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7,5 Billionen Dollar Liquidität – könnte Bitcoin zum Ventil der Geldmarktfonds werden?

Die FED
Bildquelle: © stock.adobe.com

Die Märkte bleiben im Bann der mächtigsten Entität der globalen Finanzwelt: der US-Notenbank Federal Reserve. Mit der Hoheit über den Zinssatz des US-Dollars und geldpolitischen Instrumenten, mit denen die Fed die Liquidität an den Märkten massiv beeinflussen kann, ist der Fahrplan der US-Notenbanker der größte Einflussfaktor für die Richtung der Märkte. Der nächste Zinsentscheid am kommenden Mittwoch liefert zusätzliche Herausforderungen, da der US-Shutdown die Veröffentlichung wichtiger Makro-Daten wie den letzten US-Arbeitsmarktbericht und die aktuellen Inflationsdaten verhindert. Die Fed agiert aktuell im Blindflug.

Der Markt rechnet dennoch klar mit einer weiteren Zinssenkung. Die Inflation ist zwar immer noch nicht im gewünschten Zielbereich, doch der US-Arbeitsmarkt zeigt in den letzten Monaten echte Anzeichen von Schwäche. Zudem bleibt der unausgesprochene Hauptgrund für die Notwendigkeit massiver Zinssenkungen die anhaltende US-Schuldenkrise. Ewig kann die US-Regierung unter dem aktuell hohen Zinssatz nicht mehr weitermachen.

Öffnen weitere Zinssenkungen die Liquiditäts-Büchse der Pandora?

Zinssenkungen der Fed haben eine mehrdeutige Aussagekraft. Als Antwort auf einen echten wirtschaftlichen Abschwung gelten sie als klares bärisches Signal. Geldpolitische Impulse sollen der Wirtschaft wieder auf die Beine helfen, doch das hat eine stark verzögerte Wirkung. Ein Bärenmarkt war als Begleiter einer Rezession in der Regel die Folge von Zinssenkungen in einem schwachen Wirtschaftsumfeld.

Senkt die Fed jedoch in einem soliden Wirtschaftsumfeld, kann dies als bullischer Katalysator für die Märkte wirken: Die Wirtschaft wird durch einfacheren Zugang neuer Kredite zusätzlich angekurbelt – Unternehmensgewinne steigen, die Zuversicht steigt, die Risikobereitschaft steigt. Zudem verbessern sich die Liquiditätsbedingungen am Markt – mehr verfügbares Kapital kann in Vermögenswerte fließen. Das liefert das Fundament für eine anhaltende Rally.

Die geldpolitischen Exzesse der letzten Jahrzehnte haben zudem zu einem weiteren Umstand geführt, der in einer größeren Zinssenkungsphase relevant wird: es steckt bereits eine gigantische Menge Kapital im System, das seinen Weg jedoch noch nicht in Vermögenswerte gefunden hat. In Geldmarktfonds schlummert eine gewaltige Kapitalmenge von knapp 7,5 Billionen Dollar. Eine deutliche Veränderung des Zinsniveaus kann zu einer Kapitalrotation führen und erhebliche Auswirkungen auf die Märkte haben.

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Was sind Geldmarktfonds und wer parkt dort sein Kapital?

Geldmarktfonds (Moneymarketfunds – MMFs) sind Investmentfonds, die überwiegend in sehr kurzfristige und besonders sichere Zinspapiere investieren – vor allem in Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit, Tages- und Termingeld oder Unternehmensanleihen hoher Bonität. Ziel ist es, Anlegern eine Alternative zu Tages- oder Festgeld zu bieten – mit meist leicht höherer Rendite und dennoch hoher Sicherheit und Liquidität.

Geldmarktfonds dienen vor allem institutionellen Anlegern zur strategischen Verwaltung ihrer Liquidität. Unternehmen nutzen sie als sicheren Kapital-Parkplatz und schnell einsetzbare Liquiditätsreserve. Pensionsfonds und Versicherungen nutzen sie als Teil ihres Liquiditätspuffers und zur Überbrückung von Zahlungsflüssen. Banken nutzen Geldmarktfonds oft im Interbankenmarkt als Zwischenfinanzierung. Broker-Dealer und Investmentbanken verwenden MMFs als Collateral oder Margin-Ersatz. Hedgefonds nutzen MMFs ebenfalls als schnell erreichbaren Kapitalparkplatz, um ihr „trockenes Pulver“ zu lagern und trotzdem eine Rendite zu erzielen. Auch Privatanleger nutzen MMFs als Alternative zum Tagesgeld oder Festgeld.

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Was passiert bei deutlichen Zinssenkungen mit diesem Geld?

Am Markt herrscht Konsens darüber, dass die Fed im Grunde keine Wahl hat, als die Zinsen weiter zu senken. Marktprognosen der CME Group zeigen, dass mehr als die Hälfte der Marktteilnehmer mit einem Zinssatz von 3 Prozent oder geringer in 12 Monaten rechnet.

