Seit Oktober befinden sich die US-Repo-Märkte in einem Zustand akuter Anspannung. Das im Normalzustand reibungslos funktionierende System kurzfristiger Interbank-Finanzierungen zeigt deutliche Risse: Die verfügbare Liquidität am freien Markt reicht zunehmend nicht mehr aus, um den täglichen Bedarf der Banken zu decken. Die Folge: Geschäftsbanken müssen wiederholt auf die Standing Repo Facility (SRF) der Federal Reserve zurückgreifen – ein Instrument, das ursprünglich für Notfälle konzipiert wurde.

Anfang dieses Monats lagen die Inanspruchnahmen bei mehr als 13 Milliarden Dollar. Der Trend ist eindeutig: Die Geldmärkte senden ein unübersehbares Warnsignal.
Überdehnte Repo-Märkte und steigende Finanzierungskosten
Ein Blick auf die kurzfristigen Finanzierungssätze unterstreicht die wachsenden Spannungen. Der Overnight-Repo-Satz, der historisch unter dem Leitzins notiert, überschreitet seit Monaten regelmäßig das Zielband der Fed. Das deutet auf eine strukturelle Knappheit an überschüssiger Liquidität hin – ein Zustand, der nicht über einen längeren Zeitraum anhalten kann und geldpolitischen Handlungsdruck erzeugt.
Die Ursachen liegen tief im US-Schuldenapparat verankert. Die Regierung emittiert vermehrt kurzlaufende Treasury Bills, um die steigende Zinslast zu managen. Als Primary Dealer sind die großen Geschäftsbanken verpflichtet, diese Emissionen aufzunehmen. Das bindet Kapital, zieht Liquidität aus dem Markt und führt zu einem schleichenden Rückgang der Bankreserven.
Fed reagiert – aber bisher nur kosmetisch
Seit dem 1. Dezember hat die Federal Reserve ihr Bilanzreduktionsprogramm teilweise modifiziert. Während hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage-Backed Securities) weiterhin im Umfang von rund 35 Milliarden Dollar pro Monat auslaufen, nutzt die Notenbank die frei werdenden Mittel inzwischen für den Kauf kurzlaufender Staatsanleihen.
Dieser Schritt stabilisiert die Bilanzsumme und verhindert eine zusätzliche Liquiditätsabsaugung. Eine durchgreifende Entspannung des Marktes ist dadurch jedoch nicht zu erwarten. Die strukturellen Belastungen – hohe Staatsausgaben, wachsende Schulden und eine enge Reservebasis – bleiben bestehen. Daher rücken zwei Stellschrauben in den Fokus:
Zum einen weitere Zinssenkungen. Ein niedrigeres Zinsniveau würde die Zinslast des Staates reduzieren und es ermöglichen, wieder vermehrt langfristige Anleihen zu emittieren. Für eine spürbare Entlastung wären jedoch deutliche Zinssenkungen erforderlich.
Zum anderen eine Reform der Supplementary Leverage Ratio (SLR). Die seit langem diskutierte Lockerung der Fremdkapitalrisikoregeln könnte Banken erlauben, mehr Staatsanleihen zu halten, ohne zusätzliche Liquidität bei der Fed hinterlegen zu müssen. Erwartet wird eine Entscheidung im ersten Quartal 2026. Die Folge wäre potenziell die Freisetzung von mehreren Billionen Dollar, die derzeit als Sicherheiten gebunden sind.
Beide Maßnahmen sind wichtig – aber vermutlich nicht ausreichend, um die anhaltende Liquiditätsverknappung zeitnah zu lösen. Immer wahrscheinlicher wird daher, dass die Fed wieder selbst Anleihen kaufen muss, noch bevor sich die Lage weiter zuspitzt.
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Sommer 2026 steht eine geldpolitische Wende an
Spätestens im Sommer 2026 dürfte sich die Ausrichtung der US-Geldpolitik ohnehin grundlegend verändern. Dann endet die Amtszeit von Fed-Chair Jerome Powell. In politischen Kreisen gilt Kevin Hassett, ein wirtschaftspolitischer Berater und langjähriger Vertrauter Donald Trumps, als wahrscheinlicher Nachfolger. Trump selbst hat bereits öffentlich signalisiert, dass Hassett sein bevorzugter Kandidat ist – auch wenn das Weiße Haus bislang jede Vorfestlegung dementiert.
Hassett steht für eine wachstumsorientierte wirtschaftspolitische Agenda, bei der Preisstabilität voraussichtlich hinter Investitions- und Beschäftigungszielen zurücktritt. Ein solches Mandat würde tiefgreifende geldpolitische Lockerungen begünstigen: niedrigere Zinsen, regulatorische Entlastungen für Banken und eine aktivere Rolle der Fed in den Anleihemärkten.
Liquiditätsschub ab 2026 – und was das für Bitcoin bedeutet
Kombiniert man die erwarteten regulatorischen Änderungen, mögliche Zinssenkungen und eine potenziell expansivere Fed-Politik, ergibt sich ein Szenario, das ab 2026 zu einem erheblichen Zufluss neuer Liquidität in die Finanzmärkte führen könnte: Direkte Anleihekäufe der Fed, möglicherweise schon vor 2026; Eine Freisetzung großer Teile der Bankreserven, sobald die SLR-Reform umgesetzt ist; Umlagerungen aus Geldmarktfonds, deren Renditen bei sinkenden Zinsen unattraktiver würden.
Allein in US-Geldmarktfonds liegen inzwischen über 8 Billionen Dollar. Auch wenn institutionelle Investoren wie Pensionsfonds einen erheblichen Teil davon halten und aufgrund ihres defensiven Risikoprofils nicht umschichten werden, könnte bereits die teilweise Umschichtung deutliche Marktimpulse auslösen.
Für Risiko-Assets, darunter vor allem Bitcoin, entsteht damit ein potenziell ausgesprochen bullisches Umfeld für das Jahr 2026. Kurzfristig mag das Marktbild angesichts schwacher Liquidität und gedämpfter Risikobereitschaft pessimistisch wirken, doch mittel- und langfristig deuten viele Faktoren auf eine Wiederkehr expansiver Rahmenbedingungen hin.
Denken Sie langfristig!
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