Der Start des Bitcoin-Spot-ETFs ist nicht so gelaufen, wie die meisten Marktteilnehmer es sich gewünscht haben. Nachdem der Bitcoin-Kurs am Donnerstag, den 11. Januar – dem ersten Handelstag des Bitcoin-ETFs – bis auf ein 2-Jahreshoch von über 49.000 Dollar geklettert ist, hat er am darauffolgenden Tag ein Tief von 41.500 Dollar erreicht. Das ist ein Minus von 15% vom Hoch zum Tief. In der zurückliegenden Handelswoche hat er gar die Marke von 40.000 Dollar getestet.
Aus Sicht der Marktdaten wurde der Start des Handels an der Wallstreet dennoch als Erfolg angesehen. In die neu aufgesetzten ETFs sind seit dem Start insgesamt knapp 4 Milliarden Dollar hineingeflossen. Aus dem bereits vorhandenen Grayscale Bitcoin Trust, der lediglich in einen ETF umgewandelt wurde, sind hingegen 2,8 Milliarden Dollar hinausgeflossen. Das macht trotzdem einen Netto-Zufluss von 1,2 Milliarden Dollar in den neu geschaffenen Bitcoin-ETF-Markt. Das Handelsvolumen der neuen ETFs hat alleine in den ersten drei Handelstagen 3,6 Milliarden Dollar betragen. Ein Rekord für die Branche.
Bärischer Stimmungsumschwung?
Trotzdem ist der Preis von Bitcoin in den letzten Tagen eingebrochen und am Markt wird die Frage lauter, ob die Stimmung der Investoren bärisch geworden ist. Man muss dies in einem größeren Kontext sehen: Die Zulassung des ETFs ist in den letzten Wochen und Monaten immer stärker eingepreist worden und Krypto-Marktteilnehmer haben sich entsprechend positioniert. Man wollte den institutionellen Investoren, denen der Zugang in den Markt vorher verwehrt gewesen ist, zuvorkommen.
Gleichzeitig haben spekulative Positionen um den Zeitraum der Zulassung herum zugenommen und für zusätzliche Volatilität gesorgt. Hinzu kommt, dass das Halving immer näher rückt und potenziell Druck auf die Bitcoin-Mining-Industrie ausübt, da die Neuerzeugungsrate von Bitcoin halbiert wird – und damit auch die Umsätze der Miner bei gleichzeitig gleichbleibenden Kosten. Die Miner dürften den ETF-Hype und die stark angezogenen Preise genutzt haben, um größere Gewinnmitnahmen zu tätigen. Jüngste Daten der Mining-Kapitalflüsse zu Krypto-Handelsplattformen sprechen für diese These.
Aufgrund dieser genannten Aspekte ist der derzeitige Kursdruck auf Bitcoin nachvollziehbar. Wie die Handelsdaten zeigen, ist das Interesse an den ETF-Produkten durchaus groß. Es war jedoch nicht zu erwarten, dass der Zulassung sofort eine extreme Preisexplosion folgen wird. Viele institutionelle Investoren benötigen trotz der nun verfügbaren Investmentvehikel in Bitcoin eine gewisse Anlaufzeit, bis die entsprechenden Investments durch die Kunden getätigt werden.
Rollt ein Supply Schock heran?
Viel spannender sind ohnehin die langfristigen Auswirkungen durch die Zulassung des ETFs und dazu liefern die ersten Handelsdaten bereits Indizien. Allein BlackRock hat in den ersten beiden Handelstagen 11.500 Bitcoins gekauft, um die ausgegebenen ETF-Shares entsprechend zu decken. Der BlackRock-Bitcoin-ETF IBIT hatte in den ersten beiden Handelstagen einen Anteil des gesamten Handelsvolumens von 25%. Nimmt man die Zuflüsse in sämtliche neuen ETFs von insgesamt 1,4 Milliarden Dollar (Die Abflüsse aus dem Grayscale Trust nicht mitgerechnet) in den ersten zwei Handelstagen als Referenz, entspricht das einer Nachfrage von ungefähr 32.500 Bitcoins zum derzeitigen Preis. Das entspricht einer Nachfrage von 16.250 Bitcoins pro Tag.
