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Interview

DYCO als Antwort auf das Scheitern des ICO Marktes – Ein Interview mit Christoph Zaknun von DAO Maker

DYCO DAOMaker Christoph Zaknun

ICOs haben sich nicht grade mit Ruhm bekleckert. Die meisten Token haben gegenüber ihrem Startpreis massiv an Wert verloren und das verdeutlicht, dass sie vermutlich nie einen Wert hatten. Sowohl die Industrie, als auch die Regulatoren reagierten auf das Phänomen des ICO und dem Hype der Jahre 2017 und 2018.

Nun werden überwiegend Security Token Offerings (STO) als notwendige Evolution des Marktes diskutiert. Doch DAO Maker hält mit einem eigenen Konzept dagegen, welches die Utility Token immer noch hochhält und die Investoren schützen will.

Welche Fehler wurden durch ICOs begangen? Wie hätte man sie vermeiden können? Und wie lassen sich Interessen von Investoren und Unternehmen miteinander vereinbaren?


Wie bist Du zu Kryptowährungen gekommen?

Ich habe angefangen, mich während meines Studiums dafür zu interessieren. Eigentlich habe ich Medizin studiert, komme also nicht direkt aus dem IT-Sektor, allerdings habe ich mich sehr schnell in das Thema als Autodidakt eingearbeitet. Was mir vielleicht auch wegen meines Studiums sehr leicht fiel, grade bei Medizin muss man sehr viel in sehr kurzer Zeit auswendig lernen und sicher beherrschen.

Für mich war es extrem interessant Marktanalysen zu betreiben und in Kryptowährungen und ICOs zu investieren. Und irgendwann ist das Ganze soweit gewachsen, dass ich damit eine Firma gründen konnte. Damals bin ich auch auf meinen Co-Founder getroffen und gemeinsam haben wir eine Plattform gebaut, die sich schnell in die größte Pre-Sale-Plattform in ganz Europa entwickelt hat.

Was bedeutet in diesem Fall Pre-Sale-Plattform?

Wie haben mit unserer Firma versucht nur die wirklich guten ICOs herauszufiltern. Die Idee war es, den Kunden eine gewisse Sicherheit zu geben, damit sie wissen, dass sie auch in ein zuverlässiges Produkt und solide Partner investieren.

Es gab damals kaum gute ICOs, vielleicht hatten im Schnitt 2 aus 3000 gute Qualitäten. Und selbst wenn sie gut waren, dann wurden sie meistens durch das schnelle Geld zerstört. Im Jahr 2018 ist der ICO-Markt dann komplett gestorben. Da war für uns klar, wie müssen eine neue Schiene finden. Und somit haben wir unsere Firma in ein „Software-as-a-Service-Modul“ umgebaut.

Dieses erlaubt es Communities aufzubauen, indem die Mitglieder Token verdienen. Hier liegt der Fokus natürlich immer noch auf Firmen mit starken Qualitäten, aber die grundsätzliche Ausrichtung hat sich mit der Zeit verändert.

Warum ICOs gescheitert sind

Du hast es schon am Rande erwähnt. ICOs fanden im Jahr 2018 ein plötzliches Ende. Dennoch seid ihr dem Thema treu geblieben. Außer dem vielen Geld, was war aus deiner Sicht der Grund, warum dieser Markt gescheitert ist?

Angenommen man gründet eine Firma und investiert in sie auf traditionelle Weise, dann kann man sich die Ergebnisse des Unternehmens anschauen und wenn etwas nicht stimmt, dann müssen sich die Gründer bzw. der Geschäftsführer den Investoren gegenüber rechtfertigen. Das kann sogar bis zu einer Klage gehen, wenn etwas nicht stimmt.

Bei Kryptowährungen ist das nicht nötig. Angenommen der Investor soll 20 Prozent vom Gewinn bekommen, dann löst der Smart Contract das auch genauso aus. Die Vereinbarung kann also durch die eingesetzte Technologie gar nicht gebrochen werden.

Das Problem bei der ICO ist, dass die meisten Menschen die Mechanismen hinter der Technologie gar nicht verstehen. Dazu müssten sie sich mit Coding und Token Economics beschäftigen. Warum haben sie dann investiert? Nun, es war ihnen egal, was aus den Unternehmen wird. Solange sie sich sicher sein konnten, dass jemand ihnen den Token für einen höheren Preis abkauft, so waren sie damit zufrieden. Es war einfach egal, ob die Firma etwas Gutes macht oder nicht.

Dass die Gründer der Firmen in vielen Fällen Scammer waren, spielte dementsprechend auch keine Rolle. Der fatale Fehler lag also darin, dass weder die Gründer, noch die Investoren ernsthaft in etwas investieren und etwas aufbauen wollten. Allen ging es nur um den Tag 1, an dem das Geld da ist und an dem man hoffentlich seine Token gewinnbringend abstoßen konnte.

