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US-Kapitalkontrollen könnten Bitcoin auf 1 Million US-Dollar treiben


Die Idee, dass der Bitcoin-Kurs eines Tages auf eine Million US-Dollar steigen könnte, ist in der Kryptoszene nicht neu. Doch der ehemalige BitMEX-CEO Arthur Hayes entwirft in einem kürzlich veröffentlichten Essay ein Szenario, das diesen Anstieg nicht mit technologischem Fortschritt oder monetärer Euphorie begründet, sondern mit einer geopolitischen und wirtschaftlichen Zeitenwende: den schrittweisen Kapitalkontrollen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Hayes’ Argumentation beginnt mit einer fundamentalen Analyse der strukturellen Ungleichgewichte in der US-Wirtschaft. Während sich das Land ein chronisches Handelsdefizit leistet, fließt der aus dem Exportüberschuss anderer Länder erwirtschaftete Kapitalstrom zuverlässig in US-Finanzmärkte – vor allem in Anleihen, Aktien und Immobilien. Dieses System funktioniere nur, so Hayes, weil es kaum Alternativen gebe. Weder China noch Japan seien bereit oder in der Lage, ihre Finanzmärkte so zu öffnen, dass überschüssiges Kapital dort in vergleichbarem Umfang investiert werden könne. Und auch der Euro-Raum erfülle diese Bedingung nicht.

In der Sichtweise von Hayes ist das globale Finanzsystem dadurch auf Gedeih und Verderb an den US-Dollar gebunden. Doch genau hier sieht er einen kommenden Bruch. Denn die politische Bereitschaft, dieses System aufrechtzuerhalten, nehme in den USA ab. Insbesondere das wirtschaftspolitische Lager um Donald Trump erkenne zunehmend, dass die Dominanz des Dollars zwar geopolitischen Einfluss sichere, aber zugleich die industrielle Substanz der USA ausgehöhlt habe. Der Versuch, durch Zölle ein Gleichgewicht zu schaffen, sei politisch schwer durchzuhalten und ökonomisch wirkungslos. Stattdessen werde sich ein neuer Kurs durchsetzen, nämlich die Besteuerung von ausländischem Kapital, das in amerikanische Vermögenswerte investiert wird.

Ein solcher Schritt wäre laut Hayes nicht nur einfacher durchsetzbar als flächendeckende Handelszölle, sondern auch politisch vermittelbar. Die Einnahmen aus einer Kapitalsteuer auf ausländische Investoren – Hayes nennt einen Satz von zwei Prozent jährlich – könnten genutzt werden, um die Steuerlast der eigenen Bevölkerung zu senken. In seiner Rechnung würden damit rund 600 Milliarden Dollar pro Jahr generiert – genug, um die Einkommenssteuer für einen Großteil der Amerikaner abzuschaffen.

Die Auswirkungen auf den globalen Kapitalfluss wären jedoch tiefgreifend. Wenn ausländisches Kapital die USA meidet, weil die Nettorendite durch die Steuer sinkt, muss es alternative Anlageformen finden. In einer Welt, in der Kapitalströme zunehmend nationalen Interessen untergeordnet werden, sieht Hayes Bitcoin als die attraktivste Lösung. Nicht als kurzfristige Spekulation, sondern als langfristigen, zensurresistenten und global zugänglichen Wertspeicher.

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Er verweist dabei auf die strukturellen Eigenschaften von Bitcoin: Die Kryptowährung sei nicht nur unabhängig von nationalen Kapitalverkehrsregelungen, sondern könne – anders als Gold – rein digital übertragen und verwahrt werden. In einer Welt fragmentierter Finanzsysteme sei Bitcoin das einzige neutrale Vehikel, das die Funktion eines „globalen Rettungsboots“ für Kapital übernehmen könne.

