining-Farm laufende Kosten verursacht und es sich nicht um Reingewinn handelt, dann wird schnell klar, dass der Plan von Celsius wahrscheinlich nur geringe Aussichten auf Erfolg hat.

Der Markt ist schuld

Bei der Frage nach der Ursache für die grandiose Schieflage des Unternehmens war man ebenfalls nicht verlegen, einen Schuldigen zu finden. So schrieb man u. a. dem Crash von Terra eine verheerende Wirkung zu und sieht darin eine Ursache für den Zusammenbruch des gesamten Marktes.

Das ist zwar im Prinzip korrekt, lenkt aber geschickt von den eigenen Fehlern ab. Denn im Gesamtbild scheiterte Celsius nicht am Markt, sondern an einer stümperhaften Unternehmensführung, welche scheinbar vollständig auf ein adäquates Risikomanagement verzichtete.

Passenden zu diesem Bild will man prüfen lassen, ob man nicht ggf. Auszahlungen und Kredite zurückverlangen kann, die 90 Tage vor dem Datum des Insolvenzantrags ausgezahlt worden sind. Insgesamt darf man froh sein, dass der Konkursverwalter bereits durchblicken ließ, einige Entscheidungen dem Gläubigerausschuss überlassen zu wollen. Auch die Informationen, die Celsius bisher preisgab, scheinen ihm nicht zu schmecken. Das Gericht stimmte dem Konkursverwalter zu, dass sämtliche Transaktionen auf den Tisch müssen, um vollständig Transparenz herzustellen. Man darf also gespannt sein, wie sich das Verfahren weiter entwickelt.

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