- Präsident Nayib Bukele gab via Twitter bekannt, dass El Salvador erneut Bitcoin nachgekauft hat.
- Bisher notiert El Salvadors Bitcoin-Reserve im Minus, obgleich sich Bukele optimistisch gab.
- Das Land kämpft immer noch mit einer Reihe wirtschaftlichen und sozialen Problemen, während die Bitcoin-Strategie zunehmend in Kritik gerät.
Erneut verkündete Präsident Bukele via Social Media, dass sein Land Bitcoin nachgekauft hat. Allerdings scheint man im Sommer 2022 wesentlich kleiner Brötchen zu backen als noch im letzten Jahr. Denn es handelt sich um bescheidene 80 BTC. Was für den Durchschnittsbürger sicherlich ein stattliches Vermögen ist, ist in den Dimensionen, in der sich Staatshaushalte bewegen, doch eher ein Tropfen auf den heißen Stein.
Laut Bukele kaufte man für einen Durchschnittspreis von 19.000 US-Dollar, was also eine Investition von rund 1,5 Millionen US-Dollar bedeutet. Insgesamt ist die Position, die sein Land hält, deutlich unter Wasser, denn auf dem Papier steht ein Verlust von über 55 %. Das geht auch Vorreiter MicroStrategy sehr ähnlich, denn auch Michael Saylors Unternehmen stockte große Summen während des Bullenmarktes 2021 auf.
Für El Salvador steckt ein sehr hohes Risiko in den staatlichen Zukäufen, denn um die Finanzen des Landes ist es nicht gut bestellt. Durch die Verschärfung der Situation in der Ukraine, der Inflation und steigende Energiepreise haben ärmere Länder einen noch geringeren Spielraum.
Gefährlicher Ausnahmezustand verlängert
Gleichzeitig befindet sich das ganze Land in einem Ausnahmezustand, weil die Bandenkriminalität außer Kontrolle geraten ist. Organisationen wie die gefürchtete „MS-13“ kontrollieren ganze Teile des kleinen Landes und schrecken auch vor extremen Gewalttaten nicht zurück.
Um dieser Situation zu begegnen, hat die Regierung beschlossen, hart durchzugreifen. Menschenrechtsorganisationen bemängeln, dass es zu willkürlichen Verhaftungen käme und die Gefängnisse mit rund 250 % überbelegt sind. Auch Tote sind zu beklagen und eine zunehmende Militarisierung, um der extremen Bandengewalt begegnen zu können.
Damit dürften für El Salvador viele wirtschaftliche, aber auch soziale Fragen sehr viel drängender sein als Investments in Bitcoin. Unlängst herrscht Krieg zwischen Banden und Truppen der Regierung.
IWF übt Druck aus
Dementsprechend zeigt sich Bukele mit seinem erneuten Zukauf als unbeugsam. Denn neben den Problemen im Inland besteht der IWF schon seit geraumer Zeit darauf, dass man die Bitcoin-Strategie aufgibt. El Salvador braucht dringend Geld in Form von Krediten, was aber immer an Bedingungen geknüpft ist.
Derweil liegen die Bitcoin-Projekte auf Eis. Weder die „Bitcoin City“ noch die geplanten „Bitcoin Bonds“ konnten bisher umgesetzt werden. Vor einem Staatsbankrot hat man jedoch bisher keine Angst. Bleibt nur zu hoffen, dass die Spekulation der Regierung aufgeht, denn anders als MicroStrategy oder professionelle Anleger zockt Bukele mit dem wenigen Geld eines Landes. Ein Scheitern wäre also nicht nur ein fataler Imageverlust für Bitcoin, sondern auch für die Bürger von El Salvador.