XPUB steht für Extended Public Key und ist ein öffentlicher Extended-Key, der in hierarchisch deterministischen Wallets erzeugt wird und mit dem Master-Public-Key verknüpft ist. Praktische Anwendungen von „xpubs“ sind Watch-only-Wallets, Buchhaltungssysteme, Steuertools oder Zahlungs-Gateways, weil XPUBs erlauben, alle bisherigen und künftigen Empfangsadressen zu beobachten, ohne die Private Keys offenzulegen. Trotzdem sollte ein xpub nicht leichtfertig veröffentlicht und immer gut geschützt werden. Denn wer ein XPUB kennt, kann zwar keine Transaktionen autorisieren, aber sämtliche abgeleiteten Adressen und deren Transaktionen jetzt und in Zukunft überwachen.
Ein xpub enthält nicht nur den öffentlichen Schlüssel, sondern auch einen sogenannten Chain-Code und Metadaten wie Tiefe, Parent-Fingerprint oder den Child-Index. Der Chain-Code ist dabei keine geheime zusätzliche Information im Sinne eines Private Keys, er ist aber zusammen mit dem Public Key notwendig, um Child Keys zu berechnen. Dabei kann man sich den Chain-Code vereinfacht als eine Art nummerisches Zusatzmaterial vorstellen, das die Ableitungen steuert. Zusammen ermöglichen Public Key und Chain-Code das Ableiten aller non-hardened Child-Public-Keys einer Wallet, ohne dass private Schlüssel herausgegeben werden müssen.
Non-hardened bedeutet hier, dass die Ableitung rein mit öffentlichen Daten möglich ist, während gehärtete Ableitungen den privaten Eltern-Schlüssel benötigen und sich daher nicht aus einem xpub rekonstruieren lassen. Gehärtete Indizes werden in Ableitungspfaden oft mit einem Apostroph markiert und sehen etwa so aus: m/44’/0’/0′.

Das geheime Gegenstück zum XPUB ist der Master Private Key, in BIP-Terminologie XPRV genannt, der aus der Seed-Phrase abgeleitet wird. Die Seed-Phrase ist die menschenlesbare Wörterfolge, aus der durch einen deterministischen Prozess erst der Seed und daraus dann XPRV und XPUB entstehen. XPUBs werden üblicherweise serialisiert und in Form langer Zeichenketten ausgegeben, die je nach Serialisierung unterschiedliche Präfixe tragen.
Bei Bitcoin findet man deshalb Varianten wie XPUB, YPUB und ZPUB, und die Versionsbytes dieser Serialisierung geben Rückschluss darauf, welcher Adresstyp erwartet wird. Für Legacy Adressen (diese beginnen mit 1) ist es der „xpub“, für P2WPKH in P2SH (Adressen beginnen mit einer 3) der „ypub“ und für native SegWit Adressen (diese beginnen mit bc1) lautet das Präfix „zpub“. Viele Wallets und Tools nutzen diese Präfixe und viele andere Kryptowährungen handhaben Extended Keys nach ähnlichen Prinzipien, wobei technische Details zwischen Kurven und Standards variieren können.
Welche Kryptowährugen haben einen XPUB?
Viele der Kryptowährungen, die man heute in den Top-100 sieht, nutzen hierarchisch deterministische Wallet-Hierarchien nach BIP-32/39/44 oder kompatiblen Erweiterungen. Daher können daraus Extended Public Keys entstehen, welche von den Wallets als XPUB, YPUB oder ZPUB ausgeben werden können. Für klassische Bitcoin-Forks und die meisten UTXO-basierten Kryptowährungen ist das der Standard, während bei jüngeren Blockchains oft abgewandelte Derivations-Standards oder andere Kurven zum Einsatz kommen. Deswegen macht nicht jede Blockchain auch automatisch das XPUB-Format verfügbar.
Coin | Ticker | xPub verfügbar? | Anmerkung |
Bitcoin | BTC | Ja | Standard BIP32/BIP44, Varianten xpub/ypub/zpub für unterschiedliche Adresstypen. |
Bitcoin Cash | BCH | Ja | Fork von Bitcoin, daher BIP32-kompatible Extended-Keys. |
Ethereum | ETH | Teilweise | HD-Seeds und m/44’/60′ sind üblich, aber xPub selten als UI-Export, weil account-basiertes Modell. |
Litecoin | LTC | Ja | UTXO-Fork, viele Wallets exportieren Extended Public Keys. |
Dogecoin | DOGE | Ja | Bitcoin-ähnliches HD-Schema; Extended Public Keys verfügbar. |
Zcash | ZEC | Teilweise | Transparente t-Adressen unterstützen BIP32-HD, shielded-Adressen nutzen eigenes Schema. |
Monero | XMR | Nein | CryptoNote-Architektur mit anderen Key-Strukturen, kein klassisches xpub-Format. |
Binance Smart Chain | BNB | Nein | Account-basiert (BEP-20), Wallets nutzen HD-Seeds, aber kein standardisiertes xpub-UI wie bei UTXO-Coins. |
Eine vollständige Liste mit tausenden Coins, die xpub unterstützen, findest du im SLIP-Register, wobei man einschränkend anmerken muss, dass viele der Kryptowährungen auf dieser Liste heute keine Rolle mehr spielen.
