Während der diesjährigen BTC Prague ließ man mit einer kleinen Show-Einlage die Bombe platzen. Dirk Röder kündigte verklausuliert an, dass man sich bald mit „digitaler monetärer Photosynthese“ befassen will. Auf Nachfragen eines Moderators, ob damit Bitcoin-Mining gemeint ist, bestätigte Röder, dass die Telekom zukünftig in das Geschäft einsteigen will.
Aktuell betreibt die Tochter Telekom MMS, Bitcoin und Lightning Nodes, was jedoch nur ein Ausschnitt des Web3- und Krypto-Engagements ist. Im Bereich des Stakings ist man nämlich schon deutlich länger aktiv. So betreibt man etwa Staking-Infrastruktur für Polkadot, Polygon, Celo, Chainlink und seit der Umstellung im Jahr 2022 auch für Ethereum. Mining scheint also die logische Fortsetzung zu sein, obgleich das Staking mit einigen Servern leichter zu bewerkstelligen sein dürfte.
Wie die Pläne konkret aussehen sollen, liegt aktuell noch im Dunkeln. Man bräuchte nämlich nicht nur eine Menge Hardware, um ernsthaft in dieses Geschäft einzusteigen, sondern auch einen geeigneten Standort. Schließlich braucht eine Mining-Farm nicht nur entsprechende Räumlichkeiten. Das Wichtigste dürfte der Bezug von kostengünstigem Strom sein.
Kommen Solaranlagen ins Spiel?
Die von Röder gewählte Bezeichnung legt die Vermutung nahe, dass man Energie mit Solaranlagen gewinnen will, um diese für das Mining zu nutzen. Unwahrscheinlicher ist es, dass man den Strom am deutschen Markt beziehen möchte. Die Preise sind in Europa im internationalen Vergleich sehr hoch und machen das Mining damit grundsätzlich unwirtschaftlich.
Unternehmen, die sich auf das Bitcoin-Mining spezialisiert haben, zieht es deshalb primär in die USA, Kasachstan und teilweise auch nach Asien. Je nach Region finden sie unschlagbar günstige Energiepreise, welche den Dauerbetrieb der Anlagen möglich machen.
Interessant ist die Ankündigung primär deshalb, weil das Mining an Ansehen eingebüßt hat. In den vergangenen 4 Jahren wurde in Fachkreisen, den Medien und der Politik darüber debattiert, ob die Industrie mit den aktuellen Umweltzielen vereinbar ist. Kritiker betrachten das Mining als pure Stromverschwendung und verweisen darauf, dass Transaktionen mit anderen Technologien mit weniger Energieaufwand zu bewerkstelligen sind. Dabei braucht es selbstverständlich aber immer eine dritte Partei, der man sein Vertrauen schenkt. Befürworter von Bitcoin legen jedoch darauf Wert, dass niemand die Hoheit über das Bitcoin-Netzwerk hat und jedermann die Teilnahme frei möglich ist. Die Frage der Wertbeständigkeit ist ebenfalls eng mit dem Mining verbunden, denn die Menge an BTC wird in einem festgelegten Rahmen gesteuert.
Die Telekom könnte also die Debatte beleben und Wege aufzeigen, wie umweltverträgliches Mining möglich ist.
Mining-Industrie auf dem Vormarsch
In den USA dominieren börsennotierte Unternehmen den Markt. In anderen Ländern sind es aber in erster Linie Gelder vom Staat, welche den Stein ins Rollen bringen. Beispiel dafür ist der Oman, der 2023 satte 1,1 Milliarde US-Dollar in Anlagen investierte.
Auch El Salvador und das kleine Land Bhutan sind unlängst ins Mining eingestiegen, wobei Bhutan überschüssige Energie aus der Wasserkraft für diesen Zweck verwendet. Stablecoin-Marktführer Tether ist ebenfalls im Mining aktiv. Das Unternehmen expandiert dazu nach Uruguay, wo Wind- und Wasserkraft als Stromlieferant für die Anlagen dienen.
Bitcoin-Gegner müssen sich also damit anfreunden, dass alternative Energiegewinnung mit einer alternativen Digitalwährung vereinbar ist.