Das US-Unternehmen Strategy, das früher unter dem Namen MicroStrategy bekannt war, hat im zweiten Quartal 2025 beeindruckende Geschäftszahlen vorgelegt. Im Mittelpunkt steht dabei erneut die unternehmenseigene Bitcoin-Strategie. Das Unternehmen meldete für das abgelaufene Quartal einen operativen Gewinn von 14 Milliarden US-Dollar. Der Nettogewinn lag bei 10 Milliarden US-Dollar, was einem Gewinn von 32,60 US-Dollar pro Aktie entspricht. Gleichzeitig wuchs der Bitcoin-Bestand auf 628.791 BTC, wodurch Strategy seine Rolle als der größte börsennotierte Bitcoin-Halter der Welt weiter ausbaute.
Der Zuwachs an Bitcoin wurde auch im laufenden Jahr konsequent fortgesetzt. Seit Jahresbeginn beläuft sich der rechnerische Wertzuwachs durch Bitcoin auf 13,2 Milliarden US-Dollar. Der durchschnittliche Einstandspreis pro Bitcoin liegt laut eigenen Angaben bei rund 73.000 US-Dollar. Möglich wurden diese Investitionen durch Kapitalmaßnahmen, bei denen Strategy in großem Stil neue Aktien und Vorzugsaktien ausgegeben und dabei über zehn Milliarden US-Dollar eingenommen hat.
Im Ausblick für das Gesamtjahr geht das Unternehmen von einem weiteren deutlichen Gewinnsprung aus. Der operative Gewinn soll bis Jahresende auf 34 Milliarden US-Dollar steigen, der Nettogewinn auf 24 Milliarden US-Dollar. Maßgeblich für diesen Anstieg sind nicht nur die gestiegenen Bitcoin-Preise, sondern auch die Änderungen in der Bilanzierung. Seit 2025 wird der Bitcoin-Bestand zum Fair Value bewertet. Gewinne durch Kurssteigerungen werden daher direkt im Ergebnis ausgewiesen.
Neue Bewertungskennzahl regelt zukünftige Käufe
Eine zentrale Neuerung in der Kapitalstrategie von Strategy betrifft den sogenannten mNAV. Diese Kennzahl ist eine Art Bewertungsmaßstab, mit dem das Unternehmen bestimmt, ob und wann es neue Aktien ausgeben will, um weiteres Kapital für Bitcoin-Käufe aufzunehmen. Der Begriff steht für „market-based Net Asset Value multiple“ – also das Verhältnis zwischen dem Börsenwert des Unternehmens und dem Wert der eigenen Bitcoin-Bestände.
Je höher der Börsenwert im Vergleich zum Bitcoin-Vermögen ausfällt, desto günstiger ist es für das Unternehmen, neue Aktien zu platzieren, ohne die bestehenden Aktionäre übermäßig zu verwässern. Strategy hat angekündigt, künftig nur dann neues Kapital über die Ausgabe von Aktien aufzunehmen, wenn dieser Multiplikator einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Unterschreitet der Unternehmenswert den 2,5-fachen Wert der Bitcoin-Reserven, soll grundsätzlich keine neue Aktienemission erfolgen. Liegt er deutlich darüber, will das Unternehmen gezielt neue Mittel aufnehmen, um seine Bitcoin-Position weiter auszubauen.
In der Praxis bedeutet das: Strategy wird in Zukunft vor allem dann Bitcoin kaufen, wenn der Kurs bereits steigt. Das ist ein bewusster Strategiewechsel im Vergleich zu den Vorjahren, in denen Rücksetzer am Markt häufig für größere Käufe genutzt wurden. Durch die mNAV-basierte Kapitalplanung will das Unternehmen die Ausgabe neuer Aktien auf Phasen beschränken, in denen der eigene Aktienkurs hoch bewertet ist – und damit die Verwässerung für bestehende Investoren begrenzen.
Kapitalflut in Bitcoin wird gebremst
Strategy koppelt seine Bitcoin-Käufe künftig enger an die eigene Börsenbewertung. Nur wenn der Aktienkurs im Verhältnis zum inneren Bitcoin-Wert hoch genug ist, will das Unternehmen neues Kapital aufnehmen, um seine Bestände aufzustocken. Die aggressive Strategie, bei fast jedem Kursniveau Bitcoin zu akkumulieren, wird damit aufgegeben. Stattdessen agiert Strategy opportunistisch – in erster Linie dann, wenn der Markt ohnehin im Aufschwung ist.
Für den Bitcoin-Markt markiert das eine wichtige Wende. MicroStrategy war bislang einer der wenigen großen Käufer, die unabhängig von der Stimmung am Markt Liquidität zur Verfügung stellten – besonders in Schwächephasen. Diese antizyklische Nachfrage fällt nun weitgehend weg. Die Rolle des stabilisierenden Großinvestors wird das Unternehmen in Zukunft nur noch situativ einnehmen. Damit verliert der Markt eine konstante Quelle strategischer Nachfrage, was das Aufwärtspotenzial bei fallenden Kursen begrenzt und in Schwächephasen zu stärkerem Abwärtsdruck führen könnte.
Umso wichtiger werden andere strukturelle Käufer. Vor allem die US-Spot-Bitcoin-ETFs treten nun stärker in den Vordergrund. Sie ziehen kontinuierlich Kapital an – auch in Seitwärtsphasen – und könnten so die entstehende Lücke teilweise schließen. Auch andere Unternehmen mit Bitcoin-Strategie rücken in den Fokus. Für den Markt bedeutet das: Die Macht der Strategy-Erzählung weicht einer breiteren, aber selektiveren Nachfragebasis, in der ETFs und neue Treasury-Investoren eine immer zentralere Rolle einnehmen.