Cardano setzt mit einer neuen Funktion einen wichtigen Meilenstein in seiner Entwicklung. Bei Freeze-and-Seize handelt es sich um eine Mechanik, die es erlaubt, Vermögenswerte innerhalb des Netzwerks gezielt einzufrieren und gegebenenfalls zu beschlagnahmen. Eine Innovation, die auf der einen Seite regulatorische Konformität und institutionelle Akzeptanz erleichtert, aber auf der anderen Seite diametral den Grundprinzipien widerspricht, auf denen Kryptowährungen einst aufgebaut wurden.
Das Konzept der Dezentralisierung und der finanziellen Souveränität ist tief in der DNA von Bitcoin, Ethereum und anderen Blockchain-Projekten verankert. Die Idee, dass eine zentrale Instanz oder ein Konsortium von Akteuren willkürlich über den Zugang zu Vermögenswerten entscheiden kann, ist aus Sicht vieler Krypto-Puristen ein Angriff auf das Vertrauen in zensurresistente, unabhängige Finanzsysteme. Gerade im Zusammenhang mit den jüngsten Entwicklungen von programmierbaren Stablecoins und digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) drängt sich die Frage auf, ob Cardano am Ende seine Identität verrät.
Die technologische Grundlage für Freeze-and-Seize bildet das neue Cardano Improvement Proposal 0143. Diese Erweiterung ermöglicht es, bestimmte Token-Transfers durch programmierbare Regeln zu steuern. Ein praktisches Beispiel ist der Wyoming Stable Token (WST), ein Stablecoin-Prototyp, der genau diese Mechanik nutzt. In der Praxis bedeutet dies, dass bestimmte Adressen auf einer Sperrliste landen können, wodurch dort hinterlegte Token nicht mehr transferierbar sind. Die Emittenten solcher Token erhalten sogar die Möglichkeit, eingefrorene Werte aktiv zu beschlagnahmen und umzuverteilen. Was in regulierten Finanzmärkten als Sicherheitsmechanismus gefeiert wird, stößt in weiten Teilen der Krypto-Community nicht unbedingt auf Gegenliebe.
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Regulierung verlangt immer mehr ab
Dennoch hat diese Entwicklung nicht nur Schattenseiten. In der stark regulierten Finanzbranche, insbesondere bei institutionellen Investoren, sind Compliance-Vorgaben unausweichlich. Ein Freeze-and-Seize-Mechanismus könnte es ermöglichen, Vermögenswerte vor Betrug oder kriminellen Aktivitäten zu schützen. Banken und staatliche Institutionen könnten Cardano als eine tragfähige Alternative zu klassischen Finanzsystemen in Betracht ziehen und stattdessen auf die Blockchain setzen.
Zudem handelt es sich hierbei nicht um ein neues Konzept, denn ähnliche Funktionen sind bei etablierten Stablecoins wie USDT und USDC schon lange gang und gäbe. Denn die Emittenten Tether und Circle können per Smart Contract jederzeit Stablecoins einfrieren.
Das Problem liegt in der Umsetzung und der Frage, wer letztlich die Kontrolle über diese Mechanismen hat.
Warum ist das gefährlich?
Blockchain-Technologie erlaubt es im Kern, eine Form von Kontrolle zu etablieren, die mit Bargeld und Buchgeld undenkbar ist. Sicherlich kann man in der gegenwärtigen Form des Finanzsystems einer Bank eine Anordnung erteilen und Personen, Staaten oder Organisationen sanktionieren. Aber der Staat durchdringt dadurch nicht das Leben seiner Bürger, was mit der Nutzung von CBDC oder programmierbaren Token absolut möglich ist.
Alle Informationen laufen in einer zentralen Datenbank zusammen. Selbst wenn sie von der Öffentlichkeit nicht sinnvoll ausgewertet werden können, haben Unternehmen und staatliche Institutionen dazu umfassende Möglichkeiten. Wer denkt, er habe nichts zu verbergen, der irrt sich gewaltig.
Gerät ein solches Kontrollsystem in die falschen Hände, dann ist der Schaden für die Gesellschaft irreparabel. Freeze-and-Seize ist sicherlich weit von den absurdesten Formen der staatlichen Kontrolle entfernt. Dennoch nähert man sich damit einen Schritt an und liefert ausgerechnet ein Feature, welches Bitcoin und die meisten anderen Kryptowährungen bekämpfen wollen.