Zu oft auf die Null gedrückt
Der Stablecoin Tether sorgt erneut für Furore in der Bitcoin-Szene. Für jeden Tether der ausgegeben wird, soll ebenfalls ein US-Dollar hinterlegt sein. Daher gibt das Unternehmen abhängig vom tatsächlichen Geldfluss regelmäßig USDT aus.
Nach Angaben von Tether werden dabei auch USDT ausgegeben, wenn die US-Dollar Einlagen noch im Zulauf sind. So soll sichergestellt werden, dass Großinvestoren und Unternehmen Liquidität besitzen und am Markt schnell agieren können.
Nun kam es aber am Wochenende zu einem denkbar ungünstigen Vorfall. Am Samstag, den 13. Juli wurden insgesamt 5 Milliarden USDT auf der TRON Blockchain ausgegeben. Dabei gab es aber gar keine 5 Milliarden US-Dollar Deckung.
Der Fehler entstand, als man einen Betrag von 50 Millionen USDT von der OMNI zur TRON Blockchain wechseln lassen wollte. Anscheinend hatte man sich mit den Nullstellen vertan.
Schnell bemerkt
Ein Vorteil in dieser Situation war die Transparenz der Blockchain-Technologie. Tether wird genauestens überwacht und zwar nicht von der Bankenaufsicht, sondern von der breiten Öffentlichkeit.
So gibt es verschiedene Bots die das Geschehen beobachten und automatisiert Rückmeldung über die Ausgabe neuer Beträge geben. Darunter auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Auf diesem Weg kann sich jeder Interessent fast in Echtzeit über die Transaktionen informieren.
Daher wurde man sehr schnell auf das Problem aufmerksam und suchte nach einer Lösung.
Einfach verbrannt
Genauso schnell, wie man die USDT ausgegeben hatte, konnten sie dann aber doch nicht wieder verschwinden. In zwei Transaktionen wurden die 5 Milliarden USDT wieder verbrannt und der Spuk war vorbei.
Es zeigt aber auch, wie wichtig eine aufmerksame Öffentlichkeit ist und gibt einen guten Eindruck davon, wie Banking in der Zukunft aussehen könnte. Keine Transaktion würde unbemerkt ablaufen können und ungewöhnliche Ereignisse würden direkt bemerkt werden.
USDT in der Kritik
Zuletzt stand der Stablecoin immer wieder in der Kritik. Zum einen konnte während des Verfahrens in New York enthüllt werden, dass USDT gar nicht zu 100% durch US-Dollar Einlagen gedeckt ist. Zum anderen gibt es die Theorie, dass mit USDT der Bitcoin-Preis künstlich aufgeblasen wird.
Diese Überlegung ist nicht ganz verkehrt, übersieht jedoch einige wichtige Fakten. Auch wenn die Geschäftspraxis hinter Tether nicht gänzlich dem entspricht, was man sich eigentlich von Kryptowährungen verspricht, schneidet sich das Unternehmen die Dollar nicht komplett aus den Rippen.
Zusätzliche Faktoren
Außerdem bildet die Ausgabe von neuen USDT und dem kurz danach häufig steigenden Bitcoin-Preis eine Korrelation, jedoch ist sie nicht die einzige Ursache für die Preisanstiege. So ist beispielsweise auch das Geschehen an den Spotmärkten relevant und dort werden nicht unbedingt USDT akzeptiert. Hinzu kommen außerdem die verschiedenen Märkte für Bitcoin Derivate.
Gleiches gilt für das Verhalten von Kleinanlegern. Diese lassen sich in der Regel keine USDT ausschütten, sondern tätigen ihre Geschäfte gegen „echte“ US-Dollar und andere Fiat-Währungen.
Der Endverbrauchermarkt ist ein sehr großes Segment bei Kryptowährungen. Tatsächlich gibt es im Vergleich zu klassischen Märkten immer noch sehr wenige institutionelle Anleger. Somit hat USDT eine durchaus nicht zu unterschätzende Wirkung, ist aber nicht die einzige Ursache für starke Kursausschläge.