Ripple hat eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 500 Millionen US-Dollar bekanntgegeben. Angeführt wird die Investition von Fortress Investment Group und Citadel Securities, flankiert von bekannten Akteuren wie Pantera Capital, Galaxy Digital, Brevan Howard und Marshall Wace. Die Bewertung des Unternehmens liegt bei 40 Milliarden US-Dollar, also derselben Marke, zu der Ripple erst kürzlich ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen hatte.
Das Fintech aus San Francisco spricht von einem „strategischen Investment“, das die Dynamik des Unternehmens und das Vertrauen institutioneller Investoren unterstreiche. CEO Brad Garlinghouse bezeichnete die Beteiligung als „Bestätigung der Marktchance, die Ripple aggressiv verfolgt“.
Ripple hat in den vergangenen zwei Jahren sechs Übernahmen abgeschlossen, darunter zwei im Milliardenbereich. Der Konzern expandierte damit von seinem ursprünglichen Kernbereich – grenzüberschreitende Zahlungen – in Custody, Stablecoins, Prime Brokerage und Treasury Management.
Mit der Übernahme des Stablecoin-Anbieters Rail wurde „Ripple USD (RLUSD)“ eingeführt, eine Stablecoin-Alternative, die in der hauseigenen Zahlungsplattform Ripple Payments genutzt wird. Laut Unternehmensangaben sollen die Zahlungsvolumina bereits 95 Milliarden US-Dollar überstiegen haben.
Doch trotz des beeindruckenden Wachstums wirft die Bewertung von 40 Milliarden US-Dollar Fragen auf. Ripple ist kein börsennotiertes Unternehmen, und es gibt nur begrenzt Transparenz über Umsätze, Gewinne oder Margen. Investoren kaufen hier eher eine Erzählung über institutionelles Vertrauen und regulatorische Konformität.
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Stablecoin-Strategie im „Post-GENIUS“-Zeitalter
Besonders im Fokus steht Ripples Stablecoin-Offensive. Nach der Übernahme des Treasury-Dienstleisters GTreasury soll RLUSD zunehmend im Unternehmensfinanzwesen eingesetzt werden. Typischerweise als Zahlungsmittel, Sicherheit oder für Cash-Management.
In einer Welt, in der institutionelle Stablecoins an Bedeutung gewinnen, versucht Ripple, sich als „vertrauenswürdiger Emittent“ zu positionieren. Doch der Markt ist hart umkämpft. Denn neben USDC von Circle, PayPal USD und USDT von Tether, werden künftig wohl auch Stablecoins großer Banken um denselben Raum konkurrieren.
Ripple wirbt mit 75 regulatorischen Lizenzen weltweit. Gemeinhin ein starkes Signal für Compliance, aber auch ein Hinweis darauf, dass das Unternehmen sich mehr an klassische Finanzstrukturen annähert als an die Krypto-Ursprünge.
Prime Brokerage und der Schatten der Zentralisierung
Die Akquisition von Hidden Road, nun „Ripple Prime“, markiert den Eintritt in den Krypto-Brokerage-Sektor. RLUSD wird hier bereits als Kollateral eingesetzt. Laut Ripple hat sich das Handelsvolumen seit der Übernahme verdreifacht.
Doch der Schritt in die Prime Brokerage ist ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits zeigt Ripple institutionelles Know-how und Marktakzeptanz. Andererseits entsteht ein hochgradig zentralisiertes Krypto-Finanzsystem, das strukturell immer mehr klassischen Banken ähnelt.
Damit droht Ripple, genau das zu werden, was die Blockchain-Bewegung einst vermeiden wollte. Eine regulierte, zentralisierte Clearingstelle für digitale Assets.
Ripple steht zweifellos an einem Wendepunkt. Das Unternehmen hat nicht nur den juristischen Kampf mit der SEC überlebt, sondern expandiert und sich mit aggressiven Übernahmen und Produktlinien neu erfunden. Doch mit der astronomischen Bewertung von 40 Milliarden US-Dollar – ohne Börsennotierung und mit starkem Fokus auf institutionelles Vertrauen – bleibt der Verdacht, dass Ripple eher eine Wette auf regulatorische Nähe als auf echte Dezentralisierung ist.