Das ist interessant. Du sprichst Gewinnbeteiligung an. Das war und ist bei den meisten Token doch gar nicht der Fall, weil es sich um sogenannte Utility Token handelt. Diese dürfen gar keine Unternehmens- oder Gewinnbeteiligung darstellen, sonst gibt es Ärger mit der Aufsicht. Wie der Fall von dem Telegram ICO und der SEC beweist, sogar ganz gehörigen.

Ist das nicht vielleicht auch der Grund, warum der Markt gescheitert ist? Man hielt im Prinzip nie einen Anteil von irgendetwas.

Das stimmt so nicht ganz. Angenommen du kaufst Maker, dann hast du einen Anteil am Wachstum von DAI. Niemand kann dir das nehmen und dich davon ausschließen. Das ist eben ein Aspekt, den die meisten Investoren nicht verstanden haben.

Das ist ein ganz typisches Beispiel, für ein Unternehmen, das Geld von den Investoren gesammelt und damit eine Equity Firma aufgebaut hat. In diesem Sinne haben alle Eigentümer des Maker Token also einen Firmenanteil. Man braucht keine legale Versicherung, wenn man den Code und die Token Economics versteht.

Security Token Offering – Das große Versprechen?

Dennoch sind die STOs auf dem Vormarsch. Das findet viel Rückhalt, weil die gesellschaftlich geforderten Rahmenbedingungen für ein Angebot der Token bzw. Anteile eingehalten werden. Wenn man sich in den Krypto-Medien umschaut, dann bekommt man den Eindruck, dass es sich bei den STOs um den nächsten Schritt in der Evolution handelt. Investmentbanken halten dafür Kapital vor und Immobilien werden tokenisiert.

Wie siehst du diesen Aspekt des Marktes?

Ich habe im Jahr 2018 für 6 Monate in einer der größten Venture Capitals in Zentraleuropa gearbeitet. Und meine Arbeit bestand hauptsächlich darin herauszufinden, ob STOs Sinn machen oder nicht. Damals habe ich auch den Kontakt zu Blocktrade gesucht, einer Firma in Liechtenstein, die allen anderen Unternehmen weit voraus war in diesem Thema.

In Österreich hatte ich außerdem auch eine gute Verbindung zu H3O, das erste erfolgreiche und legale STO aller Zeiten. Meine Nachforschung haben mich zu ganz anderen Schlüssen kommen lassen.

Alle Investoren wollen Profit. Wenn die Firma legal an einen Token gebunden ist, dann ist es schwieriger, die Profite auszuschließen. Das ist der eigentliche Sinn der STOs. Sie machen aber gleichzeitig auch einen der größten Vorteile von Token zunichte. Diese sind nämlich hochliquide und werden global gehandelt.

Allerdings kann ich als Investor nach einem STO den Token nicht so einfach verkaufen. Mir geht also einer der größten Vorteile verloren. Um also Profit zu machen und die Vorzüge der Technologie zu genießen, braucht es ein Mittelding. Das trifft besonders auf Kleinanleger zu, sie besitzen häufig nur Anteile im Promillebereich. Sie möchten naturgemäß ihre Anteile verkaufen können, wenn der Token im Wert steigt. Es bringt ihnen nichts, so kleine Anteile zu halten. Das macht nur Sinn, wenn ein Unternehmen kontrollieren will. Nur große Investoren halten ihr Investment, weil sie langfristig Einfluss auf die Firma sichern wollen.

Ich weiß, dass ihr mit einer eigenen Lösung am Markt aktiv seid. Wie könnte oder sollte ein solches Mittelding aussehen? Wie lassen sich diese Probleme lösen?

Anhand der geschilderten Problemstellung ergibt sich bei ICOs immer das gleiche Bild. Ein großer Teil der Investoren möchte nur kurzfristig einsteigen und sobald das Investment profitabel ist, die Profite auch realisieren. Das beißt sich natürlich mit den Interessen aller Investoren, die langfristig halten wollen.

Warum sollten sie überhaupt noch einsteigen, wo die Erfahrung doch lehrt, dass ein Token, kurz nachdem es an den Markt geht, im Preis sinkt? Sehr häufig sogar noch unter den eigentlichen Einstiegspreis. Daher investiert diese Gruppe häufig viel später, nämlich am Sekundärmarkt.

Das ermöglicht diesen Investoren sogar noch zu beobachten, wie das Geschäft der eigentlichen Firma in den ersten 6 bis 12 Monaten läuft und zu bewerten, ob sie sich gut genug schlägt. Sie kaufen also am Ende ein besseres Unternehmen, mit weniger Risiko.

Für die Firmen ist das auch bitter, denn dieses Geld geht nicht an sie, sondern an Trader und Börsen. Am Ende verlieren also beide Seiten ein Stück. Und dieses Kernproblem lässt sich mit dem sogenannten DYCO lösen.

DYCO als alternatives Problemlösungsmodell

Wofür steht DYCO?

