Seit Jahren gilt das EOS-Projekt als eine der großen Enttäuschungen im Blockchain-Sektor. Was einst als potenzieller „Ethereum-Killer“ antrat, blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Trotz einer der größten ICOs aller Zeiten mit über vier Milliarden Dollar an eingesammeltem Kapital konnte EOS nie die versprochene Revolution der Blockchain-Industrie liefern. Nun wagt das Projekt einen radikalen Neuanfang: EOS wird zu Vaulta und positioniert sich künftig als Plattform für Web3-Banking.
Der Rebranding-Prozess soll bis Ende Mai 2025 abgeschlossen sein und auch einen Token-Swap beinhalten. Nach eigenen Angaben markiert die Umbenennung den Höhepunkt jahrelanger Entwicklungsarbeit. Man wolle eine „sichere, skalierbare und inklusive“ Finanzinfrastruktur schaffen, die dezentrale Technologien mit klassischen Bankensystemen verbindet. Ein ambitionierter Anspruch – insbesondere vor dem Hintergrund der bisherigen Geschichte von EOS.
Der Markt reagierte trotzdem positiv auf die Pressemitteilung und EOS konnte kurzfristig um 35 % zulegen. In der Zwischenzeit hat sich das Geschehen am Markt wieder beruhigt und EOS notiert zum Zeitpunkt der Erstellung des vorliegenden Artikels bei 0,57 US-Dollar.
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EOS war schon immer ein Sorgenkind
EOS wurde 2018 mit dem Versprechen gestartet, eine schnelle, gebührenfreie und hoch skalierbare Blockchain zu bieten. Tatsächlich war die Technologie in einigen Bereichen wegweisend. Die Delegated Proof-of-Stake (DPoS)-Konsensmechanik sorgte für schnelle Transaktionsbestätigungen und minimale Gebühren. Doch von Beginn an hagelte es Kritik: Die hohe Zentralisierung des Netzwerks, technische Probleme und ein Mangel an echter Adoption machten EOS schnell zu einem Sorgenkind.
Während Ethereum, trotz seiner Skalierungsprobleme, zur führenden Smart-Contract-Plattform aufstieg und sich Konkurrenten wie Solana und Avalanche etablierten, fiel EOS immer weiter zurück. Entwickler kehrten der Plattform den Rücken zu, Investoren verloren das Interesse, und die Versprechungen der frühen Tage blieben unerfüllt.
Mit der Umbenennung in Vaulta soll nun alles anders werden. Statt eines universellen Smart-Contract-Netzwerks konzentriert sich das Projekt künftig auf Web3-Banking. Ziel ist es, traditionelle Finanzdienstleistungen mit der Blockchain-Welt zu verschmelzen.
Man fokussiert sich auf Bitcoin
Ein zentraler Bestandteil des neuen Vaulta-Ökosystems ist die sogenannte BankingOS-Plattform, die sich in bestehende Finanzsysteme integrieren soll. Dabei spielt Bitcoin eine Schlüsselrolle: Über die Vaulta-Plattform sollen Finanzinstitute und Unternehmen Bitcoin als Bestandteil ihrer Dienstleistungen nutzen können. Möglich wird dies durch die Integration mit exSat, einer digitalen Banking-Lösung für Bitcoin.
Darüber hinaus hat Vaulta die Gründung eines „Banking Advisory Councils“ angekündigt, in dem Experten aus dem klassischen Bankensektor und der Web3-Industrie vertreten sein sollen. Diese Gruppe soll dazu beitragen, traditionelle Finanzinstitutionen mit Blockchain-Technologie in Einklang zu bringen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten – bislang hat sich keine größere Bank zu einer Zusammenarbeit mit Vaulta bekannt.
Vaulta betont, dass das Projekt mit Ceffu, Spirit Blockchain und Blockchain Insurance Inc. zusammenarbeitet, um konkrete Anwendungsfälle für Web3-Banking zu entwickeln. Doch auch hier bleibt unklar, wie tief diese Partnerschaften tatsächlich gehen und ob es sich um mehr als bloße Absichtserklärungen handelt.
Kann Vaulta das Vertrauen zurückgewinnen?
Die grundlegende Frage bleibt: Warum sollte es diesmal anders laufen? Der Wechsel von EOS zu Vaulta ist nicht die erste strategische Neuausrichtung des Projekts. Schon in der Vergangenheit gab es zahlreiche Ankündigungen, die wenig konkrete Ergebnisse nach sich zogen. Zuletzt strich Tether die EOS-Blockchain zusammen mit Algorand und unterstützt beide nicht mehr für den marktführenden Stablecoin USDT.
Der Markt für Blockchain-Banking ist hart umkämpft, und der Einfluss von etablierten Akteuren wie Ethereum, Solana oder Lightning-basierter Bitcoin-Technologie ist nicht zu unterschätzen. Vaulta verspricht viel, doch das tat EOS auch – und scheiterte letztlich daran, echte Marktakzeptanz zu gewinnen.
Ob der neue Name und die neue Strategie ausreichen, um das Projekt aus seiner Bedeutungslosigkeit zu befreien, wird sich erst noch zeigen müssen.