Hayes entwickelt seine These weiter: Wenn selbst nur zehn Prozent der derzeit rund 33 Billionen US-Dollar an ausländischem Portfoliovermögen in Bitcoin umgeschichtet würden, käme es zu einer massiven Preisbewegung. Der Markt sei schlichtweg zu klein, um ein derartiges Kapitalvolumen aufzunehmen, ohne dass es zu exponentiellen Kurssteigerungen komme. Langfristige Bitcoin-Halter würden zwar nach und nach verkaufen, doch der erwartbare Nachfrageüberhang könne den Kurs auf ein neues, historisches Niveau katapultieren.

Zugleich weist Hayes auf eine zweite Dynamik hin. Die USA müssten den Abzug ausländischen Kapitals durch geldpolitische Maßnahmen kompensieren. Eine Rückkehr zu massiven Anleihekäufen, das Ende quantitativer Straffung und eine neue Welle fiskalischer Stimulation wären seiner Ansicht nach unausweichlich. Die daraus resultierende Liquiditätsflut würde zusätzlich in Sachwerte fließen – insbesondere in Bitcoin.

Für Hayes ist klar: Die Ära der uneingeschränkten Kapitalmobilität geht zu Ende. Stattdessen steuere die Welt auf eine Phase zu, in der Staaten wieder vermehrt versuchen, Kapitalflüsse zu kontrollieren, um nationale Interessen zu wahren. Diese „Balkanisierung der Finanzmärkte“ macht aus seiner Sicht Bitcoin nicht nur relevant, sondern essenziell.

Noch gibt es keine breite Diskussion

Ob es tatsächlich zu einer Politik umfassender Kapitalkontrollen in den USA kommt, ist derzeit ungewiss. Offiziell werden solche Maßnahmen nicht diskutiert, weder im Kongress noch durch das US-Finanzministerium. Doch in wirtschaftspolitischen Kreisen um Donald Trump mehren sich Stimmen, die mit dem Gedanken spielen, Kapitalzuflüsse durch steuerliche Maßnahmen zu regulieren. Berater wie Scott Bessent und Stephen Miran bringen entsprechende Vorschläge ins Spiel – sie fordern etwa eine Art Kapitalertragsteuer für ausländische Investoren, um das US-Handelsdefizit indirekt zu reduzieren. Solche Überlegungen stellen zwar noch keine offizielle Linie dar, deuten aber an, dass die bisherige Tabuisierung von Kapitalkontrollen bröckelt. In Fachmedien wie der Financial Times wird offen gefragt, ob die USA bereit sind, diese bislang heilige Kuh der globalisierten Finanzarchitektur zu schlachten.

In der Europäischen Union sind Kapitalkontrollen dagegen derzeit kein Thema der wirtschaftspolitischen Mainstream-Debatte. Sie werden ausschließlich im Kontext geopolitischer Krisen, etwa im Rahmen von Sanktionen gegen Russland, in Erwägung gezogen. Vielmehr verfolgt die EU mit Initiativen wie der Kapitalmarktunion das Ziel, grenzüberschreitende Investitionen zu erleichtern und Kapitalmärkte weiter zu integrieren.

Insgesamt lässt sich sagen: Die Einführung umfassender Kapitalkontrollen ist aktuell nicht unmittelbar wahrscheinlich, weder in den USA noch in Europa. Doch das politische Denken verändert sich – und mit ihm die Offenheit für unkonventionelle Maßnahmen. Die gedankliche Tür zu solchen Instrumenten steht bereits einen Spalt weit offen, zumindest in Washingtoner Think-Tanks.

Vor diesem Hintergrund gewinnt Arthur Hayes’ Argumentation an Relevanz – nicht als Beschreibung aktueller Politik, sondern als Warnung vor einem möglichen Paradigmenwechsel. Sollte es zu einer Re-Regionalisierung der Finanzströme kommen, bei der Staaten zunehmend versuchen, Kapital im Inland zu binden und ausländisches Kapital zu besteuern, könnte Bitcoin als global zugängliches, nichtstaatliches Vermögensgut enorm profitieren. Nicht als Ersatzwährung im Alltag, sondern als Fluchtpunkt für Vermögen in einer multipolaren, zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft.

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