Wie finde ich den XPUB in meinem Wallet?
Hier zeigen wir dir, wie du bei den gängigsten Wallets nach dem Extended Public Key suchst. Beachte, dass es nicht unbedingt für jede Hardware- und Softwarelösung gibt es einen verlässlichen Weg gibt, wie du den XPUB anzeigen oder exportieren kannst. Falls dein Wallet das XPUB nicht direkt anbietet, kannst du immer noch versuchen eine der unten vorgestellten Wallets zu nutzen, um den XPUB zu nutzen.
Ledger Live
Öffne die Ledger Wallet Applikation und navigiere zu Accounts. Wähle den Account des Assets, dessen Extended Public Key du brauchst, und öffne die Kontodetails. Tippe auf das Werkzeugsymbol oben rechts und klappe die erweiterten Logs auf. Hier findest du einen Eintrag, der so aussieht:
{
"xpub": " xpub6CUGRUonZSQ4TWtTMmzXdrXDtypWKiKrhko4egpiMZbpiaQL2jkwSB1icqYh2cfDfVxdx4df189oLKnC5fSwqPfgyP3hooxujYzAu3fDVmz",
"index": 0,
"freshAddressPath": "84'/0'/0'/0/0",
"id": "js:2:bitcoin: xpub6CUGRUonZSQ4TWtTMmzXdrXDtypWKiKrhko4egpiMZbpiaQL2jkwSB1icqYh2cfDfVxdx4df189oLKnC5fSwqPfgyP3hooxujYzAu3fDVmz:native_segwit",
"blockHeight": 920219
}
Jetzt kannst du den Extended Key aus dem Eintrag rauskopieren.
Wichtig zu wissen ist, dass Ledger aus Kompatibilitätsgründen für alle Accounts standardmäßig einen xpub ausgibt, auch wenn der Account SegWit- oder native-SegWit-Adresstyp verwendet. Viele Wallets und Tools erwarten für SegWit-Accounts aber ein anderes Präfix, deshalb ist beim Import manchmal ein kleiner Handgriff nötig.
Öffne beim Import die Ledger-Exportdaten beziehungsweise den Eintrag, in dem du den Ableitungspfad siehst. Wenn der Pfad 49′ enthält, handelt es sich üblicherweise um ein SegWit-Konto; dann ändere im kopierten Extended-Key das Präfix von xpub auf ypub, also tausche das führende x gegen ein y. Wenn der Pfad 84′ enthält, handelt es sich um ein native-SegWit-Konto; dann ändere xpub in zpub, also ersetze das führende x durch ein z.
Trezor
Trezor Suite oder die Web-App zeigen Kontodetails an und erlauben das Anzeigen des Extended Public Key. Verbinde dein Trezor, wähle das Bitcoin-Konto aus und öffne die Kontodetails oder die erweiterten Einstellungen, dort findest du in der Regel eine Option XPUB anzeigen oder Export extended public key. Alternativ kannst du das Gerät mit Electrum verbinden und den XPUB wie bei Ledger über Electrum auslesen. Notiere dir beim Export die Präfixe, denn je nach Kontoart kann das XPUB als xpub, ypub oder zpub erscheinen.
BitBox (BitBox02)
Die BitBoxApp bietet in den Kontoeinstellungen eine Exportfunktion für Kontoinformationen. Öffne die BitBoxApp, wähle das gewünschte Bitcoin Konto und suche in den erweiterten Optionen nach Export oder Kontodetails. Falls die App kein direktes XPUB anzeigt, verbinde die BitBox02 mit Electrum oder Sparrow und lese den Extended Public Key über das Hardware-Wallet Interface aus. Bewahre jede Exportdatei sicher auf und verwende für Watch-only nur das XPUB, niemals das xprv.
Tangem

Öffne die Tangem Wallet-App und wähle das Token, für das du den XPUB brauchst. Tippe oben rechts auf die drei Punkte und wähle „Generiere XPUB“. Bestätige gegebenenfalls mit deinem Zugangscode oder der biometrischen Authentifizierung und scanne deine Tangem-Karte. Der XPUB erscheint als lange alphanumerische Zeichenfolge, die du als .txt-Datei speichern oder per Nachricht beziehungsweise E-Mail weiterleiten kannst.