Bildquelle: cmegroup.com

Am Markt herrscht zudem die These, dass dies eine große Kapitalrotation aus den Geldmarktfonds hinein in risikoreichere Vermögenswerte auslösen wird, um den drastischen Renditerückgang auszugleichen. Sollte es zu den erwarteten Zinssenkungen kommen, würde das durch MMFs erzielte Einkommen für Investoren um über hundert Milliarden Dollar zurückgehen – bei einem Inflationsniveau von voraussichtlich weiterhin deutlich über 2 Prozent würde das die reale Rendite deutlich beschneiden.

Wie hoch ist das Potenzial hinter einer solchen Kapitalrotation? Es kursieren Prognosen, die von einer Rotation von bis zu 20 Prozent in Risk-On-Assets ausgehen, was einem Volumen von knapp 1,5 Billionen Dollar entsprechen würde. Für eine grobe Einschätzung lohnt sich ein Blick auf die Käufer von MMFs:

  • Pensionsfonds und Versicherungen: Diese werden das Kapital nicht in risikoreiche Assets umschichten, da sie kein entsprechendes Risikoprofil haben und teils gesetzlich gar nicht die Möglichkeit dazu haben. Eine Rotation in langlaufende Anleihen ist wahrscheinlicher.
  • Banken: Auch Banken werden ihr Kapital nicht in Risiko-Assets umschichten, sondern MMFs weiterhin im Interbankenmarkt als Zwischenfinanzierung nutzen.
  • Unternehmen:  Unternehmen haben mehr Freiheiten, müssen jedoch auf ihren operativen Cashflow, Zwischenfinanzierungen und allgemein ihre Liquidität für ihre Geschäfte achten. Ein Teil der überschüssigen Liquidität könnte eingesetzt werden, um die geringere Rendite auszugleichen, ein Großteil dürfte jedoch weiterhin als Liquiditätspuffer in MMFs verweilen.
  • Hedgefonds: Investmentfonds könnten bei stark sinkenden Zinsen ihr trockenes Pulver in MMFs freisetzen, um sich anderweitig Rendite zu holen. Bei einer entsprechenden allgemeinen Zuversicht, was die Wirtschaftslage und die Liquiditätsbedingungen am Markt angeht, dürfte die Risikofreude steigen.
  • Privatanleger: Auch hier besteht relativ viel Freiheit, wenn es nicht um sehr defensive Strategien geht. Bei einer entsprechenden Risikofreude dürfte auch hier ein Teil des Kapitals in risikoreichere Assets fließen.

Wie sieht das Potenzial wirklich aus?

Für eine bessere Einordnung lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Im Zuge der Dotcom-Bubble in den 2000ern ist auf deutliche Zinssenkungen der Fed ein Abfluss aus Geldmarktfonds erfolgt, der im Einklang mit einem deutlichen Anstieg der Aktienmärkte steht. Ein ähnliches Bild lässt sich nach der deutlichen Zinssenkungsphase im Zuge der Finanzkrise 2008 erkennen.

Geldmarktfonds (blau), Fed-Leitzins (schwarz), S&P500 (grün) | Bildquelle: TradingView

Die Zinssenkungsphase im Zuge der Corona-Krise hat lediglich zu einer relativen Stagnation in Geldmarktfonds geführt. Allerdings muss beachtet werden, dass in dieser Zeit eine Rekordmenge an künstlicher Liquidität in die Märkte gepumpt wurde. Während eine Menge Kapital in Vermögenswerte geflossen ist, wurde von Institutionen mit sehr defensivem Risikoprofil Kapital in sicheren Anleihen wie Staatsanleihen (teils über Geldmarktfonds) behalten.

Ein möglicher Treiber für den Bitcoin-Preis?

Eine größere Zinssenkungsphase hat das Potenzial, eine gewisse Kapitalrotation aus Geldmarktfonds in Risk-On-Assets auszulösen. Ein kompletter Exodus ist unwahrscheinlich, aber das Potenzial ist dennoch beachtlich, ausgehend von der 20-prozentigen Rotation nach der Dotcom-Bubble und der 25-prozentigen Rotation nach der Finanzkrise.

Neben Aktien kann auch Bitcoin stark von einer solchen Rotation profitieren. Das Asset wirft zwar keine Zinsen ab, hat jedoch in einem Umfeld guter Liquiditätsbedingungen eine extreme Wachstumsdynamik. Hinzu kommt, dass langfristige Staatsanleihen als Alternative zunehmend unattraktiver werden, da die US-Schuldenkrise die langfristige Stabilität des Dollar-Systems gefährdet. Selbst hohe Zinsen bei langlaufenden Anleihen locken Anleger angesichts einer laufenden Entwertung des Dollars immer weniger, während Bitcoin als alternativer Kapitalspeicher zunehmend an Attraktivität gewinnt.

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