Derzeit werden 900 Bitcoins pro Tag durch die Mining-Industrie neu erzeugt. Nach dem Halving sinkt diese Zahl auf 450 Bitcoins pro Tag. Sollte sich die derzeitige Nachfrage von 16.250 Bitcoins pro Tag durch den ETF-Markt auf etwa diesem Niveau halten, würde dies die Neuerzeugungsrate derzeit um das 18-Fache, nachdem Halving um das 36-Fache übertreffen.
Die Daten verschiedener Anbieter variieren ein wenig, jedoch sind momentan ungefähr 2 Millionen Bitcoins auf Handelsplattformen verfügbar. Gehen wir theoretisch von einem Halving-Termin etwa Mitte April 2024 aus, gibt uns das noch ein Zeitfenster von etwa 12 Wochen oder 60 Handelstagen an der Wallstreet. Ziehen wir die tägliche Neuerzeugungsrate von 900 Bitcoins ab, dann würden wir anhand dieser (sehr groben) Rechnung einen Kaufdruck von fast einer Millionen Bitcoins durch die ETF-Märkte bis zum Halving sehen und das vorhandene Angebot auf den Krypto-Börsen damit halbieren. Nach dem Halving würde der Kaufdruck durch die verringerte Neuerzeugungsrate entsprechend noch ein wenig größer werden. Damit könnte sich ein erheblicher Supply-Schock in einem Zeitraum von lediglich 120 Börsenhandelstagen ausspielen.
Natürlich ist diese Rechnung sehr vereinfacht. Es ist gut möglich, dass sich die Bitcoin-Nachfrage nach dem initialen Handelsstart deutlich verringert. Zudem kaufen die ETF-Anbieter die benötigten Bitcoins nicht nur am freien Markt, sondern auch über Over-The-Counter-Geschäfte. Gleichzeitig könnte sich der Verkaufsdruck im nativen Krypto-Markt erhöhen und das Angebot auf den Börsen dadurch wieder größer werden.
Allerdings bleibt das Fundament gelegt für einen anrollenden Supply Schock, der sich durch den ETF-Handel langsam aber sicher in den nächsten Wochen aufbauen und dann schnell entfalten könnte. Denn die Preis-Dynamik kann auch schnell in eine andere Richtung drehen, wenn ein potenziell anhaltender Kaufdruck durch die ETF-Märkte den Kurs wieder nach oben hebt. Ein dadurch wieder gestärktes Bullrun-Narrativ könnte die Verkaufsbereitschaft an den nativen Krypto-Märkten hemmen und eine Preis-Spirale nach oben in Gang setzen.
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Fazit aus der Investment-Perspektive
Die Antworten wird uns der Markt in den nächsten Wochen liefern. Im Fokus der Aufmerksamkeit sollte nun vorerst das weitere Handelsvolumen an den ETF-Märkten stehen, sowie die weiteren Käufe der ETF-Anbieter am Krypto-Markt. Bleibt die Nachfrage von dieser Seite in den nächsten Wochen und Monaten solide, könnte das den Bitcoin-Bullrun stark antreiben.
Dies würde den Boden für ein Max-Pain-Szenario bereiten, da der enttäuschende ETF-Handelsstart viele Long-Positionen zerstört und die Zuversicht der Bären gestärkt hat. Die Marktstimmung ist durch den Kursverfall wieder unsicherer geworden und liefert Futter für die Bären. Nachdem die besonders optimistischen Bullen nun bestraft worden sind (und vorerst vielleicht noch durch weitere Abverkäufe bestraft werden), könnten die Bären in den darauffolgenden Wochen an der Reihe sein und durch einen anrollenden Supply Schock aus dem Markt gestoßen werden.
Denken Sie langfristig!
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