Recht

Cryptopia: Datenbanken in Gefahr


Grund zur Sorge

In einer Mitteilung des Insolvenzverwalters Grant Thornton heißt es, dass man einen Datenverlust verhindern wollte. Die Datenbanken der Exchange wurden nicht von Cryptopia selber gehostet, sondern von einer Firma in Arizona (USA). Um einen Verlust zu verhindern hatte das Unternehmen in den USA einen Antrag gestellt. Damit sollte dafür gesorgt werden, dass das neuseeländische Insolvenzverfahren auch in den USA anerkannt wird.

Man wollte sich Luft verschaffen, damit die Datensätze nicht wegen der ausstehenden Zahlungen gelöscht werden können. Der Antrag wurde am 24. Mai gestellt und wurde bereits durch ein Gericht bewilligt.  

Durch einen Datenverlust wäre die Auszahlung der Kundeneinlagen wahrscheinlich unmöglich. Aber nicht nur das. Unter Umständen wären die Kryptowährungen für immer verloren und könnten auch nicht zur Befriedigung von Ansprüchen anderer Gläubiger herangezogen werden. In einer Meldung von Bloomberg geht man von Kundeneinlagen im Wert von mehreren Millionen US-Dollar aus, die von den Vorfällen bedroht sind.

Vertrauen verloren

In einem Insolvenzverfahren ist die Klärung der Außenstände, des Firmenbesitzes und noch zu erwartender Einnahmen ein regelmäßiger Vorgang. Dennoch haben sehr viele ehemalige Kunden des Unternehmens den Eindruck, dass man die Börse nach dem Hack nur nochmal öffnete, um sich die Einlagen der Kunden schnappen zu können.

Die größte Befürchtung ist es, dass Cryptopia irgendwie versuchen könnte Kundeneinlagen zur Befriedigung von anderen Gläubigeransprüchen zu verwenden. Bezüglich der Legalität dieser Option scheiden sich die Geister. Es könnte durchaus sein, dass ein Gericht die Einlagen als Unternehmensbesitz einstuft.

Dies widerspräche aber dem eigentlichen Sinn und Zweck der Exchange. Schließlich haben die Kunden ihre Kryptowährungen nicht an Cryptopia überschrieben, sondern dort nur zur Aufbewahrung abgegeben. Und zwar gemäß der geltenden Vereinbarungen.

Projekte im Stich gelassen

Seit dem Hack ist es sehr still und Cryptopia reduziert die Kommunikation auf ein Minimum. So hatte das Projekt von Mothership einen Swap angedacht, um dem Täter die Einlagen zu entziehen und allen Kunden wieder ihre Token zukommen zu lassen. Dafür bräuchte das Team von MSP aber dringend Listen über den Kontostand. Nur so ließe sich prüfen, ob die Ansprüche beim Swap legitim sind. Es gab aber nie eine brauchbare Antwort von Cryptopia.

Auch andere Projekte erfahren wenig Unterstützung. Für viele war Cryptopia der einzige größere Handelsplatz. Nun gibt es unterschiedliche Bemühungen mit der Situation fertig zu werden. Einige Entwickler überlegen sogar über eine Fork die Coins auf Cryptopia zu entwerten. Ein solcher Schritt wäre für jedes Projekt äußerst unangenehm.

Kleinanleger ohne Chance

Obgleich ein Insolvenzverfahren die Möglichkeit eröffnet „mitzumischen“ dürfte dies für die meisten ehemaligen Kunden keine Option sein. Das Unternehmen sitzt in Neuseeland und damit wäre der Aufwand gegenüber den individuellen Verlusten in den meisten Fällen zu hoch.

Es bleibt für viele also nur die Hoffnung, dass Cryptopia eine wohlwollende Lösung anstrebt und die Einlagen so schnell wie möglich wieder zurückgibt. Etwas anderes hat das Unternehmen und der Insolvenzverwalter bisher auch nicht verlauten lassen.

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