Kommentar

Absurd: Geschäfte mit Bitcoin lassen sich leicht kriminalisieren

BitPay Bitcoin SegWit
© Michaela Richter, Bitcoin-Kurier

Ein Kommentar von Robert Steinadler.

Bitcoin gerät seit Anbeginn seines Aufstiegs immer wieder unter Beschuss und damit auch alle anderen Kryptowährungen. Es stimmt, dass Hacker beispielsweise Cryptojacking betreiben und sich damit Bitcoin oder Monero beschaffen. Es ist richtig, dass in geringem, aber wahrnehmbarem Umfang Terrorzellen zur Finanzierung auf Kryptowährungen umgeschwenkt haben. Und es ist nicht bestreitbar, dass im Darknet illegale Güter und Dienstleistungen für Bitcoin erhältlich sind.

Wer diese Fakten einblendet, der darf dabei aber auch nicht außer Acht lassen, dass es sich jeweils nur um einen extrem geringen Bruchteil handelt, der mit Bitcoin in den einzelnen Feldern abgewickelt wird. Man muss deshalb nicht weniger aufmerksam oder gar nachgiebig gegenüber Verbrechen sein, darf sie aber auch gleichermaßen nicht zu erschütternden Ereignissen verklären.

Kriminalität ist ein Phänomen, welches alle Bereiche der Gesellschaft berührt. Bitcoin ist keine Ausnahme.

Warum BitMEX?

Das man sich Ärger mit den US-Behörden hätte sparen können, steht Außerfrage. BitMEX wollte bis Ende Februar 2021 mit einem KYC-Verfahren warten. Gleichzeitig machte sich die westliche Welt gemeinsam auf den Weg, um auf dem Markt aufzuräumen. Das war bereits im Jahr 2019 klar, als die G7 ihre Pläne deutlich machten. Man bekommt den Eindruck, dass Arthur Hayes und seine Mitstreiter einfach zu nachlässig waren und am Ende dafür bestraft wurden.

Es ist schon ein wenig seltsam, dass ausgerechnet eine Bitcoin-Börse die Wurzel allen Übels sein soll. Zugegeben, es ging nicht grade wenig Geld über den Tisch, doch es ist gleichzeitig ein wenig verrückt, mit dem Finger auf BitMEX zu zeigen. Was ist mit den anderen Börsen?

Die größten können allesamt mit VPN-Zugang erreicht werden und damit durch US-Verbraucher genutzt. Man betrachte dazu alleine einmal Binance. Warum muss man sich ausgerechnet diesen einen Spieler auf dem globalen Markt herauspicken, wo doch auch alle anderen ein genauso gutes Ziel abgegeben hätten? Auch die Steueroasen und die Vermeidung von regulatorischen Auflagen macht die Börse nicht einzigartig.

Finanzdienstleistungen sind dermaßen überreguliert, dass Unternehmen, die mit der disruptiven Technologie viel Geld verdienen wollen, gar nichts anderes übrig bleibt, als sich auf Inseln zu verstecken. Die Gesetzesnovellen in der Regulierung tragen auch nicht unbedingt dazu bei, dass Europa oder die USA ein attraktiver Standort werden.

Einer Bank wäre das nicht passiert

Man kann nicht behaupten, dass BitMEX nicht gegen US-Gesetz verstoßen hätte, oder es würde zumindest schwerfallen, dafür Argumente zu finden. Schwierig ist alleine die Diskrepanz zwischen dem, was geschieht, wenn Banken Dreck am Stecken haben und dem, was man nun mit den Gründern von BitMEX anstellt.

Die „FinCEN Files“ belegen, dass Banken die größten Multiplikatoren und Helfershelfer für Geldwäsche sind. In Deutschland ist die Situation nicht zu begreifen und auch in Österreich hat man ähnliche Probleme. Das ist auch irgendwie keine Überraschung, denn wenn Kriminalität alle Bereiche der Gesellschaft berührt, dann sind Banken auch nicht davon ausgenommen. Außerdem arbeiten sie ausschließlich mit Geld, da versteht es sich von selbst, dass Geldwäsche ein Problem ist. Doch wo sind die Haftbefehle? Wo die Sonderermittler, die korrupte und kriminelle Bankiers zur Strecke bringen?

Man bekommt den Eindruck, dass hier zweierlei Maß angelegt wird und während die eine Gruppe Schutz erfährt, obwohl sie den Löwenanteil an Terrorfinanzierung zu verantworten hat, muss sich die andere dringend verantworten, weil ihre Kunden keine Fotos von ihren Führerscheinen oder Reisepässen eingereicht haben.

Die Botschaft der US-Behörden ist klar: Ihr steht nicht über dem Gesetz, nur weil ihr euch auf tropischen Inseln versteckt und Bitcoin nutzt.

Warten wir ab, was man anstellen will, wenn man herausfindet, was DeFi leisten kann.

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