Electrum
Electrum ist eines der einfachsten Tools, um ein XPUB anzuzeigen. Öffne Electrum, lade oder verbinde dein Wallet und gehe zu Wallet Informationen. Dort steht der Master Public Key beziehungsweise der Extended Public Key, den du kopieren oder als Watch-only Wallet exportieren kannst. Electrum kennzeichnet auch, ob es sich um ein xpub, ypub oder zpub handelt und hilft beim Konvertieren falls ein Drittanbieter ein anderes Präfix erwartet.
Sparrow
Sparrow Wallet zeigt Extended Public Keys sehr transparent an. Öffne Sparrow, lade dein Wallet und klicke auf das Konto oder die Scriptansicht. In den Kontodetails oder im Menü Export findest du die Option Extended Public Key kopieren. Sparrow zeigt außerdem den Ableitungspfad und das verwendete Präfix an, so dass du genau weißt, ob das exportierte Objekt einem xpub, ypub oder zpub entspricht. Sparrow eignet sich gut, um ein Hardware-Wallet anzubinden und das XPUB sicher für Buchhaltung oder Watch-only zu verwenden.
FAQ zu XPUB
Ist ein XPUB sicher, wenn ein einzelner Child-Private-Key gestohlen wurde?
Nein, nicht unbedingt, denn es hängt davon ab, ob der betroffene Schlüssel gehärtet oder nicht gehärtet abgeleitet wurde. Bei nicht gehärteten Ableitungen kann ein Angreifer, der sowohl den Child-Private-Key als auch den zugehörigen XPUB kennt, den übergeordneten privaten Schlüssel rekonstruieren. Dadurch wäre die gesamte Hierarchie dieser Ableitung kompromittiert. Bei gehärteten Ableitungen ist das hingegen nicht möglich, da für deren Berechnung der Eltern-Privatschlüssel benötigt wird. Selbst wenn ein Child-Private-Key verloren geht, bleibt der XPUB in diesem Fall sicher.
Wie unterscheidet sich ein XPUB von einem Master-Public-Key?
Ein Master-Public-Key ist der oberste öffentliche Schlüssel eines hierarchisch-deterministischen Wallets (BIP32). Der XPUB hingegen kann auf jeder Ebene der Hierarchie stehen und enthält neben dem öffentlichen Schlüssel auch Metadaten wie Chain Code, Tiefe und Index. Jeder XPUB beschreibt also einen bestimmten Knoten in der Wallet-Struktur, nicht zwangsläufig den Master-Schlüssel selbst.
Wie werden XPUBs in Multisig-Wallets verwendet?
In einer Multisig-Wallet teilt jede beteiligte Partei ihren XPUB mit den anderen. Aus diesen XPUBs lassen sich alle notwendigen Empfangsadressen berechnen, ohne dass jemand private Schlüssel offenlegen muss. Die Signatur einer Transaktion erfolgt später mit den jeweiligen privaten Schlüsseln lokal. Dadurch bleibt das System transparent und gleichzeitig sicher. Kein Teilnehmer kann allein eine Transaktion autorisieren.
Was sollte ich tun, wenn ich versehentlich meinen XPUB veröffentlicht habe?
Ein veröffentlichter XPUB ist kein unmittelbares Sicherheitsrisiko im Sinne von „Geldverlust“, da er keine Transaktionen signieren kann. Allerdings offenbart er sämtliche Adressen, Guthaben und Transaktionshistorien des betreffenden Kontos. Du solltest daher das betroffene Wallet nicht weiterverwenden und einen neuen Seed generieren. Alle Mittel transferierst du auf eine Adresse des neuen Seeds.
Kann ich denselben Seed in einer anderen Wallet verwenden, ohne dass sich der XPUB ändert?
Nicht immer, denn der Seed selbst ist zwar identisch, doch der daraus abgeleitete XPUB hängt vom Ableitungspfad ab. Wenn zwei Wallets unterschiedliche Pfade oder Standards (z. B. BIP44, BIP49, BIP84) nutzen, entstehen unterschiedliche XPUBs und Adressen. Nur wenn Pfad, Coin-Type und Ableitungsmethode exakt übereinstimmen, bleibt der XPUB gleich.
Ist ein XPUB dasselbe wie eine Watch-Only-Wallet?
Nein, denn eine Watch-Only-Wallet ist eine Wallet-Konfiguration, die lediglich öffentliche Informationen enthält, aber meist einen oder mehrere XPUBs. Damit lassen sich Adressen überwachen, aber keine Transaktionen signieren. Der XPUB ist also nur ein Bestandteil einer Watch-Only-Wallet, nicht die Wallet selbst.