- Ein Artikel von Reuters erhebt schwere Vorwürfe gegen die Kryptobörse Binance.
- Demnach könnte das Unternehmen die Ermittlungen gegen den russischen Oppositionellen Alexander Nawalny unterstützt haben.
- Binance wehrt sich gegen die Anschuldigungen und wirft seinerseits Reuters eine unprofessionelle Berichterstattung vor.
Binance gerät erneut in die Schlagzeilen, denn ein Bericht von Reuters legt nahe, dass die Börse mit russischen Behörden eng zusammengearbeitet haben soll, um die Opposition zu verfolgen. Dabei geht es um Bitcoin-Spenden an Alexander Nawalny, auf den 2020 ein Anschlag verübt wurde und der aktuell eine Haftstrafe verbüßen muss, die politisch motiviert ist.
Laut dem Bericht soll Binance bei Ermittlungen geholfen und dabei Behörden assistiert haben, welche dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB nahestehen und von ihm kontrolliert werden. Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine liegt eine hohe Brisanz in den Vorwürfen. Das Unternehmen reagierte gestern auf den Bericht mit einer umfassenden Stellungnahme, die auch den Schriftwechsel zwischen dem Pressesprecher und den Journalisten von Reuters enthält.
Darin verwahrt sich das Unternehmen gegen die Anschuldigungen und unterstreicht, dass man zwar in Russland vor Kriegsbeginn aktiv, aber nie an solche Ermittlungen beteiligt war und auch keine Kundendaten an Behörden in diesem Zusammenhang geteilt hat.
Neutralität war ein Fehler
Der Bericht legt außerdem nahe, dass Binance viel zu lange neutral blieb und das Geschäft mit russischen Kunden nicht schnell genug aussetzte. Laut der Darstellung des Unternehmens habe man aber konsequent reagiert und Sanktionen gegen russischen Kunden umgesetzt. Tatsächlich erfolgten konkrete Maßnahme aber erst vorgestern, also erst fast zwei Monate nach Kriegsbeginn.
Eine Zusammenarbeit mit Behörden habe vor dem Krieg insbesondere im Bereich der Regulatorik stattgefunden und unterscheide sich nicht von den Aktivitäten, denen man auch in anderen Ländern zum gleichen Zweck nachgeht.
Insgesamt wirkt die Darstellung des Unternehmens wenigstens in Hinblick auf das Geschäft in Russland wenig glaubwürdig. Ob man tatsächlich russischen Behörden und dem Kreml Schützenhilfe gegen politische Gegner geleistet hat, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Tatsache ist aber auch, dass Binance behördlichen Anfragen nachkommen muss. Zwar betont das Unternehmen, dass dies nur der Fall ist, wenn die Anfragen legitim sind, aber es erscheint gleichermaßen unwahrscheinlich, dass man sich ausgerechnet dem russischen Nachrichtendienst hätte verweigern können.
Das Unternehmen hat rund 10 Millionen US-Dollar an Hilfen für die Ukraine gespendet, dennoch bekommt man den Eindruck, dass versucht wurde, das Geschäft in Russland trotz des Kriegs auszubauen oder wenigstens aufrecht zu erhalten.