Die Abkürzung DYCO steht für Dynamic Coin Offering. Im Kern sichert es den Investoren zu, dass sie den Token zu einem bestimmten Rückkaufswert wieder veräußern können. Dieser liegt bei wenigstens 80 Prozent des ursprünglichen Einkaufswerts. Außerdem können sie ggf. darüber entscheiden, ob die Firma weitere Mittel aus dem DYCO bekommen soll. In einem Stufenmodell bewerten sie den Erfolg des Unternehmens und schalten zusätzliches Geld aus dem Sale frei. Tatsächlich können die Firmen in den ersten 16 Monaten keine weiteren Token verkaufen.

Damit gehen die Investoren zum Start ein geringes Risiko ein, weil sie sich sicher sein können, dass sie in einem festgelegten Zeitraum immer einen fixen Rückkaufswert erhalten. Auf diese Weise lassen sich die Interessen von kurz- und langfristigen Investoren ideal berücksichtigen und die Unternehmen verlieren kein Geld für ihr Funding an den Sekundärmarkt.

Wie sieht das für die Unternehmen von regulatorischer Seite aus? Wie stellt ihr für die Firmen sicher, dass nicht plötzlich die Finanzmarktaufsicht vor der Tür steht?

Das Ganze ist selbstverständlich durch Anwälte geprüft worden und wir stellen sicher, dass es sich bei jedem DYCO nicht um ein Wertpapier handelt. Das ist kurzgesagt deshalb nicht der Fall, weil wir keine Profite versprechen.

Unser Versprechen ist auf die Begrenzung des möglichen Verlusts beschränkt. Daher riskieren Investoren höchstens 20 Prozent von ihrem eingesetzten Kapital. Wir schaffen also eine Anreizstruktur, die Motivation für die Unternehmen darstellt, ernsthaft am Erfolg zu arbeiten und für die Investoren günstige Bedingungen schafft sich auf das Investment einzulassen.

Kommen wir nochmal zurück zu den Firmen. Wie darf man sich das vorstellen? Ist das ein Full Service, bei dem ich buche und ihr erledigt alles?

Bevor wir mit einer Firma zusammenarbeiten steht ein langer Prozess an. Dieser beginnt mit der Prüfung des Unternehmens und der Zusage unsererseits, dass wir überhaupt an einer Zusammenarbeit interessiert sind.

Das ist uns sehr wichtig, denn diese Qualitätskontrollen schaffen die Grundlage für das Vertrauen aller zukünftigen Investoren. Wir haben in dieser Hinsicht eine hervorragende Erfolgsbilanz. Solide Firmen, die auch darauf achten, dass ein Token wirklich einen Nutzen, sprich ein Utility hat, sind absolut unabdingbar für den Erfolg.

Wer sind die Teammitglieder? Wie langte arbeiten sie zusammen? Was ist das Produkt? Wie ist der Token aufgebaut? Das sind nur einige der Fragen, auf die man eine Antwort braucht, bevor man mit der Zusammenarbeit beginnt.

Erst danach geht es um Marketingkampagnen, Fundraising, rechtliche Überprüfung und natürlich auch die Auditierung des Codes.

Kredite sind im Augenblick relativ günstig und auch nicht unbedingt schwer zu erhalten. Warum sollte ein Unternehmen auf DYCO setzen, anstatt zur Bank zu gehen? Was macht diesen Weg attraktiver?

Fairerweise befinden wir uns in einem Nischenmarkt. Wenn man also ein Restaurant eröffnen will, dann macht es wohl keinen Sinn ein DYCO zu starten. Für bestimmte Services und Firmen hat es aber extreme Vorteile. Einer davon liegt beispielsweise im Marketing.

Im Prinzip werden die fast alle Investoren zum Träger der Marketingbotschaft. Da sie den Erfolg der Firma wollen, werden sie sich also öffentlich hinter das Produkt stellen und es somit auch bewerben. Das Ganze hat den Effekt, dass der mögliche Erfolg den Token sogar noch weiter pusht, was letztlich den Wert der Firma erhöht.

Das funktioniert aber nur, weil die Unternehmen ein Asset haben, welches diesen Erfolg repräsentiert. Und das sind die Token.

Du hast schon einige Hinweise gegeben, worauf man achten muss, wenn man in ein ICO investiert. Was kannst du unseren Lesern als abschließenden Rat mitgeben, wenn sie auf eigene Faust ein ICO auswählen?

Wenn es ein ICO ist, dann ist es das Wichtigste, dass die Firma sich auch für den Token interessiert. Denn in einem ICO hat sie keinen Nachteil, den Token zu ignorieren. Das ist im DYCO anders, aber bei einem ICO gibt es keine Kontrollinstanz.

Ein weiterer Anhaltspunkt ist das Team. Wenn sich die Teams stark im Hintergrund halten, kein Gesicht haben und auch öffentlichen Auftritte meiden, dann hat man ein Warnsignal. Außerdem ist es extrem wichtig, sich zu fragen, wie der Token funktioniert.

Am Ende entscheidet nämlich häufig die Token Ökonomie, ob ein Investment Erfolg haben kann oder nicht. 

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